Nach dem WM-Debakel in Australien müssen die deutschen Fußballerinnen nun auch noch um die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris zittern.
Im zweiten Nations-League-Spiel am Dienstag (18.15 Uhr/ZDF) in Bochum gegen Island stehen die DFB-Frauen gewaltig unter Druck – inmitten der Dauerdebatte um die erkrankte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. Die Baustellen bei den Vize-Europameisterinnen gehen aber darüber hinaus.
Die Lage: Nach dem 0:2 am Freitagabend im ersten Gruppenspiel in Viborg gegen Dänemark ist das Team um Alexandra Popp Gruppenletzter. «Wir müssen uns raffen, das ist uns bewusst», schrieb die Kapitänin auf Instagram. «Wir werden weiter arbeiten und kämpfen.» Abwehrspielerin Kathrin Hendrich weiß: «Wir müssen uns jetzt alle am Riemen reißen.» Im zweiten Spiel hatte Island dank eines Kopfballtores von Kapitänin Glódís Viggósdóttir vom FC Bayern 1:0 gegen Wales gewonnen.
Olympia kein Selbstläufer
Die Perspektive: Dass die Olympia-Qualifikation knallhart wird, war vorher schon allen bewusst. Nur die Gruppenersten erreichen die Finalrunde mit vier Teams, nur die beiden Endspielteilnehmer dürfen 2024 nach Paris. Dort ist als drittes europäisches Team Frankreich als Gastgeber gesetzt. Die DFB-Frauen – 2016 in Rio de Janeiro noch Goldmedaillengewinnerinnen – hatten schon die Sommerspiele 2021 in Tokio verpasst.
Die Trainerfrage: Martina Voss-Tecklenburg (Vertrag bis 2025) wurde nach dem Vorrunden-Aus bei der WM vom Verband das Vertrauen ausgesprochen, es gab aber interne Kritik an der 55-Jährigen bei der bisherigen Aufarbeitung. Derzeit ist die Bundestrainerin krankgeschrieben, ihre Zukunft im Amt ungewiss. Der Schwebezustand macht allen zu schaffen.
«Ich würde lügen, wenn ich sage, dass es kein Thema in der Mannschaft ist», sagte ihre Stellvertreterin und langjährige Assistentin Britta Carlson in der «Bild am Sonntag». «Ich würde mir Klarheit für alle wünschen, damit Deutschland wieder so erstarken kann, wie es vorher war.» Der DFB hofft auf ein Zeichen Voss-Tecklenburgs, damit er handeln kann. Theoretisch könnte die Trainerin am 27. Oktober in Sinsheim gegen Wales und am 31. Oktober in Island auf die Bank zurückkehren – das gilt aber als unwahrscheinlich.
Nationaltorhüterin Merle Frohms hofft ebenfalls auf baldige Klarheit in der Causa Martina Voss-Tecklenburg bei den deutschen Fußballerinnen. «Natürlich ist gerade der Fokus mehr darauf, das Spiel am Dienstag zu gewinnen», sagte die 28-Jährige vom VfL Wolfsburg bei einer DFB-Pressekonferenz. «Aber natürlich lässt uns die Situation nicht völlig unberührt, wir machen uns intern auch Gedanken. Wir haben Vertrauen in die Verantwortlichen, schnellstmöglich eine Lösung für alle zu finden.»
Ladehemmung, Ideenlosigkeit, Querpässe
Die sportliche Analyse: Carlson machte als Gründe für die Krise auch zu viel Sicherheitsdenken auf dem Platz aus. «Wir haben immer noch zu wenig geschossen. Wir müssen immer noch mal die Verantwortung abgeben, noch ein Querpass», monierte die 45-Jährige nach der Niederlage gegen Dänemark. Zu oft nehme man den ersten Ballkontakt nach hinten mit, das sei «immer noch das Sicherheitsdenken. Dieses Selbstbewusstsein, mutig nach vorn zu denken, das fehlt uns noch.»
Die Schwächen in der Abwehr: Bei den «zwei blöden Gegentoren» (Felicitas Rauch) patzte die deutsche Elf vorher, auch wenn die lange verletzte Rechtsverteidigerin Giulia Gwinn ihr Comeback gab. Merle Frohms wurde zweimal von Amalie Vangsgaard (23./64. Minute) überwunden. «Frustrierend», fand es die Torhüterin. «Wahnsinnig bitter» ihre Kollegin Felicitas Rauch vom VfL Wolfsburg.
Die Schwächen im Angriff: Wie schon bei der WM fehlt es einfach an Ideen im vorderen Drittel, das deutsche Team spielte nur wenige Chancen heraus. Auch die Frankfurterin Nicole Anyomi brachte auf dem rechten Flügel – zunächst für Jule Brand – nicht den erhofften Schwung. Im offensiven Mittelfeld rackerten sich Lina Magull und Sydney Lohmann vom FC Bayern mit wenig Ertrag ab.
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