Es war wohl reiner Selbstschutz. Aber es mutete schon kurios an, wie leicht Oliver Glasner sich an diesem bitteren Samstag provoziert fühlte.
Am Sky-Mikrofon missfiel dem Trainer von Eintracht Frankfurt nach dem 1:3 (0:2) bei Bayer Leverkusen die Frage über Ex-Weltmeister Mario Götze, der wegen Meckerns seine fünfte Gelbe Karte gesehen hatte. «Sie wollen mich provozieren», sagte der Österreicher. Auf Nachfrage antwortete er nur: «Frohe Ostern.» Und ging.
Wenige Minuten später auf der Pressekonferenz unterbrach Glasner dann einen Journalisten, der ihm eine keineswegs provokante Frage nach der Handlungsschnelligkeit stellte. «Ich lasse mich heute nicht provozieren. Das war schon vorher beim Interview so», sagte er, nachdem er schon betont hatte, dass Ostern ein «Friedensfest» ist: «Ich wünsche euch allen frohe Ostern. Feiert mit euren Familien.» Dann stand er auf.
Begonnen hatte Glasner jenes Statement mit den Worten, er sei «weiter ganz entspannt». Dass er genau das eben nicht ist, war in den 90 Minuten zuvor am Spielfeldrand deutlich zu erkennen. Der Coach schimpfte, brüllte, gestikulierte. Und als das Spiel abgepfiffen wurde, saß er für eine ganze Weile regungslos auf der Bank und starrte ins Leere.
Rode beklagt fehlende Konstanz im Saisonendspurt
Das direkte Duell in Leverkusen hatte am Samstag die gegensätzliche Entwicklung beider Teams auf die Spitze getrieben. Ganze sechs Spieltage ist es her, dass die Eintracht scheinbar komfortable elf Punkte Vorsprung auf Bayer hatte. Doch während die Hessen seitdem nur drei Zähler ohne Sieg holten, waren es bei Leverkusen deren 16 ohne Niederlage. Wodurch die Werkself nun tatsächlich schon an Frankfurt vorbeizog. Und Rang sechs eroberte, der am Saisonende zur Teilnahme an der Europa League berechtigen würde. Die die Eintracht im Vorjahr gewonnen hatte. Und die Bayer als letzter Bundesligist im Viertelfinale nun gewinnen will.
«Es ist ärgerlich, das Ganze so verspielt zu haben», sagte Kapitän Sebastian Rode. Er schöpfte ausgerechnet aus der eigenen Negativ-Erfahrung Optimismus. «Wie oft hatten wir in den vergangenen Jahre gute Positionen einige Spieltage vor Schluss und haben es nicht über die Ziellinie gerettet?», fragte er: «Jetzt gilt es zu hoffen, zu kämpfen und zu arbeiten, dass wir diesmal am Ende da stehen, wo wir stehen wollen.»
Trainer Alonso lobt «Dynamik»
Abgerechnet werde zum Schluss, sagte auch Sportvorstand Markus Krösche floskelnd. Er stellte gleichzeitig aber klar: «Wir werden jetzt keine Zielsetzung verändern.» Die hieß zwar nie offiziell Champions League, das hatte Krösche zuletzt nochmal klargestellt. Aber sie hieß sehr wohl: Erreichen des internationalen Wettbewerbs. Und in dieser Hinsicht musste auch Krösche feststellen: «Es ist ein Rückschlag.»
Beschwichtigend klang das Ganze auch bei Bayer, aber aus einer ganz anderen Blickrichtung. Dass nach sieben Pflichtspielen in Folge – einem eingestellten Vereinsrekord aus dem Jahr 2002 – plötzlich sogar die Champions League greifbar nahe ist, «hätte im Winter niemand gedacht», wie Amine Adli erklärte. Der Franzose hatte das 1:0 erzielt. Moussa Diaby (34.), wie Adli nach Vorlage von Wirtz, sowie Sardar Azmoun per Konter (90.+5) nach dem Anschlusstreffer durch Djibril Sow (75.) sorgten für den verdienten Sieg.
«Es ist super, dass wir mit dieser guten Dynamik weitermachen konnten», sagte Trainer Xabi Alonso, der das Team nach anfänglichen Schwierigkeiten bestens im Griff hat und auch während des Spiels scheinbar immer die richtige taktische Maßnahme parat hat. «Aber wir schauen nicht auf die Tabelle. Wir müssen ruhig bleiben.» Dann drehte er sich lächelnd zu Pressesprecherin Valeska Homburg um und fragte lächelnd: «Wie sagt man auf Deutsch? Fuß auf dem Boden?»
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