23. November 2024

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Schröder plant mit WM-Teilnahme trotz offener NBA-Zukunft

Dennis Schröder kennt es und kann es: Ohne NBA-Vertrag mit der Nationalmannschaft Erfolg haben. Was 2022 für den Kapitän klappte, soll sich 2023 wiederholen. Eine Sache aber ist anders.

Nach zehn Jahren in der NBA gibt es für Dennis Schröder eine Premiere: «Ich bin noch nie irgendwo hingeflogen und habe gesagt: Ich habe jetzt Urlaub. Ich bin immer direkt nach der Saison nach Braunschweig geflogen und war da mit der Familie. Das war Urlaub für mich», sagte der 29 Jahre alte Basketball-Profi der Deutschen Presse-Agentur.

«Aber jetzt ist das erste Mal mit der Familie, dass wir nach Mexiko fliegen wollen. Und ich muss sagen, ich bin auch aufgeregt.» 

Die Tage am Strand mit seiner Frau Ellen und den drei kleinen Kindern treiben den Nationalmannschaftskapitän damit mehr um als seine unklare Zukunft in der NBA. Denn wie im vergangenen Sommer ist offen, für wen Schröder zukünftig aufläuft. Sein Vertrag bei NBA-Rekordmeister Los Angeles Lakers läuft aus, die vier verlorenen Spiele in den Western-Conference-Finals gegen die Denver Nuggets Mitte Mai könnten seine letzten im Trikot des legendären Teams aus der Glitzer-Metropole gewesen sein. 

Alles andere als beunruhigt

Als Schröder etwas mehr als eine Woche nach dem Saisonende auf seiner sonnigen Terrasse sitzt, wirkt er deswegen aber alles andere als beunruhigt. «Es wird sich nichts bei mir verändern. Ich werde weiterhin so hart trainieren, wie ich das jeden Sommer getan habe, um alles für die Nationalmannschaft zu geben», kündigte er an. Mit Deutschland spielt er im August und September die WM in Asien, in Gruppe E geht es zunächst gegen Co-Gastgeber Japan sowie Finnland und Australien. Wie mit Bronze bei der Heim-EM im Jahr zuvor soll es mit der Nationalmannschaft wieder Erfolge geben – gänzlich unbeeinflusst von seiner persönlichen Zukunft in der besten Basketball-Liga der Welt. 

«Wir haben gute Möglichkeiten diesen Sommer», sagte Schröder, der ab 4. Juli offiziell mit Mannschaften über einen Vertrag verhandeln darf. Ein gutes Bild, wo man als Spieler reinpassen würde, gebe es ohnehin erst nach dem Draft am 22. Juni. «Was ich weiß: Dass viele Teams mich gerne haben wollen. Das ist immer ein sehr gutes Gefühl, in der besten Liga sein zu dürfen, egal, was du für einen Vertrag hast, egal, welche Umstände.» 

Offen sei er für viele Teams. Als er über den potenziellen Superstar Victor Wembanyama spricht, gerät Schröder kurzzeitig ins Schwärmen über die Möglichkeiten mit einem Mitspieler wie dem jungen Franzosen. Gerüchte über ein Interesse der San Antonio Spurs könnte das befeuern. Wichtig sei ihm, «dass ich wirklich in eine Organisation komme, wo ich mich wirklich wohlfühle und ich selber sein kann, so wie ich es halt auch hier in LA konnte», sagte Schröder. 

Lakers-Rückkehr nicht ausgeschlossen

Eine Rückkehr zu den Lakers ist deswegen überhaupt nicht ausgeschlossen, die Chemie mit den Alphatieren LeBron James und Anthony Davis stimmte. Der 17-malige Meister muss dazu aber selbst ein paar Knobelaufgaben lösen. Schließlich soll nicht nur Austin Reaves nach seinen beeindruckenden Leistungen in den ersten beiden NBA-Jahren gehalten werden, sondern auch Japans Star Rui Hachimura. Ob und wie viel Geld die Lakers Schröder deswegen anbieten können, ist offen. 

Lakers-Experten rechnen mit 7,5 Millionen US-Dollar Jahresgehalt, die Schröder haben könnte. Er selbst will sich mit dieser Zahl noch nicht beschäftigen. «Da gibt es Möglichkeiten, wo es entweder höher gehen kann oder niedriger, deswegen warte ich bis zum 4. Juli», sagte er. Im Mittelpunkt steht das Gehalt für Schröder vor seiner elften NBA-Saison nicht. «Ich habe in meiner Karriere schon sehr viel Geld gemacht, bin sehr gesegnet, kann in diesem Haus leben, habe gesunde Kinder», sagte er. Geld sei heutzutage «schon wichtig, dass man viele Probleme nicht hat, aber wie gesagt: Familie ist wichtiger als alles andere.»

Auf die Frage, unter welchen Umständen er die WM in Asien im August und September nicht spielen würde, antwortete er: «Wenn ich mich verletzte beim fit werden.» Oder wenn etwas mit seiner Familie sei. «Aber sonst gibt es nicht viele Gründe, für die ich einen Sommer mit der Nationalmannschaft skippen würde.» Beim Turnier in Deutschland war Schröders Zukunft in der NBA bis vor dem Halbfinale gegen Spanien offen – am Ende holte das Team Bronze.

Seinem Ruf in der Heimat hat dieser Erfolg geholfen, auch in Los Angeles ist sein Ansehen seither stark gestiegen. Nach einem Horror-Start und nur zwei Siegen aus den ersten zwölf Spielen kamen die Lakers bis in die Finals der Western Conference, Schröder hatte seinen Anteil. Man schätze ihn in der Stadt «als Mensch, als Spieler. Das war der Grund, warum ich hierhergekommen bin. Um den Leuten zu zeigen, wie ich bin als Typ.»

Maximilian Haupt, dpa