22. November 2024

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Spaniens Fußball-Weltmeisterinnen: Kein Streik nach Abkommen

Der Länderspiel-Streik der spanischen Fußball-Weltmeisterinnen ist wohl abgewendet. Die von den Spielerinnen geforderten Änderungen im viel kritisierten Nationalverband sollen verwirklicht werden.

Einen Monat nach dem Kuss-Skandal um den inzwischen zurückgetretenen Verbandspräsidenten Luis Rubiales ist der Streit zwischen den spanischen Fußball-Weltmeisterinnen und dem nationalen Verband RFEF vorerst beigelegt.

Bei Verhandlungen, die sechs Stunden gedauert und sich bis zum frühen Mittwochmorgen hingezogen hätten, habe man eine Reihe von Vereinbarungen erzielt, teilte der Präsident der obersten spanischen Sportbehörde CSD, Víctor Francos, vor Journalisten mit. Am Abend teilte die RFEF mit, Generalsekretär Andreu Camps von dessen Aufgaben entbunden zu haben.

Die Spielerinnen um Weltfußballerin Alexia Putellas hatten mehrere personelle und strukturelle Änderungen beim RFEF verlangt und einen Länderspiel-Boykott ausgerufen, um den Forderungen Nachdruck zu verleihen. Man habe ihnen nun zugesagt, dass die geforderten Reformen «umgehend» verwirklicht werden sollen, informierte Franco. 21 der 23 für die Nations-League-Spiele am Freitag in Schweden und am Dienstag gegen die Schweiz nominierten Profis hätten sich daraufhin zu einem Einsatz überzeugen lassen.

Die beiden Spielerinnen, die nach den Verhandlungen das Trainingslager in Oliva in der Region Valencia trotz des Abkommens wieder verlassen wollten, würden nicht bestraft werden, versicherte Francos. Es handelte sich um Patricia Guijarro und Mapi León. «Mental sind wir nicht in der Lage, hierzubleiben», sagte Guijarro. León betonte aber: «Wir sind natürlich froh, dass es Änderungen geben wird und diese schriftlich festgelegt werden.»

Protest schon vor Kuss-Skandal

Guijarro und León gehörten zu den 15 Spielerinnen, die lange vor dem Kuss-Skandal – schon im September vorigen Jahres – aus Protest gegen die Arbeit des RFEF und Nationaltrainer Jorge Vilda ihren Rücktritt von der «Selección» erklärt hatten und nicht an der WM teilnahmen. Der RFEF hielt damals noch zu Vilda, trennte sich aber nach der WM in Australien und Neuseeland im Zuge des Kuss-Skandals vom Coach, der von Montse Tomé abgelöst wurde.

«Es ist kein Happy End, sondern der glückliche Beginn eines Weges, der zu einem erneuerten Verband und zu Spielerinnen führen soll, die sich wohlfühlen und gerne spielen und gewinnen», erklärte Kultur- und Sportminister Miquel Iceta. Anfang 2024 werde es beim RFEF Wahlen geben, sagte Iceta, der auch mehrere Absetzungen in Aussicht stellte.

Bei den Gesprächen zwischen CSD, den Spielerinnen sowie Verbands- und Gewerkschaftsvertretern seien «tiefgreifende Änderungen» vereinbart worden, die der RFEF in Kürze bekannt geben werde, sagte Francos. Die sportliche Zukunft der neuen Nationaltrainerin Tomé, die als Vertraute von Rubiales gilt, sei kein Thema gewesen.

Strafen drohten

Tomé hatte 15 Weltmeisterinnen für die Nations League berufen, obwohl diese Sportlerinnen zusammen mit anderen Kolleginnen ihren Streik schon vor Tagen angekündigt hatten. Nachdem der Verband mit empfindlichen Geldstrafen und langjährigen Sperren gedroht hatte, hatten die Spielerinnen trotz ihres Widerstandes die Reise ins Trainingslager angetreten.

Bei der Siegerehrung nach dem Final-Triumph der Spanierinnen über England (1:0) am 20. August in Sydney hatte Rubiales die Weltmeisterin Jennifer Hermoso auf den Mund geküsst. In beiderseitigem Einvernehmen, beteuerte er. Hermoso bestritt dies allerdings vehement. Die 33-Jährige erstattete auch Anzeige und ermöglichte somit einen Strafantrag der Staatsanwaltschaft beim Staatsgerichtshof. Hermoso wurde von Tomé vorerst nicht nominiert. Man wolle die Spielerin so «beschützen», meinte die Trainerin.

Über die Nations League will Spanien sich für Olympia 2024 in Paris qualifizieren. Es fahren nur die Final-Teilnehmer nach Frankreich. «La Roja» muss also zunächst Gruppenerster werden, um die Endrunde mit vier Teams zu erreichen. Im Halbfinale ist dann ein weiterer Sieg nötig, um ins Finale einzuziehen und damit das Olympia-Ticket zu lösen. Falls es das als Gastgeber ohnehin qualifizierte Frankreich ins Nations-League-Endspiel schafft, würde auch ein Sieg im Spiel um Platz drei reichen.

Emilio Rappold, dpa