25. November 2024

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Nagelsmanns November-Fragen

Julian Nagelsmann will den Schwung seiner USA-Premiere für den ersten Heimauftritt mitnehmen. Vom Bundestrainer werden jetzt Hinweise für die Heim-EM erwartet.

Ein Jungstar verletzt, eine Torwart-Ikone im Wartestand und die ewige Suche nach der Nummer 9: Vor seiner Heimpremiere als Bundestrainer stellen sich für Julian Nagelsmann gleich mehrere Personalfragen. Wenn der 36-Jährige am Freitag seinen Kader für die letzten Test-Länderspiele der Fußball-Nationalmannschaft in diesem Jahr bekannt gibt, werden Hinweise erwartet, wie die Heim-EM 2024 zum Erfolg werden kann. Wichtig für Nagelsmann: Gegen die Türkei und in Österreich soll der Elan der USA-Reise gleich wieder gezeigt werden.

Die Kimmich-Frage

Aus Amerika reiste Joshua Kimmich im Oktober mit Fieber ab. England-Profi Pascal Groß besetzte die plötzlich vakante Sechser-Position neben Kapitän İlkay Gündoğan gegen die USA (3:1) und Mexiko (2:2) famos. Schnell war die Rede von Kimmich als erstem Nagelsmann-Verlierer. Vorschnell sicherlich. Dennoch ist die Personalie nicht ohne Brisanz. Verlockend klingt die Alternative, Kimmich auf die Problemposition hinten rechts zu verschieben. Nagelsmann sieht es ganz pragmatisch: «Wenn Josh besser ist als andere, ist er gesetzt.»

Die Musiala-Frage

Jamal Musiala sitzt mit Schmerzen auf dem Rasen. Dieses Bild vom Mittwoch-Abend aus der Münchner Allianz-Arena konnte Nagelsmann gar nicht gefallen. Die Muskelverletzung des 20-Jährigen verhindert ziemlich sicher eine Fortsetzung des Jugend-forsch-Experiments in der kreativen Zentrale mit Florian Wirtz und Musiala. «Warum sollten die beiden nicht immer zusammenspielen können? Es geht darum, die besten Spieler auf dem Platz zu haben», hatte der Bundestrainer in Amerika gesagt. Die aktuellen Alternativen? Musialas Bayern-Kollege Serge Gnabry könnte nach seinem Armbruch zurückkehren. Debütant Chris Führich vom VfB Stuttgart hinterließ in Übersee allgemein großen Eindruck. 

Die Torwart-Frage

Manuel Neuer ist noch nicht wieder dabei. Aber doch ab sofort wieder präsent. Und die Worte der Torwart-Ikone müssen für die aktuelle Nummer eins, Marc-André ter Stegen, wie eine Warnung klingen. «Egal, in welcher Mannschaft ich spiele, ich will immer auf dem Platz stehen», sagte Neuer, der nach zehn Monaten Zwangspause wegen seines Beinbruchs beim FC Bayern gerade ein sehr solides Comeback hinlegt. Klar ist: Zeigt ter Stegen Schwächen, ist Neuer sofort da. Und würde den Konkurrenten vom FC Barcelona wie vor der WM 2018 zur Not auch kurzfristig wieder verdrängen. Die Torwart-Frage verspricht spätestens im EM-Vorlauf ordentlich Brisanz.

Die Stürmer-Frage

Niclas Füllkrug ist auf der Neun die Nummer eins. Als Mittelstürmer und Tor-Lieferant ist der BVB-Angreifer unumstritten. Aber Nagelsmann plant fix mit einem wuchtigen Stoßstürmer in seinem 4-2-2-2-System und sucht deshalb ein Backup. Thomas Müller war auf der Position in Amerika nur Ergänzungsspieler, eine erneute Berufung von Kevin Behrens vom 1. FC Union wäre eine Überraschung. Der Berliner gestand nach seiner Premiere gegen Mexiko, er sei es «nicht gewohnt, auf so einem Niveau zu trainieren, zu spielen». Als Top-Kandidat für eine DFB-Premiere gilt Philipp Tietz, der zuletzt beim FC Augsburg in Serie traf. «Das ehrt mich, dass mein Name im Zusammenhang mit Julian Nagelsmann genannt wurde. Aber ich glaube, ich muss auf dem Teppich bleiben», sagte Tietz.

Von Arne Richter und Christian Kunz, dpa