Die eindringliche Botschaft der Matildas kurz vor dem Anpfiff des Fußball-Weltereignisses im eigenen Land endete mit einem Versprechen. «Das ist unser Vermächtnis», sagen die australischen Nationalspielerinnen in dem Video, das auch an den Weltverband FIFA und dessen Präsidenten Gianni Infantino gerichtet war. «Wir werden auf dem Feld alles dafür tun, um unser Land stolz zu machen.» Und, um denen, die «in unsere Fußstapfen treten», bessere Bedingungen zu hinterlassen.
Die Weltmeisterschaft der Fußballerinnen in Australien und Neuseeland, die an diesem Donnerstag mit den Eröffnungsspielen in Auckland und Sydney beginnt, ist weit mehr als die große Bühne für die besten Kickerinnen, unter denen auch das deutsche Nationalteam von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg zum Favoritenkreis zählt. Der Kampf um Gleichberechtigung, der in Deutschland auch den Kanzler beschäftigt hatte, die Emanzipation vom ewig schiefen Vergleich mit dem Männerfußball – bis zum Finale am 20. August werden die 32 Nationen bedeutende gesellschaftspolitische Themen begleiten.
«Frauen im Sport nach wie vor unterrepräsentiert»
«Die WM wird dem Frauensport eine internationale Aufmerksamkeit verschaffen, die es in Australien so noch nie gegeben hat», sagte die australische Sportministerin Anika Wells der Deutschen Presse-Agentur. Frauen seien «auf allen Ebenen des Sports nach wie vor unterrepräsentiert».
Rund um die Sydney wird seit Tagen selbst auf Verkehrsschildern auf das Turnier hingewiesen. Die erste Partie der Matildas im Australia Stadion gegen Irland (12.00 Uhr MESZ), drei Stunden nach dem Spiel von Neuseeland gegen Norwegen (09.00 Uhr/MESZ), werden 80.000 Menschen im Stadion verfolgen. Insgesamt soll das Turnier 1,5 Millionen Fans in die Arenen ziehen, mit zwei Milliarden Zuschauerinnen und Zuschauern vor den Bildschirmen wird gerechnet.
Dass die Übertragung aller Spiele in der ARD und im ZDF erst vor wenigen Wochen gesichert wurde, gehörte mit zur Debatte über den Wert des Sports, sowohl für die öffentlich-rechtlichen Sender als auch für die FIFA. Der Weltverband forderte mehr Geld, vordergründig um den Frauenfußball zu stärken, das die Sender in dieser Höhe nicht zahlen wollten. Rekord-Quoten wie bei der EM im vergangenen Sommer, als das DFB-Team im Finale verlor, sind aufgrund der Zeitverschiebung und der in Deutschland frühen Anstoßzeiten nicht unbedingt zu erwarten.
Die FIFA lobt Prämien in Höhe von 110 Millionen US-Dollar (rund 98 Millionen Euro) aus – noch deutlich weniger als die 440 Millionen Dollar, die den Männern Ende 2022 in Katar gezahlt wurden. Bei der WM 2027, um die sich auch Deutschland im Verbund mit den Niederlanden und Belgien bewirbt, soll das «Equal Pay», also die gleiche Zahlung an Frauen und Männer, kommen.
«Tarifverhandlungen haben es uns ermöglicht, dass wir jetzt bis auf eine Ausnahme die gleichen Bedingungen wie die Socceroos (die australischen Nationalspieler) haben. Die FIFA bietet den Frauen für die gleiche Leistung weiterhin nur ein Viertel so viel Preisgeld wie den Männern», sagte Mittelfeldspielerin Tameka Yallop in dem Video der australischen Spielergewerkschaft PFA, das zu Wochenbeginn veröffentlicht worden war.
Frohms: «Großes Ziel ist der Finaleinzug»
In Deutschland hatte sich Bundeskanzler Olaf Scholz vor einem Jahr in die Debatte eingeschaltet und eine Angleichung der Prämien befürwortet. Der Deutsche Fußball-Bund verweist in der Diskussion vor allem auf «Equal Play», also dass Frauen und Männer gleiche Bedingungen unter anderem beim Training und den Reisen zur Verfügung gestellt bekommen.
Voss-Tecklenburgs DFB-Auswahl bereitet sich abseits von Sydney in Wyong vor. Das Nationalteam startet am 24. Juli in Melbourne gegen Marokko (10.30 Uhr MESZ/ZDF) ins Turnier, die weiteren Gegner in Gruppe H sind Kolumbien, das am Sonntag, 30. Juli (11.30 Uhr MESZ/ARD) in Sydney wartet, und zum Abschluss am 3. August Südkorea (12.00 Uhr MESZ/ZDF). «Es ist schon unser großes Ziel, ins Finale einzuziehen, und dann, hat Horst Hrubesch immer gesagt, ‚macht’s auch keinen Sinn, da zu verlieren’», sagte Torhüterin Merle Frohms.
Großer Favorit für die Endrunde ist Titelverteidiger USA, dessen Team in der Heimat das der Männer klar in den Schatten stellt. Mit etlichen anderen Nationen ist ebenfalls zu rechnen, darunter Vize-Weltmeister Niederlande, Brasilien, Japan, Kanada, Norwegen, Schweden oder Spanien. «Es hat niemand gesagt, dass es einfach wird. Aber klar wollen wir ins Finale kommen und den Titel gewinnen», sagte Frohms.
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