25. November 2024

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«Viel zu gefährlich»: Fahrer toben nach Qual von Katar

Die Hitze in Katar bringt die Formel-1-Fahrer an ihre Grenzen und darüber hinaus. Einige werden im Auto fast ohnmächtig, andere übergeben sich. Wohl nur durch Glück passiert nichts Schlimmeres.

Fast bewusstlose Fahrer, die sich während des Rennens in ihre Helme übergeben und danach ärztliche Hilfe benötigen: In der Gluthitze von Katar ist die Formel 1 an ihr Limit geraten und womöglich nur mit Glück schlimmen Folgen entgangen.

«Das war viel zu gefährlich», sagte McLaren-Pilot Lando Norris nach der brutalen Qual von Katar. «Ich dachte, ich werde ohnmächtig. Es war verrückt, wie heiß es war, wie in einem Ofen», beschrieb George Russell seine Fahrt im Mercedes.

Gleich mehrere Piloten wurden bei härtesten Bedingungen wegen Dehydrierung nach dem Grand Prix in der Wüste nördlich von Doha medizinisch behandelt, Williams-Neuling Logan Sargeant gab sogar vorzeitig entkräftet auf. «Wenn Leute in so schlechtem Zustand sind, ist es zu viel. Darüber müssen wir noch reden», sagte der Drittplatzierte Norris.

Am Montagabend reagierte der Weltverband Fia und kündigte eine Untersuchung an. «Auch wenn sie Hochleistungssportler sind, darf man nicht erwarten, dass sie unter solchen Umständen einen Wettbewerb austragen, der ihre Gesundheit oder Sicherheit gefährdet», teilte die Fia mit. Nach Beratungen mit der medizinischen Kommission sollen demnach «angemessene Maßnahmen» ergriffen werden.

F1-Piloten in Klinik untersucht

Der Amerikaner Sargeant hatte sich in seinem Fahrzeug übergeben und kam in der Garage nicht mal mehr allein aus dem Wagen. Gestützt von den Mechanikern wurde der 22-Jährige weggebracht, später ging es ihm aber wieder besser und die Ärzte entließen ihn aus dem Streckenkrankenhaus. 

Genau wie Teamkollege Alexander Albon, der ebenfalls untersucht werden musste, weil er zu lange großer Hitze im Cockpit ausgesetzt war. Williams hatte offenbar Probleme, weil sich das Cockpit aus einem bisher nicht bekannten Grund zusätzlich aufheizte.

Doch auch vielen Kollegen ging es während und nach dem Hitzerennen schlecht. Esteban Ocon von Alpine war zwischenzeitlich übel, mit Mühe erreichte er das Ziel. «So etwas habe ich noch nie erlebt. Ich bin eigentlich körperlich darauf vorbereitet, sogar zwei Renndistanzen zu fahren, aber das war einfach zu viel für mich», sagte der Franzose. Die spanische Zeitung «Marca» schrieb von einem «Höllenrennen».

Wenn die Rennfahrer wegen der Bedingungen bei Tempo 300 beinahe bewusstlos werden und die Kontrolle über die Autos zu verlieren drohen, ist eine Grenze überschritten. «Man kann nicht so gut sehen, die Reflexe sind viel langsamer. Es passiert viel mit dem Körper und das erschwert es, bei 320 Kilometern pro Stunde präzise zu sein, wenn die Sicht nicht mehr so gut ist wie am Anfang», erklärte Ferrari-Star Charles Leclerc. 

Sauna-Temperaturen im Cockpit

«Es ist wie in einer Sauna, es ist einfach zu warm», sagte der für seine ausgezeichnete Fitness bekannte Weltmeister und Rennsieger Max Verstappen: «Das hat nichts mit Training zu tun, denn wir sind alle sehr fit.» Normalerweise steigt der Niederländer immer recht entspannt aus seinem Red Bull, doch sein 14. Saisonsieg kostete ihn einen Tag nach der erfolgreichen Titelverteidigung alle Kraft. Der 26-Jährige musste sich setzen, schwitzte so viel wie selten zuvor. 

«Das war das härteste Rennen meines Lebens», sagte auch der Zweitplatzierte Oscar Piastri von McLaren und forderte: «Wir müssen darüber reden, das ist keine gute Situation für uns Fahrer.» 

Ex-Weltmeister Fernando Alonso hatte sein Aston-Martin-Team per Funk sogar gefragt, ob man bei einem Boxenstopp nicht einfach Wasser über seinen Kopf schütten könnte. «Aber das wurde nicht erlaubt», sagte der 42-jährige Spanier: «Mein Sitz war brennend heiß und ich hatte das Gefühl, dass meine rechte Seite durch die Hitze verbrannt wurde.»

Auch gegen Rennende um etwa 21.30 Uhr Ortszeit herrschten noch Temperaturen von über 30 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von knapp 80 Prozent. In den Tagen zuvor war es sogar noch wärmer gewesen, teilweise stiegen die Temperaturen tagsüber auf mehr als 40 Grad. «Man muss sich das anschauen, es war definitiv viel zu warm. Diese Temperaturen sind zu extrem», sagte Verstappen. 

Immerhin der Rennkalender für das nächste Jahr lindert im Fahrerlager die Sorgen. Für 2024 ist der Grand Prix erst für den am 1. Dezember angesetzt und damit zwei Monate später zu Beginn des Winters. Zumindest was in Katar als Winter gilt.

Von Thomas Wolfer, dpa