Der Deutsche Fechter-Bund hat die Disqualifikation der ukrainischen Säbelfechterin Olga Charlan bei den Weltmeisterschaften in Mailand nach dem Sieg gegen die Russin Anna Smirnowa kritisiert.
«Wir hätten mehr Feingefühl bei Entscheidungen von solcher Tragweite wie einer Disqualifikation erwartet. Olga Charlan hatte ihre Bereitschaft zum Abgrüßen mit dem Säbel deutlich signalisiert», hieß es in einer Mitteilung des Verbandes. Die viermalige Weltmeisterin hatte am Donnerstag nach ihrem 15:7-Erfolg der Russin den Handschlag verweigert und war daraufhin von der WM ausgeschlossen worden.
Dass Charlan trotz des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges Russlands angetreten sei und der Verband ihr dies gestattet habe, sehe man «als große menschliche und sportliche Geste, die durch die Entscheidung des Weltverbandes FIE schwer beschädigt wurde», hieß es weiter. Das ukrainische Sportministerium hatte erst am Tag vor dem Charlan-Duell entschieden, dass Athletinnen und Athleten aus der Ukraine wieder an Wettbewerben mit Russen und Belarussen teilnehmen dürfen.
Aufhebung der Disqualifikation gefordert
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte die Entscheidung begrüßt und die internationalen Sportverbände aufgefordert, Situationen mit Ukrainern und neutralen Sportlern aus Russland und Belarus «mit dem notwendigen Maß an Sensibilität» zu behandeln.
«Durch die sehr strikte Auslegung der Regeln wurde ein fatales Signal weit über die Fechtwelt hinaus gesetzt. In Zeiten wie diesen darf das wortwörtliche Auslegen und Anwenden von Regeln kein Maßstab sein und wir erwarten hier eine Veränderung für die zukünftigen Wettkämpfe», hieß es in der DFB-Mitteilung. Den Protest des ukrainischen Verbandes gegen die Entscheidung halte man für ein richtiges Zeichen.
Ziel des Protests ist die Rücknahme der Disqualifizierung, damit Charlan an den Mannschaftswettbewerben der Weltmeisterschaft noch teilnehmen kann. Bei der WM durften Fechterinnen und Fechter aus Russland und Belarus in den Einzelwettbewerben als neutrale Athleten starten, bei den Teamwettbewerben sind sie nicht zugelassen.
Russland führt seit über 17 Monaten einen Angriffskrieg gegen die benachbarte Ukraine. Dabei nutzte es für die Invasion auch das Gebiet der verbündeten Ex-Sowjetrepublik Belarus.
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