Nicht einmal zwölf Monate nach dem Triumph in der Europa League ist der vorzeitige Abschied von Trainer Oliver Glasner bei Eintracht Frankfurt beschlossene Sache. Die Wege des österreichischen Fußball-Lehrers und des hessischen Bundesligisten werden sich nach dem Pokalfinale am 3. Juni gegen RB Leipzig trennen.
Der Club bestätigte «nach langen und intensiven Gesprächen sowie einer ausführlichen Analyse» mit Glasner entsprechende Medienberichte. Ausschlaggebend sei die «sportliche Entwicklung und die Gesamtdarstellung in der Rückrunde», hieß es.
«Akzeptiere die Entscheidung»
«Ich akzeptiere die Entscheidung der Vereinsführung, die mir plausibel dargelegt wurde», wurde Glasner in der Vereinsmitteilung zitiert. Es sei jetzt nicht der Zeitpunkt für Abschied oder Rückblick, «sondern wir haben noch eine entscheidende Mission vor uns», erklärte Glasner mit Blick auf das DFB-Pokalfinale. «Es ist mir persönlich von sehr hoher Bedeutung, dass die Eintracht in der kommenden Saison wieder großartige Nächte auf internationaler Bühne feiern kann.»
Schon am vergangenen Sonntag hatte Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann angedeutet, dass die Vereinsführung das Vertrauen in Glasner verloren hat. Nun ist die Entscheidung gefallen, dass der Eintracht-Trainer seinen bis Sommer 2024 gültigen Vertrag nicht erfüllen wird.
«Wir sind der Auffassung, dass nach all den Spekulationen und auch aufgrund der in den letzten Wochen und Monaten aufgekommenen Unruhe rund um die Trainerpersonalie nun Klarheit in der Zukunftsfrage wesentlich ist, um den Fokus von Trainer und Mannschaft komplett auf die Saisonziele und das Pokalfinale zu richten», begründete Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche. «Daher möchten wir gemeinsam am bestmöglichen Abschied arbeiten und uns mit voller Kraft auf die letzten Spiele konzentrieren.»
Ende einer Traum-Ehe
Die Dynamik und das Tempo beim Zerfall der scheinbaren Traum-Ehe zwischen Glasner und der Eintracht ist bemerkenswert. Noch im Februar hatten die Hessen unter dem Eindruck einer erfolgreichen Bundesliga-Hinrunde und des Vorstoßes ins Achtelfinale der Champions League dem Coach eine vorzeitige Vertragsverlängerung bis 2026 offeriert, die dieser jedoch nicht annahm.
Nur drei Monate später liegt nach zehn sieglosen Bundesligaspielen in Serie und einigen öffentlichen Fehltritten des Trainers alles in Scherben. «Wir liegen weit hinter den Erwartungen zurück», kritisierte Hellmann jüngst die sportliche Talfahrt. Was den Club-Bossen aber noch viel mehr missfiel, war die Dünnhäutigkeit, mit der Glasner in der Öffentlichkeit auf die zunehmende Kritik reagierte.
Erst watschte er die Mannschaft nach dem 0:2 beim 1. FC Union Berlin ab, dann legte er sich nach den jeweils mit 1:3 verlorenen Auftritten in Leverkusen und Hoffenheim mit Journalisten an. Die Wutrede und die Rote Karte am vergangenen Samstag in Sinsheim brachten das Fass schließlich zum Überlaufen. «In der Zusammenfügung von Zielen und Gesamtbild muss man festhalten: Das passt nicht zu Eintracht Frankfurt. Und es passt nicht zusammen, was wir im Moment abliefern – auf dem Platz und außerhalb», stellte Hellmann danach in der «Frankfurter Rundschau» fest.
Clinch mit Krösche
Hinzu kommt, dass Glasner schon seit Wochen mit Sportvorstand Krösche im Clinch liegt. Nach Ansicht des Trainers ist der Kader nicht ausreichend gut besetzt, um die vom Verein erwartete Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb über die Liga zu erreichen. Krösche, der in der Winterpause sogar die erneute Teilnahme an der Königsklasse als Ziel ausgerufen hatte, sieht das anders. Fakt ist: Drei Spieltage vor dem Saisonende steht die Eintracht mit 43 Punkten nur auf Rang neun.
Mit einem Pokal-Triumph und dem damit verbundenen Sprung in die Europa League könnte die Eintracht die Saison retten und Glasner mit einer weiteren Trophäe gehen. «Wir können nicht akzeptieren, dass wir die Saison austrudeln lassen», mahnte Hellmann unlängst. Zum Bundesliga-Abschluss stehen noch die Auftritte gegen den FSV Mainz 05, bei Schalke 04 und gegen den SC Freiburg an.
Glasner selbst wird Berichten zufolge bereits bei mehreren internationalen Topclubs gehandelt. Als heißester Anwärter auf eine mögliche Nachfolge in Frankfurt gilt Dino Toppmöller. Der 42-Jährige war zuletzt als Co-Trainer unter Julian Nagelsmann beim Rekordmeister Bayern München tätig. Nach Informationen des Hessischen Rundfunks hat es bereits Gespräche zwischen Krösche und Toppmöller gegeben, die sich aus gemeinsamen Zeiten bei RB Leipzig kennen. Zum Kreis der Kandidaten sollen auch Matthias Jaissle (Red Bull Salzburg) und Christian Ilzer (Sturm Graz) gehören.
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