Im mexikanischen Hochland träumen die Beach-Volleyballerinnen Laura Ludwig und Louisa Lippmann vom Eiffelturm.
Bei der Weltmeisterschaft, die aktuell in etwa 2400 Meter Höhe in der 15.000-Einwohner-Stadt Tlaxcala ausgetragen wird, will das Hamburger Duo die nächsten Schritte auf dem Weg zu den Olympischen Spielen im kommenden Jahr in Paris machen. Mit dem Erreichen der Runde der 32 besten Teams sind die 37 Jahre alte Ludwig und die 29-jährige Lippmann auf einem guten Weg.
Spannendes Projekt «LLLL»
Das Projekt LLLL, benannt nach den ersten Buchstaben der beiden Vor- und Nachnamen, ist eines der spannendsten im deutschen Sport. Nach dem Olympia-Sieg 2016 in Rio de Janeiro an der Seite von Kira Walkenhorst und dem Intermezzo mit Margareta Kozuch als Partnerin legte Ludwig eine Schwangerschaftspause ein. Am 16. Mai 2022 brachte die gebürtige Berlinerin, die als eine der weltweit besten Defensivspielerinnen im Sand gilt, ihren zweiten Sohn Lenny zur Welt. Aber schon zuvor reiften die Comeback-Pläne.
An Ludwigs Seite steht seitdem Louisa Lippmann, fünffache deutsche Volleyballerin des Jahres und 162-fache Nationalspielerin in der Halle. Das Team sei «eine Hallenspielerin, die keine Punkte hat, und eine Mami mit zwei Kindern mit wenig Punkten», sagte Ludwig im Oktober 2022 in einer ZDF-Dokumentation mit einem Blick auf die internationale Rangliste und ergänzte: «Mal sehen, wo wir in zwei Jahren stehen.»
Aktuell stehen die Hamburgerinnen nach zwei Siegen und einer Niederlage in der WM-Gruppenphase in der Runde der besten 32 Teams. Am Mittwoch (21.00 Uhr) bekommen sie es mit Agatha Bednarczuk und Rebecca Silva aus Brasilien zu tun. «Sie haben gute Waffen, um gegen die Topteams zu bestehen», sagte Julius Brink am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Der 41-Jährige, seit Ende August Vizepräsident des Deutschen Volleyballverbandes (DVV), spricht aus berufenem Munde. Schließlich holte er 2012 im Sand von London selbst olympisches Gold.
«Hatten als Team unfassbar schwere Voraussetzungen»
Brink beobachtet das Team Ludwig/Lippmann von Beginn an ganz genau: «Sie hatten als Team unfassbar schwere Voraussetzungen. Laura kam aus der Schwangerschaft, Louisa war in der Transformationsphase von der Halle in den Sand. Sie hatten es schwer, in die Topturniere zu kommen, weil sie zu wenig Punkte hatten.» Das Zusammenspiel klappte aber immer besser. Die ersten gemeinsamen Höhepunkte waren Rang drei bei der Europameisterschaft im August dieses Jahres in Wien und anschließend Platz fünf beim Elite16-Turnier am Hamburger Rothenbaum. Für Lippmann war EM-Bronze dabei ein «Meilenstein».
Mitentscheidend für den Aufschwung war auch eine Trainerentscheidung. Nach der Trennung vom Norweger Martin Engvik übernahm im Januar dieses Jahres Ludwigs Ehemann Imorfene Bowes, der seit August auch wieder Bundestrainer ist. Vor allem Louisa Lippmann profitiert von der Zusammenarbeit mit dem Schotten. Bei der Weltmeisterschaft überzeugt die 29-Jährige durch druckvolle Aufschläge und eine dominante Blockarbeit. Fähigkeiten, die auch Julius Brink beeindrucken: «Louisa wird mit jeden Ballkontakt besser», sagt der DVV-Vize, der sich am Mittwoch auf den Weg nach Mexiko machen wird.
Der direkteste Weg nach Paris wäre für das Team LLLL der Gewinn der Goldmedaille in Tlaxcala. Weitere Optionen sind die Olympia-Rangliste oder ein Sieg bei der Kontinental-Qualifikation. «Ich glaube, dass sie es über das Olympia-Ranking schaffen», sagt Brink, der fest daran glaubt, dass Laura Ludwig und Louisa Lippmann als eines von zwei deutschen Frauen-Teams im nächsten Jahr unter dem Eiffelturm aufschlagen werden.
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