Susie Wolff muss wissen, wie schwer es mit der großen Karriere als Rennfahrerin ist. Wolff fuhr in der DTM und war Testfahrerin in der Formel 1. Jetzt ist sie Chefin einer neuen Frauen-Serie, die an diesem Wochenende richtig loslegt.
«Die F1 Akademie ist so eine große Gelegenheit, den Talente-Pool zu vergrößern, das Bewusstsein zu schaffen, den Sport zugänglicher zu machen, damit wir mehr junge Frauen in den Sport bringen und die Besten in die Spitze aufsteigen können», preist die 40-Jährige das neue Projekt.
In Spielberg wird die Saison eröffnet. Fünf Teams mit jeweils drei Fahrerinnen – und eine Deutsche ist auch dabei: Carrie Schreiner. «Dass Susie Wolff sich in der Serie so engagiert und diesen Posten hat, zeigt auch, dass die F1 Akademie ernst genommen wird und nicht nur eine Show ist. Das hat schon alles Hand und Fuß», sagt die 24 Jahre alte Rennfahrerin aus dem Saarland der Deutschen Presse-Agentur.
Schreiner gab einst in Formel-Serien Gas, wechselte dann aber in den Sportwagen-Bereich. «Im Auto fühle ich mich schon wohl, aber ich muss auch gestehen, dass ich vor dem stehenden Start ein bisschen Respekt habe. Das habe ich halt auch seit sechs, sieben Jahren nicht mehr in einem Rennen gemacht», erzählt sie vor dem Auftakt.
Start in Spielberg
Am Samstag wird es so weit sein. Auf dem Red Bull Ring in Spielberg stehen die ersten drei von insgesamt 21 Rennen der Premieren-Saison an, verteilt auf sieben Wochenenden und dem Highlight zum Schluss: Das Finale steigt am Grand-Prix-Wochenende im Oktober in Austin. F1 Akademie trifft Formel-1-Stars. «Ich würde gern noch mehr Rennen im Rahmen des Formel-1-Kalenders sehen», sagte Akademie-Direktorin Wolff, Frau von Mercedes-Teamchef Toto Wolff.
Im kommenden Jahr sollen bereits noch mehr Rennen der Serie, die für eine umfassende und kompakte Ausbildung stehen will, im Rahmen-Programm der Motorsport-Königsklasse stattfinden.
«Die Formel 1 hat die Führung übernommen, um etwas zu versuchen, zu investieren und daran zu glauben, dass wir hoffentlich so schnell wie möglich ein Mädchen, eine Frau in der Formel 1 sehen, indem wir die Aufmerksamkeit auf das Projekt richten», sagte Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali zur Vorstellung der neuen Serie.
Im August vergangenen Jahres hatte der ehemalige Ferrari-Teamchef vor dem Formel-1-Rennen in Spa-Francorchamps allerdings auch gesagt: «Realistisch gesehen erwarte ich nicht, dass eine Frau in den nächsten fünf Jahren in die Formel 1 kommt, wenn nicht so etwas wie ein Meteorit einschlägt. Das ist sehr unwahrscheinlich.»
Es gebe ja schon eine Menge erfolgreiche Frauen im Motorsport, nur seien die vielleicht nicht immer so sichtbar, betonte Wolff aus ihrer Binnensicht. Beispielsweise ist bei Red Bull Hannah Schmitz die Chef-Strategin hinter Max Verstappens Erfolgen. «Von außen sieht es aber manchmal so unerreichbar und so weit weg aus», meint Akademie-Chefin Wolff.
Nur zwei Frauen fuhren in der Formel 1
Seit 1950 wird die Formel-1-Weltmeisterschaft ausgefahren. Nur zwei Frauen nahmen in über sieben Jahrzehnten an einem Grand Prix teil: In den 1950er-Jahren qualifizierte sich Maria Teresa de Filippis für drei Rennen. Lella Lombardi schaffte es 1975 sogar in die Punkteränge, als sie bei einem abgebrochenen Grand Prix als Sechste einen halben Zähler ergatterte. Beide kommen aus Italien.
Dort, wo Carrie Schreiner auch jetzt zum Beispiel Unterschiede zur Lage in Deutschland sieht. «Es ist sehr erschreckend, wie wenige deutsche Fahrer es mittlerweile in den Nachwuchsserien gibt. In Italien beispielsweise gibt es in der Formel 4 über 30 Autos, das ist schon auffällig.»
Im Unterbau der Formel 1 mit der Formel 2 und der Formel 3 ist aktuell nur einmal schwarz-rot-gold vertreten: In der Formel 3 fährt Sophia Flörsch. Sie hat sich im Zusammenhang mit der 2019 ins Leben gerufenen und seitdem von der Britin Jamie Chadwick dominierten W-Series des Öfteren schon kritisch zu Serien nur für Frauen geäußert.
Schreiner bewertet den Ausschluss von Männern mit Blick auf die F1 Akademie anders. «Natürlich gibt es auch immer Stimmen, die kritisieren, dass nur Frauen unter sich sind und nicht auch gegen Männer fahren», sagt sie. «Ich sehe das eher als Chance und Förderung für Frauen. Hier sind Topteams, die einem viel beibringen können. Wir haben viel Fahrzeit. Und wir werden finanziell unterstützt.» Pro Auto steuerte die Formel 1.150.000 Euro bei. «Hier wird eine Möglichkeit geboten, das Mädchen und junge Frauen für den Rennsport ausgebildet werden», betonte Schreiner.
Gegen einen Aufstieg in die Formel 1 würde sie sich auch nicht wehren. «Aber ich bin doch ein Fan davon, sich realistische Ziel zu setzen und seine Möglichkeiten vernünftig einzuschätzen. Und deswegen glaube ich einfach, dass ich auf einem anderen Weg größere Chancen habe und mich darauf mehr konzentrieren sollte, anstatt sich durch irgendwelche Träumereien nicht aufs Wesentliche fokussieren zu können.» Die Erfahrung und Ausbildung in der Akademie sollen dabei helfen.
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