In seiner Stimme schwang die Vorfreude bei jedem Wort mit. «In diesem Jahr freue ich mich am allermeisten darauf, es an möglichst viele Startlinien zu schaffen und dort noch mal mein maximales Potenzial auszuschöpfen», betonte Jan Frodeno.
Die harten und vielen Trainingsstunden sind nicht Mittel zum Zweck gewesen nach den Rückschlägen im vergangenen Jahr. Sie waren und sind für Frodeno der genussvolle Weg zurück an die Startlinie.
Am Samstag am Oceanside Harbor Beach ist es wieder so weit. Im Sonnenstaat der USA gibt der deutsche Triathlon-Superstar ein erneutes Comeback nach Rückschlägen und Verletzungen. Es wird der mit großer Spannung erwartete Auftakt des mittlerweile 41-Jährigen in seine erklärtermaßen letzte Saison auf Topniveau.
Anfang Mai über eine ähnliche Distanz auf Ibiza, der Ironman in Hamburg Anfang Juni, wo auch der EM-Titel für die Profi-Männer in diesem Jahr vergeben wird, Anfang August ein Rennen in den USA und im September die Ironman-WM in Nizza – so Frodenos Planung.
Trainingsstunden «ein Genuss»
«Mental ist es für mich selbstverständlich, wieder aufzustehen und es wieder zu probieren, weil diese vielen Trainingsstunden für mich keine Qual bedeuten, sondern inzwischen auch mit viel Bewusstsein ein Genuss und ein Privileg sind», sagte er der Deutschen Presse-Agentur vor dem 70.3-Rennen in Kalifornien über 1,9 Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren und 21,1 Kilometer Laufen: «Und es ist die Gewissheit, dass das die große Berufung in meinem Leben ist.»
Die neue Generation ist aber längst da. Auf Ibiza soll es Anfang Mai unter anderem zum Gigantenduell von Frodeno mit dem 29 Jahre alten Norweger Kristian Blummenfelt kommen. Beiden gelang, was sonst kein Triathlet je schaffte: Sie wurden Olympiasieger und Ironman-Weltmeister. Nur dass Blummenfelt im Vergleich zu Frodeno noch einen draufsetzte: Während der gebürtige Rheinländer 2008 in Peking olympisches Gold holte und sieben Jahre später den ersten seiner drei Ironman-WM-Titel, brachte Blummenfelt das binnen weniger als zwölf Monaten zustande.
Er gewann im Juli 2021 in Tokio Olympia-Gold über 1,5 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren und 10 Kilometer Laufen. Im Mai 2022 triumphierte er bei der Ironman WM in St. George über 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen.
Hilfe via Social Media
Und weil Frodeno für das Rennen auf Ibiza eine Wildcard braucht, funkte er unlängst Blummenfelt und dessen drei Jahre jüngeren Trainingspartner und Kumpel Gustav Iden, Ironman-Weltmeister von Hawaii 2022, via sozialer Netzwerke an und bat um Hilfe. «Entspann‘ dich, Jan. Ich denke, ich kenne jemanden, der jemanden kennt, der jemanden kennt», antwortete Blummenfelt.
Doch vorher wird das Rennen in Oceanside, wo Frodeno 2018 den letzten seiner drei dortigen Siege feierte, vor allem auch zu einer Belastungsprobe für seinen Körper. Zuerst ein Teilriss der Achillessehne, danach große Hüftbeschwerden nach einem Radsturz, die mehrfach operativ behandelt werden mussten, hatten ihn im vergangenen Jahr gestoppt. Sein Comeback-Rennen in Roth musste er vorzeitig beenden, er stieg wegen der Schmerzen an der Achillessehne kurz nach dem Wechsel auf die Laufstrecke aus.
«Früher hatte ich immer das Bewusstsein und auch die Gewissheit, dass ich es irgendwie doch immer wieder hingebogen habe. Und das muss man fairerweise sagen, war in den letzten Jahren nicht der Fall», sagte Frodeno mit Blick auf seine Verletzungen. 2017 hatte er sich auf Hawaii mit üblen Rückenbeschwerden völlig abgeschlagen ins Ziel geschleppt, 2018 musste er wegen der Hüfte seine Teilnahme absagen, 2019 hatte er seinen dritten Titel geholt. Im vergangenen Jahr konnte er weder in Utah noch auf Hawaii starten.
Wohnen in Andorra
Neben seinem inneren Kreis, der Hoffnung auf kommende Wettkämpfe und der entsprechenden Planung halfen ihm in der Verletzungszeit am allermeisten seine Kinder, «das Ganze einfach perspektivisch einzuordnen». Mittlerweile lebt Frodeno mit seiner Ehefrau Emma, die 2008 für Australien ebenfalls Triathlon-Gold geholt hatte, und den zwei Kindern in Andorra. Er wollte noch mal das Umfeld ändern, neue Reize setzen und zog vom spanischen Girona um, um sich auch noch in der Höhenluft auf die finale Phase seiner Karriere vorzubereiten.
Wie die ausgehen kann, dürfte sich in Oceanside zeigen. Das Training laufe super, versicherte Frodeno. Er räumte aber auch ein: «Ab und zu sind die Gedanken natürlich schon da, was ist, wenn was passiert, wenn es doch nicht hält. Ein bisschen Sorge, Angst und Sonstiges ist dabei, aber das gehört nun mal dazu, vor allem im fortgeschrittenen Sportleralter. Das macht es umso spannender.»
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