Im Winter stand Roger Federer endlich einmal wieder auf Skiern. Was für einen Schweizer eigentlich alltäglich ist, hatte Federer jahrelang aus Angst um seine Gesundheit nicht gekonnt.
Nun, nach dem Ende seiner Tennis-Karriere, genoss der 41-Jährige die Zeit im Schnee in vollen Zügen. «Ich stand zuletzt 2008 auf Skiern. Dann sind die Kinder auf die Welt gekommen, und die haben mich nie Ski fahren gesehen. Von daher war das für mich wirklich ein Traum, mit ihnen auf die Piste zu gehen», sagte Federer am Mittwoch in einer kleinen Medienrunde beim Tennis-Turnier im westfälischen Halle.
Zum Rasen-Turnier in der ostwestfälischen Provinz hatte Federer stets eine ganz besondere Beziehung. «Es war immer ein spezieller Ort für mich», sagte Federer, der die Veranstaltung zehnmal gewonnen hat. Nirgendwo sonst war die langjährige Nummer eins der Welt so erfolgreich. «Von daher ist es sehr schön, zurück zu sein und Freunde zu treffen.»
Turnierdirektor Ralf Weber ehrte Federer für seine Verdienste um das Turnier. Weber bezeichnete Federer als «absoluten Ausnahmesportler», die Zuschauer feierten den Schweizer mit Ovationen. «Ich komme gerne wieder», rief Federer den Leuten zu, ehe er bei hochsommerlichen Temperaturen eine gute Stunde lange Autogramme schrieb und für Selfies zur Verfügung stand.
Erster Auftritt nach dem Rücktritt
Es ist der erste Auftritt des Maestros bei einem Turnier, seit er im September des vergangenen Jahres beim Laver Cup seine eindrucksvolle Karriere beendet hatte. Danach zog sich Federer erst einmal ein bisschen aus der Öffentlichkeit zurück, obwohl es zahlreiche Anfragen von Sponsoren, Turnieren und Medien gab. Allein bei seiner Stiftung seien innerhalb von sechs Monaten 1200 Anfragen eingegangen, berichtete Federer. «Vielleicht lag der Fehler auch ein bisschen bei mir. Weil ich vielen Leuten gesagt habe, meldet euch, wenn ich aufgehört habe. Und jetzt kommt eben die Welle rein», sagte die langjährige Nummer eins der Welt mit einem Schmunzeln.
Gut gelaunt, gelöst und gelassen präsentierte sich Federer neun Monate nach dem Ende seiner Karriere. Der Schritt in den Ruhestand sei ihm nicht besonders schwer gefallen, sagte Federer, der in den letzten Jahren seiner Laufbahn immer wieder von Knieverletzungen zurückgeworfen wurde. Dreimal musste er sich am Knie operieren lassen, noch heute ist der Körper noch nicht wieder hundertprozentig hergestellt.
«Klar würde man das vielleicht gerne noch einmal erleben. Aber so lange man weiß, dass der Körper das nicht auf diesem Level kann, hast du auch nicht das Bedürfnis, draußen auf dem Platz zu stehen», sagte Federer, der sich aktuell selbst für einen Showkampf nicht bereit fühlen würde.
Stattdessen rücken andere Dinge in den Mittelpunkt, wie eben das Ski fahren mit seiner Familie, Reisen oder Zeit für die eigene Stiftung. «Da sind einfach viele Dinge, die man im Tour-Alltag nicht machen kann, weil keine Zeit da und alles irgendwie vorgezeichnet ist.» Zuletzt zog es die gesamte Federer-Familie so zum Beispiel nach Lesotho, wo die Roger Federer Foundation sich um benachteiligte Grundschulkinder kümmert. «Es war sehr berührend, die Kinder einmal selbst zu treffen», sagte Federer.
Aktuelles Geschehen ist weiter im Blick
Langweilig wird dem 20-maligen Grand-Slam-Turnier-Sieger also nicht. «Es macht Spaß, weil kein Tag so ist wie der andere.» Das aktuelle Tennis-Geschehen hat er dennoch weiter im Blick. «Ich bin überrascht, wie viel mir die Resultate bedeuten», sagte Federer, der in seiner Karriere 103 Turniere gewonnen hat. «Ich schaue nicht ganze Matches, sondern nur Highlights. Aber ich bin immer vier-, fünfmal am Tag dabei und checke die Ergebnisse. Das hätte ich nie gedacht, dass mich das so interessieren würde.»
Auch den French-Open-Sieg von Novak Djokovic hat Federer so natürlich mitbekommen. Es sei «schier unglaublich», was der Serbe erreicht habe. Soweit zu sagen, dass Djokovic mit 23 Titeln als Rekord-Grand-Slam-Champion nun der beste Spieler der Geschichte sei, wollte Federer dann aber doch nicht gehen. «Es ist schwierig zu sagen. Die ganze Diskussion ist schwer zu beantworten. Ich habe zu einem Freund gesagt: Was ist denn schwieriger: Mit 17 Wimbledon zu gewinnen wie Boris Becker oder mit 36 die French Open wie Novak? Ich weiß es nicht», sagte Federer, der den Tennissport mit seiner Leichtigkeit und Eleganz selbst geprägt hat wie kaum ein anderer – und damit auch ein Kandidat für den Titel „Bester Spieler der Geschichte“ ist.
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