22. November 2024

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Neuer erlebt Bayern-Torfest beim Comeback

Manuel Neuer erlebt ein «skurriles» Comeback-Spiel bei Bayerns 8:0 gegen Darmstadt. Einmal hält er grandios. Zum ersten Mal gibt es in der Bundesliga drei Rote Karten in der ersten Hälfte.

Manuel Neuer stand glücklich in den Katakomben der Allianz Arena und sprach mit leuchtenden Augen über sein turbulentes Comeback 323 Tage nach seinem Beinbruch.

«Es war ein sehr emotionaler Tag. Auch ich war mal positiv aufgeregt», sagte der 37 Jahre alte Fußball-Nationaltorhüter nach einem total verrückten 8:0 (0:0) seines FC Bayern gegen Darmstadt 98. Ein Bundesliga-Novum mit drei Roten Karte vor der Pause und acht Toren in Überzahl in der zweiten Hälfte – Neuers Rückkehr bot ein Spektakel.

«Die erste Halbzeit war skurril. Drei Rote Karten, boah, das war schon Wahnsinn», sagte Neuer nach dem Sturm an die Tabellenspitze. Sogar der neue Bundestrainer und sein Ex-Bayern-Coach Julian Nagelsmann hatte ihm tags zuvor «Glück gewünscht», wie Neuer verriet.

Kane: Neuer «bringt viel Persönlichkeit ein»

Die Teamkollegen freuten sich für ihn. «Er ist einer der besten Torhüter der Geschichte. Er bringt viel Persönlichkeit ein», sagte Torjäger Harry Kane. Englands Kapitän war mit drei Treffern (51./68./88. Minute) der Mann des Spiels, Neuer aber der Mann des Tages. Außerdem trafen die Doppelpacker Leroy Sané (56./64.) und Jamal Musiala (61./76.) sowie der eingewechselte Thomas Müller (71.). Neuer riss bei jedem Tor in der dominanten zweiten Hälfte zunehmend entspannt die Hände zum Jubeln in die Höhe. «Ich hatte dem Trainer grünes Licht gegeben, dass es gut funktionieren wird», sagte Neuer.

Der Kapitän hatte mit einer großartigen Parade gegen Marvin Mehlem beim Stand von 0:0 auf Anhieb auch wieder einen wichtigen Anteil am Sieg. Neben dieser Aktion stachen zunächst die Roten Karten für Bayerns Joshua Kimmich (4.) sowie Darmstadts Verteidiger Klaus Gjasula (21.) und Matej Maglica (41.) heraus – jeweils nach Notbremsen.

Applaus für Neuer schon beim Aufwärmen

Als Erster war Neuer vor dem Spiel bei der Ankunft am Stadion aus dem Bayern-Bus gestiegen. Und als er zum Aufwärmen den Rasen betrat, brandete Applaus auf im weiten Rund. Es war ein Kaltstart knapp elf Monate nach dem letztem Spiel beim frühen deutschen WM-Aus in Katar. «Das Schönste war, mit den Jungs wieder auf dem Platz zu stehen.»

Neuer führte die Bayern-Elf als Kapitän an, aber schnell geriet ein anderer Star in den Blickpunkt. Kimmich unterlief nach einem Zuspiel von Neuer ein krasser Ballverlust gegen Mehlem, den der Münchner Mittelfeldspieler mit einer Notbremse korrigierte. Es gab Rot – und Kimmich wird den Bayern damit im kommenden Topspiel bei Borussia Dortmund gesperrt fehlen. «Ich zupfe ihn am Anfang», haderte Kimmich, der Rot zu hart fand. Trainer Thomas Tuchel ärgerte, dass ihm nun ein «Schlüsselspieler» gegen den BVB fehlen wird.

Bayern erst in Unter-, dann in Überzahl

In einer verrückten ersten Hälfte mussten sich die Bayern erst in Unterzahl orientieren, scheiterten dann mehrfach am in dieser Phase noch herausragenden Gästetorwart Marcel Schuhen, ehe zwei ähnliche Notbremsen von Gjasula gegen Konrad Laimer und Maglica gegen Kane die Gäste in Unterzahl brachten. Zuvor hatte Neuer seinen größten Comeback-Auftritt, als er Auge in Auge mit Mehlem mit einer Fußabwehr reaktionsschnell das 0:1 verhinderte. Die Bayern-Fans feierten die Nummer eins für diese Aktion.

Beim zehn gegen neun hatten die Bayern schließlich leichtes Spiel und konnten sich nach Herzenslust mit einem Torfestival auf Dortmund einstimmen. Die Darmstädter waren nun wehrlos. Der herausragende Kane erzielte mit einem Schuss aus der eigenen Hälfte über Schuhen hinweg das Tor des Tages. «Das ist mir zum ersten Mal geglückt», frohlockte Kane. Nach neun Saisonspielen hat der 100-Millionen-Euro-Mann zwölfmal getroffen.

Der anfangs wieder auf der Bank sitzende Müller durfte nach seiner Einwechslung in seinem 450. Bundesligaspiel seinen 145. Treffer bejubeln. «Alles super, 8:0, klasse», sagte der 34-Jährige. Der glücklichste Akteur in der Arena war aber trotzdem Manuel Neuer.

Von Klaus Bergmann, dpa