Bundestrainer Markus Gaugisch wollte nach dem mühevollen Start in die EM-Qualifikation nicht zu streng mit den deutschen Handball-Frauen umgehen.
Dafür fand Jubilarin Xenia Smits im Anschluss an den glanzlosen 31:24 (15:14)-Sieg gegen die Ukraine klare Worte. «Natürlich sind wir nicht zufrieden mit der ersten Halbzeit. Wir haben falsche Entscheidungen getroffen, nicht mit voller Überzeugung gespielt und waren nicht konsequent genug. Vielleicht waren wir zu nett und entspannt am Anfang», resümierte die Rückraumspielerin nach ihrem 100. Länderspiel.
Auch Co-Kapitänin Alina Grijseels – mit sieben Toren beste deutsche Werferin – wollte die schwache Leistung in den ersten 20 Minuten nicht schönreden. «Wir waren nicht wach im Angriff, im Gegenstoß zu hektisch, haben einfache Fehler gemacht und uns selbst verunsichert», zählte die Rückraumspielerin die Mängel in der Anfangsphase auf. Linksaußen Antje Döll übte ebenfalls Selbstkritik: «Das war ein mieser Start. Wir müssen das in Zukunft definitiv besser machen.»
Gaugisch waren die Schwächen seiner Mannschaft, die beim 5:10 schon mit fünf Toren zurücklag, zwar nicht verborgen geblieben. Dennoch hob er nach dem Abpfiff lieber das Positive hervor. «Was mir super gefallen hat, ist, dass wir die Ruhe behalten haben. Wir sind cool geblieben und haben uns auf unsere Stärken besonnen», lobte der 50-Jährige und konstatierte: «Solch ein Sieg bringt immer Selbstvertrauen.»
Spiel gegen Israel abgesagt
Das hätten die deutschen Spielerinnen am Samstag gegen Israel gerne weiter gesteigert. Wegen der aktuellen politischen Lage war die Partie von der Europäischen Handball-Föderation jedoch abgesagt worden, weshalb es für Gaugischs Schützlinge am Freitag in die Trainingshalle statt nach Tel Aviv ging.
«Es ist Wahnsinn, wenn man sieht, was dort passiert. Da ist Handball eine Nebensache. In Israel geht es ums Überleben. Dagegen leben wir in Deutschland wie im Schlaraffenland», sagte Gaugisch und ergänzte: «Unsere Gedanken und Hoffnungen, dass dort – genauso wie in der Ukraine – bald wieder Friede herrscht, stehen über allem. Da ist Handball eine kleine Sache.»
Smits äußerte ebenfalls Verständnis für die Absage des zweiten Gruppenspiels und Mitgefühl für die Betroffenen. «Klar ist es schade, dass das Spiel ausfällt. Aber bei dem, was gerade in der Welt passiert, gibt es deutlich Wichtigeres als ein Handballspiel. Das ist derzeit vollkommen unwichtig. Wir hoffen, dass sich alles bald wieder in Frieden auflöst», sagte sie.
Für die DHB-Auswahl geht die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft Anfang November mit einem Trainingslehrgang und dem Länderspiel gegen Ungarn in München weiter. Bei den Titelkämpfen vom 30. November bis zum 17. Dezember in Dänemark, Norwegen und Schweden strebt das deutsche Team mindestens Rang sieben an, der zur Teilnahme an der Olympia-Qualifikation berechtigt. Smits sieht dem Jahreshöhepunkt mit einem guten Gefühl entgegen: «Wir werden mit Spaß an die Aufgabe gehen und hoffentlich einen Schritt nach vorn machen.»
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