25. November 2024

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Erster Auftritt als Interimscoach: Was Hrubesch erwartet

In der komplizierten Situation beim Frauen-Nationalteam ist Horst Hrubesch als Krisentrainer gefragt. Der 72-Jährige springt zum zweiten Mal ein - und präsentiert nun seine Strategie.

So wie Julian Nagelsmann bei den Männern soll nun Horst Hrubesch bei den schwächelnden deutschen Fußballerinnen für neuen Schwung sorgen – und vor allem für die so wichtige Olympia-Qualifikation.

Der 72-Jährige präsentiert sich an diesem Freitag (10.00 Uhr) auf dem DFB-Campus in Frankfurt erstmals als Interims-Bundestrainer. Dabei wird auch das Aufgebot für die beiden nächsten Nations League-Spiele der Vize-Europameisterinnen am kommenden Freitag (17.45 Uhr) gegen Außenseiter Wales in Sinsheim und am 31. Oktober (20.00 Uhr) in Island bekannt gegeben.

Verbandspräsident Bernd Neuendorf und der neue Sport-Geschäftsführer Andreas Rettig werden bei der Pressekonferenz ebenfalls dabei sein. Der DFB hatte am 28. September mitgeteilt, dass Hrubesch auf unbestimmte Zeit die erkrankte Cheftrainerin Martina Voss-Tecklenburg ersetzt. Die 55-Jährige war bei der WM in Australien mit dem deutschen Team in der Vorrunde gescheitert, ihre Rückkehr gilt als unwahrscheinlich. Hrubesch hat schon erfolgreich die männliche U21 trainiert und bezeichnet seine neue Aufgabe als «Herzensangelegenheit». Was ihn bei seinem Krisenjob erwartet: 

Die Reaktionen

Nur wenige aktuelle Nationalspielerinnen haben sich bisher zur Hrubesch-Personalie geäußert. «Für uns ist einfach gut, dass es gewisse Klarheit gibt. Ich freue mich darauf, ich habe nur Gutes über ihn gehört», sagte Stürmerin Laura Freigang (Eintracht Frankfurt), die wie andere Ersatzspielerinnen auf mehr Einsatzzeiten hofft. Ex-Nationaltürhüterin Almuth Schult sagte in der ARD: «Natürlich halte ich viel von ihm. Er ist ein Typ, der gut auf Menschen zugeht, der Menschen begeistern kann und die letzten Prozente aus der Mannschaft rausholt.»

Das Umfeld

Das Stürmeridol des Hamburger SV hatte bereits 2018 für acht Monate auf diesem Posten ausgeholfen – zwischen den Amtszeiten von Steffi Jones und Voss-Tecklenburg. Insofern kennt er noch einige Spielerinnen wie Kapitänin Alexandra Popp, Svenja Huth oder Lina Magull. Britta Carlson, die zuletzt Voss-Tecklenburg vertrat, gehört weiter zum Betreuerstab. Zurück als weiterer Co-Trainer ist der Hrubesch-Vertraute Thomas Nörenberg. Nach wie vor vakant ist die Sportdirektoren-Stelle für die Frauen. 

Die Stimmung: Die Spielerinnen hatten zuletzt deutlich eine Lösung gefordert, da ihnen der Schwebezustand um Voss-Tecklenburg sichtlich zu schaffen machte. Die Bundestrainerin fehlt nunmehr seit sechs Wochen, die WM-Analyse konnte nicht abgeschlossen werden. Das WM-Debakel und die anschließende 0:2-Auftaktniederlage in Dänemark in der Nations League sorgte für tiefe Verunsicherung. Auch wenn es zuletzt in Bochum ein 4:0 gegen Island gab. Die Spielerinnen des VfL Wolfsburg, die den Großteil der Auswahl bilden, müssen aber erst mal den Schock des früheren Champions-League-Ausscheidens verkraften. 

Die sportliche Lage

Nur der Gruppenerste hat noch eine Chance auf das Olympia-Ticket für Paris 2024, muss aber das Halbfinale überstehen. Neben Gastgeber Frankreich dürfen nur zwei europäische Teams zu den Sommerspielen. Hrubesch hatte schon bei seiner ersten Amtszeit die gefährdete WM-Qualifikation für Frankreich 2019 gerettet. Falls die Sommerspiele verpasst würden, wäre die EM 2025 in der Schweiz das nächste große Turnier.

Die Kaderstärke

Wenige Stammkräfte sind derzeit in Topform. Abwehrchefin Marina Hegering vom VfL Wolfsburg fehlt immer wieder angeschlagen, Stammkeeperin Merle Frohms erlitt eine Gehirnerschütterung. Hoffnungsträgerin Sydney Lohmann vom FC Bayern fällt verletzt aus. Alternativen aus der Liga? Die Spitze ist nach wie vor dünn. Eine, die sich etablieren könnte, wäre Janina Minge vom SC Freiburg. Die Ideenlosigkeit in der Offensive zieht sich auch durch das Spiel der Münchnerinnen und Wolfsburgerinnen. Besonders hier ist das ehemalige «Kopfball-Ungeheuer» Hrubesch gefordert.

Von Ulrike John, dpa