Seine Kinder hat Schalkes neuer Cheftrainer Karel Geraerts bereits mit blau-weißen Trikots ausgestattet. Mit Identifikation für den Traditionsclub, frischen Ideen und viel Energie will der 41-Jährige den Bundesliga-Absteiger aus der Krise führen.
«Ich will Menschen, die hart arbeiten. Und ich will Menschen sehen, die lachen», sagte der fünffache Familienvater am Montag. Bei seiner offiziellen Vorstellung präsentierte sich der frühere belgische Nationalspieler souverän, offen und strahlte viel Zuversicht aus.
«Wir starten von Null», sagte er. In der Zusammenarbeit mit seinem Team stimmt das. Tabellarisch geht der 41-Jährige seine neue Aufgabe allerdings mit einer großen Hypothek an.
Statt um den Aufstieg mitzuspielen, steht Schalke in der 2. Bundesliga auf dem Abstiegsrelegationsplatz. Dass die Gelsenkirchener in der vertrackten Situation auf einen Coach setzen, der die Liga nicht kennt und für den Schalke erst die zweite Station als Profitrainer ist, ist eine spannende, aber auch mutige Entscheidung. Zudem spricht Geraerts nur wenig Deutsch.
«Am Ende geht’s um Inhalt und Überzeugung», sagte Sportdirektor André Hechelmann. «Und das wird er der Mannschaft in der Sprache vermitteln, in der er sich aktuell am wohlsten fühlt.» Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt als S04-Coach beantwortete Geraerts die Fragen auf Englisch. Er lächelte viel, betonte mehrfach, was für ihn bedeutsam ist.
Trainer sieht Potenzial im Team
Ein Schleifer ist er nicht. «Wir sind keine Roboter, wir sind Menschen. Das ist sehr wichtig für mich», sagte er. «Ich bin sehr menschlich.» Geraerts will viel mit seinen Spielern sprechen. Die individuelle Förderung spielt für ihn eine große Rolle.
Wie das im Optimalfall klappen kann, zeigt derzeit Victor Boniface. Der 22-Jährige trainierte unter Geraerts bei Union Saint-Gilloise. Der belgische Club sorgte in der vergangenen Saison in der Europa League für Furore, scheiterte erst im Viertelfinale an Bayer Leverkusen. Nun spielt Boniface bei den Rheinländern und hat in sieben Bundesligapartien sieben Tore erzielt.
Derart begnadete Fußballer hat Geraerts auf Schalke nicht. Überzeugt vom Team ist er nach eigenen Angaben aber dennoch. Mit Blick auf das 1:2 gegen Hertha BSC, das Geraerts mit seiner Familie live im Stadion verfolgte, sagte er: «Ich habe nach zehn, 15 Minuten zu meiner Frau gesagt: «Ich sehe großes Potenzial in dieser Mannschaft.»» Fragen nach möglichen Winterneuzugängen wiegelte er ab.
Geraerts will Siegermentalität
Seinen Spielern hatte sich Geraerts am Vormittag bereits vorgestellt. «Ich habe ihnen schon in der Kabine gesagt: «Ich will eine Siegermentalität in die Mannschaft bringen.»» Die hatte S04 zuletzt nicht, verlor drei Partien in Serie. Mit «gut strukturiertem Fußball von hinten heraus» will Geraerts, der auf Schalke einen Vertrag bis zum 30. Juni 2025 unterschrieben hat, den Erfolg zurückbringen. «Im Fußball geht es für mich um Intensität, ob mit oder ohne Ball», sagte er.
Bereits das erste Gespräch mit Hechelmann und Sportvorstand Peter Knäbel, das fünf bis sechs Stunden dauerte, habe ihn von S04 überzeugt – und davon, dass er beim Revierclub länger arbeiten darf als seine Vorgänger wie zuletzt Thomas Reis. Zwei Dinge stimmten ihn diesbezüglich optimistisch: «Als ich mit Peter und André gesprochen habe, habe ich gemerkt: Wir sprechen die gleiche Sprache von Fußball», sagte Geraerts und ergänzte: «Und ich bin sehr überzeugt von meiner Philosophie.»
Von diesem Mittwoch an will er diese seinem Team dann auch im Training näherbringen. Sein erstes Pflichtspiel mit Schalke bestreitet Geraerts am 22. Oktober beim Karlsruher SC.
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