24. November 2024

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Zverev gewinnt bei US Open deutsches Duell mit Altmaier

Alexander Zverev muss im Duell mit Davis-Cup-Kumpel Daniel Altmaier bei den US Open kämpfen. Mit reichlich Mühe erreicht der Olympiasieger Runde drei. Er ist der letzte verbliebene deutsche Profi.

Alexander Zverev pustete erleichtert durch und klopfte seinem Davis-Cup-Kumpel Daniel Altmaier voller Anerkennung auf die Brust.

Mit reichlich Mühe entschied der Tennis-Olympiasieger bei den US Open das deutsche Duell in 3:43 Stunden mit 7:6 (7:1), 3:6, 6:4, 6:3 für sich und zog in die dritte Runde ein. Dabei unterliefen Zverev zeitweise zahlreiche Fehler, erst im Spielverlauf steigerte sich der Weltranglistenzwölfte.

«Er hat die Fähigkeit, gute Spieler sehr schlecht spielen zu lassen», lobte Zverev seinen Gegner. «Es waren sehr schwierige Bedingungen, die ersten zwei Sätze war es extrem windig. Es gibt definitiv Sachen, an denen ich arbeiten muss.»

«Ende gut, alles gut», sagte Boris Becker als Experte bei Sportdeutschland.TV. «Sascha Zverev gewinnt das Spiel am Netz, das hätte ich nicht erwartet. Daniel hat eine große Zukunft vor sich, Kompliment.» In der Runde der besten 32 geht es für Zverev gegen den Bulgaren Grigor Dimitrow, der den britischen Altstar Andy Murray glatt in drei Sätzen bezwang.

Altmaier: «Die Chancen waren da»

Altmaier war mit seiner Leistung zufrieden. «Ich habe das Beste versucht, habe viel dazugelernt in den letzten Wochen auf Hartplatz», sagte der 24-Jährige. «Die Chancen waren da, das ist das Positive. Ich nehme deutlich mehr Positives als Negatives aus dem Match.»

In der Anfangsphase zeigten beide Spieler kein hohes Niveau. Erst vom dritten Satz an drehte Zverev auf, wurde deutlich aggressiver und spielte seine Extraklasse aus. Beim Stand von 5:3 im vierten Satz gab es einen medizinischen Notfall bei einem Zuschauer auf der Tribüne – kurze Zeit später war die Partie entschieden. Das zuvor einzige Duell bei den Australian Open 2022 hatte Zverev in drei Sätzen gewonnen.

Lys und Korpatsch ausgeschieden

Er ist nun der letzte verbliebene deutsche Tennisprofi in den Einzelkonkurrenzen. Als letzte von fünf gestarteten deutschen Spielerinnen schieden Eva Lys und Tamara Korpatsch in der zweiten Runde aus. Die 21 Jahre alte Lys ließ sich während der Partie gegen die Italienerin Lucia Bronzetti mehrfach behandeln und verlor mit 3:6, 2:6. «Leider bin ich gestern mit einer kleinen Erkältung aufgewacht», sagte die Hamburgerin. Ihre Lunge habe bei längeren Ballwechseln gebrannt. «Heute hat einfach ein bisschen die Kraft gefehlt.»

Korpatsch (28) war beim 3:6, 3:6 gegen die an Nummer 14 gesetzte Russin Ljudmila Samsonowa ebenfalls ohne echte Siegchance. Beide Deutschen verpassten jeweils den erstmaligen Drittrunden-Einzug bei einem Grand Slam. Im Doppel erlebten Kevin Krawietz und Tim Pütz eine schwere Enttäuschung und verloren in der ersten Runde 3:6, 6:3, 6:7 (6:10) gegen die Franzosen Grégoire Barrère und Quentin Halys.

Zverev erneut in «Snoop Doggs Wohnzimmer»

Die Partie von Zverev fand erneut auf dem Außenplatz 17 statt. Das viertgrößte Stadion von Flushing Meadows hatte der Hamburger nach dem Erstrundensieg in Anlehnung an den US-Rapper als «Snoop Doggs Wohnzimmer» bezeichnet – auch am Donnerstag waberte immer mal wieder der Geruch von Marihuana aus dem nahen Park über den Platz.

Zverev und Altmaier trafen sich schon zwei Stunden vor Spielbeginn beim Training auf dem Platz. Nach seiner Einheit beäugte Zverev seinen Rivalen noch für einige Momente – Sicherheit gab das Warmspielen beiden Kontrahenten jedoch nicht. Zahlreiche Ungenauigkeiten prägten die Anfangsphase. Zverev bestimmte die Ballwechsel, Altmaier agierte in langen Grundlinienduellen meist aus der Defensive. In einem Break-Festival nahmen sich beide insgesamt sechsmal den Aufschlag im ersten Durchgang ab. Zum 5:5 kassierte Zverev sogar das Break zu null mit einem Doppelfehler.

Insgesamt unterliefen den Davis-Cup-Teamkollegen 39 leichte Fehler alleine im Auftaktsatz, im Tiebreak blieb Zverev konstanter und holte sich nach zähen 75 Minuten den Durchgang. Altmaier ließ sich in der Pause an der Schlaghand behandeln – zeigte sich davon aber unbeeindruckt. Mit zwei Breaks holte sich der Außenseiter den zweiten Satz. Kopfschüttelnd saß Zverev auf der Bank, als Altmaier zur Toilettenpause verschwand.

Zverev ab dem dritten Satz stärker

«Er wirkt etwas unkonzentriert auf mich. Er hat gute Phasen, aber er hat auch Phasen, wo er nicht weiß, wie der Plan war», analysierte Zverevs Bruder Mischa als TV-Experte. «Ich wünschte mir, dass er etwas öfter Richtungswechsel einschlägt.»

Die Intensität nahm zu, die Ballwechsel wurden langsam hochklassiger. Zverev ließ zwar weiter zahlreiche gute Möglichkeiten liegen, konnte aber seinen insgesamt 21. Breakball zum 5:4 nutzen. Mit seinem sechsten Ass sicherte sich Zverev wenig später den dritten Satz und brüllte seine Freude erleichtert in Richtung seines Anhangs mit Vater und Trainer Alexander senior sowie Freundin Sophia Thomalla auf der Tribüne.

Einmal in Fahrt ließ sich der frühere Weltranglistenzweite auch nicht von Problemen beim Nachschub mit frisch bespannten Schlägern aufhalten. «Ich habe keine mehr», klagte Zverev beim deutschen Schiedsrichter. Mit einem starken Passierball holte er sich das Break zum 2:1 im vierten Satz. Diesen Vorsprung hielt Zverev und durfte nach mehr als dreieinhalb Stunden jubeln.

Von Florian Lütticke, dpa