23. November 2024

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Ein letzter Bauchrutscher? Glasner will als Titelheld gehen

Vor zwei Jahren verließ Oliver Glasner einen Champions-League-Club, um zur Eintracht zu gehen. Sein Abschied in Frankfurt erfolgt nun nicht freiwillig, könnte aber am Ende triumphal ausfallen.

Am liebsten würde Oliver Glasner seine turbulenten zwei Jahre bei Eintracht Frankfurt mit einer letzten Bauchlandung beenden.

Wenn sich zum silbernen Europapokal ein goldener DFB-Pokal gesellt, könnte der impulsive Österreicher wieder mit dem Kopf voraus über den Rasen schlittern – und damit seine «Diver»-Einlagen aus Barcelona und Stuttgart in Berlin wiederholen. «Wir sind noch nicht fertig, ich bin noch nicht fertig hier. Wir wollen mit dem DFB-Pokal zurückkommen», sagte Glasner vor dem Endspiel am Samstag (20.00 Uhr/ZDF und Sky) gegen RB Leipzig.

Eintracht-Fans pilgern nach Berlin

Rund 50.000 Frankfurter Fans werden am Wochenende in der Hauptstadt erwartet. Für die Eintracht ist es – Champions League hin oder her – das größte Spiel der Saison. Und zugleich die Chance, die achterbahnartige Rückserie inklusive Krise, Zerwürfnis in der Führung und angekündigtem Abschied von Glasner doch noch zu retten. «Oliver Glasner soll in seinem zweiten Jahr bei der Eintracht den zweiten Titel gewinnen – und dann durch das große Tor gehen», sagte Sport-Vorstand Markus Krösche. Auch aus diesem Grund erfolgte die Trennung nicht sofort, sondern erst zum Saisonende.

Glasner ist in Frankfurt heimisch geworden und wird bei den Spielern enorm geschätzt und respektiert. Krösche und Vorstandssprecher Axel Hellmann sahen trotzdem keine Basis mehr, die Zusammenarbeit über den Sommer hinaus fortzusetzen. Die sportliche Misere in der Bundesliga drückte ebenso aufs Gemüt wie die öffentlichen Auftritte Glasners, die im Laufe der Saison immer gereizter und patziger wurden. Als der 48 Jahre alte Österreicher Anfang Mai in Hoffenheim eine Wutrede hielt, rüffelte ihn Hellmann öffentlich. Danach war das Ende schnell beschlossen.

Glasner hatte im Sommer 2021 den VfL Wolfsburg als Champions-League-Club verlassen und war zur Eintracht gewechselt. Das zahlte sich aus. Bei den Hessen wurde er schnell zum Publikumsliebling. «Wir haben mit Oli zwei sehr, sehr schöne Jahre gehabt. Vielleicht die besten, die Eintracht Frankfurt in letzter Zeit gehabt hat. Er hat einen riesengroßen Anteil daran», sagte Torhüter Kevin Trapp. Man werde «mit einem weinenden Auge in den Urlaub gehen», fügte er an.

Die Bundesliga-Plätze elf und sieben verziehen die Fans Glasner, weil es in den Pokalwettbewerben immer wieder Höhepunkte gab: das furiose 3:2 beim FC Barcelona, den Triumph von Sevilla oder das überraschende Erreichen des Achtelfinals beim eigenen Debüt in der Champions League. Es steht gewissermaßen symbolisch für Glasners Zeit, dass es in den wichtigen K.o.-Spielen oft gut lief – und im wöchentlichen Liga-Alltag eher weniger.

Wer übernimmt Glasners Posten?

Der langjährige Eintracht-Trainer Friedhelm Funkel sieht Glasner schon jetzt als prägende Figur des Traditionsclubs. «Er gehört bei der Eintracht ganz oben hin, was die Trainer anbelangt», sagte Funkel der Deutschen Presse-Agentur. Für Glasner findet er nur lobende Worte. «Er kommt gut rüber, er ist bei den Fans sehr, sehr beliebt. Er hat die Mannschaft noch ein Stück besser gemacht. Er wird sich um die Zukunft keine Sorgen machen müssen.» Wo Glasner ab dem Sommer übernimmt, ließ er zuletzt offen. Bei der Eintracht könnte der ehemalige Julian-Nagelsmann-Assistent Dino Toppmöller den vakanten Posten übernehmen.

Sicher ist bereits, dass die Eintracht kommende Spielzeit wieder international spielt. «Es gibt in Europa kaum eine Stadt, einen Verein, der Europa so lebt wie die Eintracht. Da ist es gefühlt egal, ob Champions League oder Conference League», sagte Glasner. Mit einem Sieg in Berlin würde man sich doch noch auf den letzten Drücker für die Europa League qualifizieren. Geht es nach Kapitän Sebastian Rode, wollen sie diesen Titel auch für Glasner holen. «Ich glaube, insgesamt geht am Samstag noch einmal ein Ruck durch die Mannschaft, weil wir mit Oli Unglaubliches erreicht haben», sagte Rode dem Radiosender FFH.

Patrick Reichardt, Andreas Schirmer und Tom Bachmann, dpa