25. November 2024

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Von Bredow-Werndl hat noch nicht genug Dressur-EM-Gold

Jessica von Bredow-Werndl reitet mit Dalera am Sonntag zum dritten Mal bei der EM in Riesenbeck. Wer soll sie auf dem Weg zur nächsten Goldmedaille aufhalten?

Dalera ist nicht zu stoppen. Beim Beginn der Prüfungen der Europameisterschaften in Riesenbeck ist das durchaus wörtlich zu nehmen, denn die Stute von Jessica von Bredow-Werndl verweigerte den in der Prüfungsordnung vorgesehenen Halt und zappelte herum.

Das war dann freilich die einzige Lektion, bei der das beste Dressurpaar deutliche Abzüge hinnehmen musste. Und so gelten von Bredow-Werndl und Dalera auch bei der abschließenden Kür am Sonntag (15.15 Uhr/WDR) als Topfavoriten auf Gold.

«Ich weiß nicht, warum», sagte die seit mehr als zwei Jahren mit Dalera ungeschlagene Reiterin zu den Problemen beim Halt. «Ich hoffe, am Sonntag klappt es wieder.» Andererseits holtee das Traumpaar in den folgenden Lektionen locker auf, gewann in Riesenbeck sowohl den Grand Prix als auch den Special – beides mit persönlichen Bestwerten.

Dalera nahezu makellos

«Sie hat vor Kraft gestrotzt», sagte die 37-Jährige aus dem bayrischen Tuntenhausen über ihre Stute. «Sie hat so viel Kondition.» Und abgesehen vom Halt zeigte Dalera sich nahezu makellos. Überlegen gewann von Bredow-Werndl so am Freitag ihr insgesamt fünftes EM-Gold. Und das sechste soll nun folgen.

«Ich liebe die Kür», betonte die Reiterin: «Grand Prix und Special sind die Pflicht, ich freue mich unheimlich darauf.» Angesichts der bisherigen Dominanz ist die Frage, wer die beiden schlagen soll, nicht zu beantworten. Als Herausforderin galt vor der EM die Britin Charlotte Fry. Doch die Doppel-Weltmeisterin, die während der Babypause der deutschen Konkurrentin zweimal Gold bei der WM im Vorjahr in Dänemark gewonnen hatte, enttäuschte mit Glamourdale.

Stärker präsentierte sich die Britin Charlotte Dujardin mit Imhotep, die in Riesenbeck bisher Team-Gold und Special-Bronze gewonnen hat. «Pete», wie sie ihr Pferd nennt, «ist mit zehn Jahren noch sehr jung», sagte die dreimalige Olympiasiegerin und dämpfte die Erwartungen. Sie könne die Höchstwertung 10 in den Lektionen noch nicht herausholen, sagte Dujardin und schickte grinsend schon einmal eine Kampfansage für die Olympischen Spiele in Paris hinterher: «Aber nächstes Jahr gehe ich für die 10.»

Konkurrenz nicht voll überzeugt

Zu den Medaillen-Kandidatinnen in der Kür gehört auch die Dänin Nanna Skodborg Merrald, die mit Zepter im Special überraschend Silber gewonnen hatte. Ob sie die bisher überragende von Bredow-Werndl auf dem Weg zum nächsten Gold stoppen kann? «Mal abwarten und schauen», sagte sie – und wirkte dabei nicht wirklich überzeugt.

Keine Konkurrentin beim Kampf um Gold ist Rekordreiterin Isabell Werth. Im Sattel ihres Quantaz, der in Fachkreisen nicht gerade als Weltklasse-Pferd gilt, hat die siebenmalige Olympiasiegerin im Special Platz sechs belegt und dürfte auch in der Kür kaum in die Medaillenränge kommen. Steigerungspotenzial wird eher von Frederic Wandres aus Hagen am Teutoburger Wald erwartet, der mit Bluetooth Special-Siebter war.

Von Michael Rossmann, dpa