Die Dauersieger vom FC St. Pauli kommen schnell und gewaltig und werden allmählich zur Gefahr für den Hamburger SV. Während der HSV im Aufstiegsrennen der 2. Fußball-Bundesliga auf dem Relegationsplatz steht, ist St. Pauli in der Rückrunde durch die Tabelle bis auf Rang vier gerast.
Mit dem 1:0 gegen den Jahn Regensburg schenkte sie ihrem neuen Trainer Fabian Hürzeler nebenbei auch noch einen Zweitliga-Startrekord mit neun Siegen in neun Spielen.
«Wenn du gewinnst, wie wir es momentan tun, dann pirschst du dich halt da oben ran», sagte St. Paulis Co-Kapitän Leart Paqarada dem Bezahl-Sender Sky. «Und wenn es am Ende heißt: ‚Okay, es besteht die Möglichkeit, dass wir hochgehen‘, dann wird sich ja keiner von uns hier hinstellen und sagen: ‚Nee, wir fühlen uns ganz gut auf der Vier oder Fünf.’»
HSV hat Aufstieg weiter im Visier und bekommt Schützenhilfe
Für den HSV ist Platz vier oder fünf ohnehin keine Option. Es gibt nur ein Ziel: Aufstieg. Noch ist die Umsetzung des Projekts realistisch. Doch der Club stagniert. Nach dem 2:2 gegen Fortuna Düsseldorf am Freitagabend wartet das Team von Trainer Walter seit drei Spielen auf einen Sieg. Die Furcht vor dem obligatorischen HSV-Frühjahrstief geht um.
Immerhin bescherte das Nachspielzeit-Spektakel auf dem Betzenberg dem Hamburger SV doch noch ein versöhnliches Zweitliga-Wochenende. Weit nach Ende der regulären Spielzeit hatte der 1. FC Kaiserslautern gegen den HSV-Aufstiegsrivalen 1. FC Heidenheim am Samstagabend aus einem 0:2 noch ein 2:2 gemacht. Zudem verschoss kurz zuvor Heidenheims Tim Kleindienst einen Elfmeter. So blieb der Rückstand der Hamburger (50 Punkte) auf die Heidenheimer auf dem zweiten direkten Aufstiegsplatz bei einem Punkt. Einzig Darmstadt 98 (55) hat sich nach dem 1:0 beim 1. FC Nürnberg abgesetzt.
Von hinten kommt nun der FC St. Pauli: Noch liegen sechs Punkte zwischen den Hamburger Stadtrivalen. Nach der Hinrunde waren es 17 Zähler. Am 21. April steht der Showdown im Volkspark an.
St. Pauli ist der Zweitligist der Stunde
Und der Trend spricht für St. Pauli. Vor allem die Defensive hat sich beim Kiezclub unter dem erst 30 Jahre alten Hürzeler stabilisiert. Gerade einmal drei Tore kassierte die Mannschaft in der Rückrunde. Zudem ist die Offensive mit 17 Toren wesentlich effektiver als in der ersten Saisonhälfte.
Einsatz, Wille – und wie gegen Regensburg – Glück sind die Zutaten des derzeitigen St.-Pauli-Erfolgsrezepts. «Neun Siege am Stück sind einfach unfassbar. Solche Serien hast du manchmal nur einmal in deiner Karriere. Sowas ist sonst eher den europäischen Topteams vorbehalten», sagte der australische Mittelfeld-Antreiber Jackson Irvine und kündigte mit Blick auf das Spiel am kommenden Samstag (20.30 Uhr/Sky und Sport 1) an: «Wir wollen unbedingt zweistellig werden.»
Der HSV würde sich momentan über wenigstens einen Sieg freuen. In Düsseldorf offenbarte sich, wo die Problemzone beim Aufstiegsfavoriten derzeit liegt: hinten – und das vor der Crunchtime der Saison. Nur Torwart Daniel Heuer Fernandes genügte höchsten Ansprüchen.
HSVs Montero: Zweiter Platzverweis im dritten Spiel
Im Spiel bei der Fortuna fehlte der gesperrte Kapitän und Abwehrchef Sebastian Schonlau und damit der unersetzliche Stabilitätsfaktor. Gleichwertigen Ersatz hat der HSV im Kader nicht. Auch nicht für den seit November wegen Epo-Dopings gesperrten Mario Vuskovic. «Ich kann Schonlau nicht aus dem Hut zaubern, ich kann Vuskovic nicht aus dem Hut zaubern», meinte Walter, der die beiden zuletzt als «die beiden besten Innenverteidiger der Liga» bezeichnet hatte. «Ich muss mit denen spielen, die ich habe.»
Und die sind nicht gut genug. Der als Vuskovic-Alternative im Winter geholte Javi Montero erwies sich in Düsseldorf erneut als Ausfall. Er stand falsch beim 1:1-Ausgleich der Gastgeber und sah in der 89. Minute auch noch Gelb-Rot – zum zweiten Mal im dritten Einsatz. «Das ist schon unglaublich, zwei Gelb-Rote Karten – das kann man nicht so einfach unter den Tisch kehren», sagte Torwart Heuer Fernandes.
Walter lobte seine Mannschaft in Düsseldorf für ein aus seiner Sicht «sehr, sehr gutes Spiel». «Wir müssen uns mehr belohnen. Und das werden wir tun in den kommenden Wochen», sagte der 47-Jährige. «Unser Weg geht immer nur nach vorn.»
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