Tausende E-Sport-Fans sind an diesem Wochenende in die ausverkaufte Kölner Lanxess Arena gepilgert. Während der IEM Cologne nennen sie die Arena die Kathedrale von Counter-Strike – und die Roaring Bears, der Fanclub von BIG, sind in diesem Sprachbild der lauteste Chor im Publikum.
Am Freitagmorgen sammelten sich rund 200 Fans in Sichtweite der Arena. Mit einem meterlangen Roaring-Bears-Fanbanner und gehisster Fahne marschierten sie im Rauch von gelben und schwarzen Bengalischen Feuern zur Arena.
«Hurra, hurra, der BIG-Clan, der ist da», riefen die Fans, begleitet von Trommelschlägen. Es war ein Auftritt, wie man ihn sonst eher von Fußballfanclubs kennt. Die Roaring Bears stehen symbolisch für die Entwicklung der Fankultur im E-Sport.
BIG-Fans feiern trotz verpasster Quali
Dass die Roaring Bears, die «brüllenden Bären», ihren BIG-Clan hier vertreten, scheint auf den ersten Blick überraschend. Das Berliner Team mit dem Bären als Wappentier hatte sich gar nicht qualifiziert.
«Die Atmosphäre bei der IEM Cologne ist einfach einzigartig», sagte Steffen Urmoneit im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Der 35-Jährige ist Mitbegründer und frisch gebackener Präsident der Roaring Bears, seit kurzem ist der Fanclub ein eingetragener Verein.
«Auch wenn es sehr weh tut, dass BIG nicht dabei ist, sind wir auch Fans des E-Sports an sich», sagte er zur Präsenz der Roaring Bears. «Wir wollen mit unseren Aktionen hier helfen, den E-Sport ins Rampenlicht zu rücken», sagte Urmoneit.
Angefangen als «Daddeltruppe»
Angefangen haben die Roaring Bears vor etwa vier Jahren als «Daddeltruppe», erzählte der Präsident. «Wir waren zehn Leute, die in ihrer Freizeit zusammen Counter-Strike spielten.» Erst 2021 fuhren sie erstmals als Fanclub zu einem Event, sie unterstützten BIG bei einem Turnier in Kopenhagen. Seitdem ist die Gruppe stetig gewachsen.
Die IEM Cologne im vergangenen Jahr sei ein wichtiger Schlüsselmoment gewesen, sagte Roaring-Bears-Mitgründer Dominik Wagner im dpa-Interview. «Unsere Fanschals waren innerhalb kürzester Zeit ausverkauft, in fast jeder Kameraeinstellung auf die Fans war einer zu sehen», so Wagner. Spätestens da sei dem 30-Jährigen klar gewesen, wie sehr sich die Fanszene so etwas wie die Roaring Bears gewünscht habe. Der Discord-Server zählt inzwischen rund 1000 Mitglieder.
Bei der diesjährigen IEM Cologne kamen genug, um einen ganzen Block im Unterrang, vorne links neben der Bühne, gut zu füllen. Sie trugen Roaring-Bears- oder BIG-Fanshirts, hatten Schals und Fahnen dabei. Statt BIG feuerten sie die Mannschaften befreundeter Fangruppen an, das französische Team Vitality und die dänische Organisation Astralis. «Die Fanfreundschaften sind bei Veranstaltungen in Kopenhagen und Antwerpen entstanden», sagte Wagner.
BIG-Spieler sind dankbar für die Roaring Bears
Die Roaring Bears peitschten die beiden Teams an, als wären es ihre eigenen. Der Tribünenboden bebte im Rhythmus der Fantrommeln. Der Vorsänger stimmte mit dem Megafon immer wieder Vitality- und Astralis-Chöre an – so laut, dass einige Stimmen schon am zweiten Tag heiser waren.
Die Wurzeln einiger Roaring-Bears-Mitglieder im Fußball sind unverkennbar. Aber ein bisschen anders wollen sie es schon machen: «Wir sind nicht gegen die anderen, sondern für die einen. Wir wollen hier alle geiles Counter-Strike sehen und friedlich gemeinsam feiern», sagte Urmoneit.
Wie wichtig die Unterstützung der Fans für die E-Sportler auf der Bühne ist, erzählte BIG-Spieler Johannes «tabseN» Wodarz im dpa-Interview. «Es ist jedes Mal wunderschön, die Unterstützung der Roaring Bears zu sehen. Das spornt uns auch zu besseren Leistungen an», sagte der 28-Jährige. «Die Fans sind aber auch wie eine schützende Hand für uns, wenn es mal nicht so gut läuft.» Der mentale Druck und die Kritik nach Niederlagen belaste viele E-Sportler.
IEM Cologne: Sonderrolle für Fans
Wie wichtig Fanclubs nicht nur für die Spieler, sondern auch für die Teams und Veranstalter wie die ESL sind, zeigt die besondere Behandlung, die die Mitglieder erfahren. BIG unterstützte die Roaring Bears bei der Vereinsgründung, bei der Organisation von Aktionen wie dem Fanmarsch, ermöglichte einigen Mitgliedern gemeinsam mit den Sponsoren bereits Erlebnisse wie Reisen zu internationalen Turnieren, zählte Urmoneit einige Beispiele auf.
Die ESL gewährte ihnen bei der IEM Cologne einen früheren Einlass durch den VIP-Eingang, damit sie ihren Block vorbereiten konnten. Ansonsten herrscht bei der Veranstaltung freie Platzwahl in den jeweiligen Preiskategorien. «Den Teams und Veranstaltern ist es natürlich wichtig, dass bei den Turnieren eine gute Stimmung ist. Nicht nur in der Halle selbst, das überträgt sich auch auf die Zuschauer vor den Bildschirmen», sagte Urmoneit.
Wunsch nach BIG bei IEM Cologne
Auch am zweiten Tag der IEM Cologne hatten die Roaring Bears eine Fanaktion vorbereitet, kurz bevor die ersten Teams einliefen. Im Block herrschte hektisches Treiben, letzte Absprachen wurden getroffen. Plötzlich spannten die Roaring Bears ein fünf mal fünf Meter großes Banner mit ihrem Logo über die Tribüne, dann hielten sie 20 große Pappgesichter von aktuellen und ehemaligen BIG-Spielern und -Trainern in die Höhe, sie trommelten und sangen ihre Fanchöre.
Dank der Roaring Bears war BIG trotz der verpassten Qualifikation ein Teil der Counter-Strike-Kathedrale. Der Traum, hier einmal die eigenen Idole anzufeuern, lebt: «Ich glaube, BIG hier auf der Bühne zu sehen, wäre für die meisten von uns das Highlight des Jahres», sagte Wagner. «Wahrscheinlich hätten wir nach dem ersten Match schon keine Stimme mehr.»
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