25. November 2024

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Nach Ehning-Aus: Springreiter verpassen EM-Medaille

Der Schreck ist zu groß. Die deutschen Springreiter verpassen bei der EM eine Medaille. Das Aus des Vorreiters ist nicht zu kompensieren.

Mit betretenen Gesichtern verließen die deutschen Springreiter das Ippodromo San Siro im Schatten des berühmten Fußballstadions. Geschwächt durch das Aus von Marcus Ehning verpasste das Team die zum Greifen nahe Goldmedaille bei der Europameisterschaft.

Die Equipe von Bundestrainer Otto Becker konnte die am Vortag errungene Führung ohne ihren Vorreiter nicht verteidigen. Statt des achten Team-Golds der EM-Geschichte für Deutschland gab es nur Platz vier. Der EM-Sieg ging in Mailand an Schweden vor Irland und Österreich.

«Das müssen wir erstmal verdauen», kommentierte Bundestrainer Otto Becker. «Wir sind natürlich enttäuscht, auch wenn es einen Grund gibt.» Das Aus von Marcus Ehning war aus seiner Sicht nicht zu kompensieren. «Das war ein Nackenschlag für uns», berichtete der Coach. «Das war ein Knacks.»

Ehning: «Hoffe, dass es nicht Schlimmes ist»

Der Wettbewerb hatte für die deutsche Mannschaft mit einem Schreck begonnen, von dem sie sich nicht mehr erholte. Marcus Ehning konnte nicht reiten, weil sein Pferd Stargold nicht richtig fit war. Ehning wirkte später gefasst, aber auch ratlos. Stargold habe sich «in der Box irgendwie erschrocken», berichtete der erfahrene Reiter. Danach sei er geritten. «Er fühlt sich nicht krank an, aber irgendetwas ist», sagte Ehning. «Ich glaube nicht, dass es etwas Ernsthaftes ist. Ich hoffe, dass es nicht Schlimmes ist», fügte der Routinier an. «Ich bin traurig, aber ich musste diese Entscheidung im Sinne des Pferdes treffen.» Die Pferde-Physiotherapeutin des Teams diagnostizierte, dass es sich wahrscheinlich um eine Blockade im Rücken handelt.

Der Ausfall des Aachen-Siegers erhöhte den Druck auf die anderen Teammitglieder, denn pro Team zählen immer nur die besten drei Ergebnisse jeder Teilprüfung, das schlechteste wird gestrichen.

Weishaupt unfreiwillig der Startreiter

Nach dem Aus von Ehning war Philipp Weishaupt aus Riesenbeck mit Zineday unfreiwillig der Startreiter des deutschen Teams. Der bis dahin zweimal fehlerfreie 38-Jährige kassierte allerdings einen Abwurf. Die am Donnerstag errungene Führung des deutschen Teams war dahin, die Equipe rutschte vom ersten auf den vierten Platz.

«Der Ausfall war natürlich bitter», sagte Weishaupt zu dem Aus von Ehning. «Wir hätten ihn dringend gebraucht.» Nervöser sei er dadurch aber nicht gewesen. «Ich habe einfach mein Ding gemacht», berichtete der 38-Jährige. «In dem Moment reitet man einfach für sich selber», erklärte er seine Devise.

«Aus von Marcus war natürlich ein Schlag für uns»

Zweites deutsches Paar war Jana Wargers mit Limbridge. Die in Belgien lebende Reiterin aus Emsdetten lieferte nach der Glanzvorstellung am Vortag eine Enttäuschung. Die 32-Jährige kam mit acht Strafpunkten aus dem Parcours. Das deutsche Team rutschte noch weiter ab und lag vor den letzten Paaren jedes Teams auf Rang fünf. «Das Aus von Marcus war natürlich ein Schlag für uns», sagte die Reiterin: «Das übt Druck aus.»

Am größten war der Stress für Gerrit Nieberg mit Ben. Der 31-Jährige aus Sendenhorst war an den ersten beiden Tagen die einzige Enttäuschung des ansonsten starken Teams. In seiner dritten Runde in Mailand zeigte er sich stark verbessert, kassierte aber vier Strafpunkte und verpasste die Chance, Deutschland zumindest noch Bronze zu sichern. «Ohne den Fehler wäre ich glücklicher», kommentierte Nieberg. Das Aus von Ehning habe die Mannschaft belastet: «Das ist keine Frage.»

Eine Chance auf eine Medaille im Individualwettbewerb hat Christian Kukuk, der mit Mumbai einen Abwurf hatte. Der Profi aus Riesenbeck gehörte nicht zum Team, darf aufgrund eines neuen EM-Reglements aber als Einzelreiter starten. «Das war heute eine unserer besten Runden», kommentierte der 33-Jährige seine dritte Prüfung in Mailand: «Umso ärgerlicher ist der Fehler.» Er ist nun Neunter, Weishaupt als bester Deutscher liegt auf Rang sechs.

Michael Rossmann, dpa