Der AC Mailand feiert seinen Champions-League-Matchwinner Rafael Leao – und auch Ex-Weltmeister Bastian Schweinsteiger war vor dem Fernseher hin und weg. Sein famoser Sololauf über fast das ganze Fußballfeld samt Torvorlage für Olivier Giroud gegen den SSC Neapel sichert dem Portugiesen einen Platz in den Milan-Geschichtsbüchern.
Und der 23-Jährige hat mit dem Einzug ins Halbfinale der Königsklasse noch nicht genug. «Ich will weiter träumen, von ganz oben», sagte Leao am späten Dienstagabend nach dem 1:1 im Viertelfinal-Rückspiel in Neapel. «Wir wollen die Champions League gewinnen und sind nur kurz davor. Wir müssen es bis zum Schluss versuchen.»
Die Szene des Abends
Im europäischen Serie-A-Derby stellte Leao seinen neapolitanischen Sturm-Rivalen Victor Osimhen in den Schatten – obwohl dieser in der Nachspielzeit noch zum 1:1 traf. Die Szene des Abends aber lieferte der Milan-Flügelflitzer: Bei einem Konter sprintete er mit dem Ball am Fuß von tief in der eigenen Hälfte bis in den gegnerischen Strafraum, die «Gazzetta dello Sport» rechnete 70 Meter nach. Drei Gegenspieler hängte er ab, die finale Vorlage vor das Tor musste Giroud im Stadio Diego Armando Maradona nur noch einschieben.
«Leao betrat die Bühne des Stadions, das nach einem Herrn benannt ist, der dort oben die Rivalität für einen Moment beiseite ließ und der Magie des Portugiesen applaudiert haben muss», dichtete die «Gazzetta» zum famosen Treffer in der 43. Minute.
Schweinsteiger schrieb bei Twitter von «einem der besten Assists, den ich seit langer Zeit gesehen habe». Und der frühere deutsche Nationalspieler prognostizierte: «Wenn Leao seine Qualitäten noch öfter zeigen kann, wird er einer der Top-3-Spieler auf der Welt.»
Den Vergleich mit einem der ganz Großen gibt es seit Dienstagabend bereits: Das Solo des 23-Jährige erinnerte die Italiener und vor allem Milan-Tifosi sehr an eine Aktion von Ruud Gullit just in jenem Napoli-Stadion 1988, die mit einem Tor von Marco van Basten gekrönt wurde und die Milan zum Meistertitel verhalf. Stimmt, meinte Leao im TV-Interview, die beiden Angriffe seien ähnlich. «Ich weiß, dass ich den Unterschied machen kann», ergänzte er.
Topform wiedergefunden
Im vorigen Jahr wurde der portugiesische Nationalstürmer zum Spieler des Jahres in der Serie A gewählt. Diese Saison hatte er einige Schwächephasen. Doch pünktlich zu den wichtigsten Spielen im Europacup scheint er seine Topform wiedergefunden zu haben – Milan arbeitet schon seit Monaten daran, den Vertrag mit seinem Juwel zu verlängern. Torschütze Giroud deutete beim Torjubel an, seinem Assistgeber die Schuhe zu putzen.
«Er wird mal ein Champion und ist es auch schon», sagte Milan-Trainer Stefano Pioli über seinen Flügelspieler. «Wir alle genießen ihn.» Die nächsten Sternstunden des Stars sind für die Halbfinals geplant, in denen Milan erstmals seit 16 Jahren steht. Damals, 2007, wurde der AC am Ende Champions-League-Sieger.
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