Leonie reckte den linken Zeigefinger in die Höhe und bejubelte den größten Erfolg ihrer Karriere: Die 26-Jährige hat bei den Weltmeisterschaften in Japan die Goldmedaille im Freiwasserschwimmen gewonnen. Beck siegte am Samstag im Rennen über zehn Kilometer mit einem starken Schlussspurt souverän vor der Australierin Chelsea Gubecka und Katie Grimes aus den USA. Am ersten Wettkampftag mit Edelmetallentscheidungen bescherte die gebürtige Augsburgerin dem Team des Deutschen Schwimm-Verbands im Meer vor dem Momochi Seaside Park in Fukuoka gleich die erste Medaille – und dann direkt Gold.
«Ich habe nicht aufgehört zu kämpfen. Ich glaube, ich war diejenige, die es am meisten gewollt hat und bin um mein Leben geschwommen», sagte Beck. Mit dem Sieg sicherte sie sich bereits die Qualifikation für die Olympischen Spiele im nächsten Jahr in Paris. Wie wichtig das ist, machte Beck in der Interviewzone deutlich. «Ich wäre auch mit dem dritten Platz zufrieden gewesen. Hauptsache, ich habe mich für die Olympischen Spiele qualifiziert», sagte Beck, die aber auch betonte: «Weltmeisterin zu sein, ist etwas ganz Besonderes.»
Bei größtenteils sonnigem Wetter mit einem zwischenzeitlichen kurzen Regenschauer und bei einer Wassertemperatur von 26,2 Grad zeigte die Bayerin, die in Italien lebt und trainiert, erneut ihre Extraklasse.
Dabei war es für die deutschen Schwimmerinnen und Schwimmer im Südwesten Japans alles andere als optimal losgegangen. Nach starken Regenfällen ließen sie aus Angst vor Dreck und Keimen im Wasser eine erste Trainingsmöglichkeit aus. Erst am Tag vor dem Rennen testeten Beck und die zweite deutsche Starterin Lea Boy, die Siebte wurde, erstmals die Strecke.
Samstag stimmte die Wasserqualität. Die Werte waren nach Angaben von Beck im vorgegebenen Rahmen, auch, wenn sie sagte: «Man sieht nicht viel unter Wasser. Es ist eine braune Suppe.» Die Übersicht behielt sie trotzdem: Beck schwamm lange in einer Spitzengruppe mit. Ganz vorne zeigte sie sich zunächst nicht. Wenige hundert Meter vor dem Ziel setzte sie sich dann aber ab. Ihr Vorsprung auf Rang zwei betrug am Ende 4,1 Sekunden. Beck schlug nach 2:02:34,0 Stunden an.
Sie hatte ihre Karriere als Beckenschwimmerin begonnen, wurde damit nicht glücklich und beschloss, sich nur auf das Freiwasser zu konzentrieren. Die Ergebnisse der jüngeren Vergangenheit geben ihr recht: Im vergangenen Jahr holte sie WM-Silber über zehn Kilometer und Gold in der Staffel mit Florian Wellbrock, Oliver Klemet und Boy. In Rom wurde sie zudem Europameisterin über die olympische Distanz. Nun folgte der große Triumph auf Weltniveau.
Durch die Olympia-Qualifikation hat Beck nun frühzeitig Planungssicherheit. Auf die terminlich ungünstig gelegene WM im Februar in Katar, wo weitere Olympia-Plätze vergebene werden, muss sie sich nun nicht gezielt vorbereiten und könnte sie sogar auslassen. «Grundsätzlich möchte da niemand starten, weil das die Methodik komplette auseinander haut, die man seit Jahren hat», sagte Langstrecken-Bundestrainer Bernd Berkhahn mit Blick auf die Trainingsgestaltung der Athletinnen und Athleten.
Am Sonntag (1 Uhr MESZ) will sich Olympiasieger Wellbrock ebenfalls sein Sommerspiele-Ticket sichern. Der 25-Jährige, der bei den vergangenen Weltmeisterschaften in fünf Wettkämpfen fünf Medaillen gewann, zählt über zehn Kilometer zu den Topfavoriten.
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