Zu den Klängen von «Sweet Caroline» ließen die deutschen Langläufer Schlussmann Friedrich Moch hochleben. Nach dem sensationellen Bronze-Coup bei der nordischen Ski-WM in Planica war das Staffel-Quartett fassungslos und völlig baff.
«Super, super geil. Das freut mich für die ganze Trainermannschaft. Sie haben einen Riesenjob gemacht. Jones mit einer Hammerleistung. Fri ist cool geblieben. Das ist eine geile Geschichte», sagte Teamchef Peter Schlickenrieder über den extrem starken Jonas Dobler und den abgezockten Anführer Moch. «Das ist ein kleines Langlauf-Wunder», sagte Dobler.
Aus seiner Tasche zückte der 53 Jahre alte Schlickenrieder eine kleine Rakete, den die Teamassistentin am Morgen aus einem Überraschungsei gezogen hatte. «Ich habe hier die Rakete, die gestartet ist. Sie hat es mir geschenkt. Das ist ein Zeichen gewesen, der Tag ist schon gut losgegangen», sagte der völlig begeisterte Ex-Athlet. Tags zuvor hatte das Frauen-Quartett um Katharina Hennig bereits WM-Silber in der Staffel erobert.
Norwegen überragt
Der dominante Team-Weltmeister Norwegen und Finnland waren zwar zu stark, doch das war dem glückseligen Quartett Moch, Dobler, Albert Kuchler und Janosch Brugger vollkommen egal. Gut zwölf Monate nach «Hast denn du die Pfanne heiß» bei Olympia prägte auch ARD-Kommentator Jens-Jörg Rieck wieder einen Spruch: «Hurra die Gams!», rief er bei der Zielüberfahrt. Schlickenrieder kommentierte: «Das trifft es absolut.»
Dass dieser Kommentar diesmal nicht live in der ARD, sondern nur im Livestream zu sehen war, zeigt auch, für wie chancenlos die Deutschen vor der Staffel gehalten wurden. «Ich habe überhaupt keine Worte. Unfassbar. Jetzt sind wir nicht mehr nur die kleinen Langläufer in Deutschland, jetzt haben wir auch eine fucking Medaille», sagte Brugger.
Als dieser als zweiter Mann zu kämpfen hatte, stellte Ex-Bundestrainer Jochen Behle bereits fest: «Jetzt fliegt hier die Hoffnung der deutschen Mannschaft aus dem Fenster.» Knapp eine Stunde später war es Bronze, sensationell vor Frankreich und Schweden. Deren Schlussläufer hängte Moch am Ende einfach ab.
Medaille neu für Dobler
Während die Frauen schon bei Olympia 2022 in Peking Gold im Teamsprint und Silber in der Staffel holen konnten, ist es für die Männer der mit Abstand größte Erfolg in der Ära von Teamchef Schlickenrieder. Dobler – 31 Jahre alt und kurz vor seinem Karriereende – gestand offen ein: «Ich habe überhaupt keine Erfahrungen mit Medaillen.» Nach harten Jahren des immer nur Hinterherlaufens kam der spektakuläre Coup im Tal der Schanzen komplett aus dem Nichts. «Das ist unsere erste Medaille, wir werden uns was einfallen lassen. Das wird ein schöner Abend», sagte Dobler.
Als Schlickenrieder tags zuvor darauf angesprochen wurde, ob er nach den Frauen Moch als nächsten Athleten in die Medaillenriege hieven wolle, antwortete er: «Das wäre mir zu wenig, wenn das nur Friedrich Moch ist, der die Medaillen holt. Mir wäre es wichtig, dass wir acht Athleten haben, von denen jeder in der Staffel laufen könnte.» Dass sich die Sehnsucht nach einer Männer-Medaille rund 24 Stunden bereits erfüllen könnte, war überhaupt nicht abzusehen. Denn bis zu Silber am Donnerstag hatten die Langläufer 4371 Tage auf eine WM-Medaille warten müssen.
Ungeschlagen und noch nicht einmal richtig herausgefordert bleiben die Norweger. Alle fünf Entscheidungen bei den Langlauf-Männern gingen an das Team um Star Johannes Hoesflot Klaebo, der nun wie Legende Björn Dählie neun WM-Goldmedaillen hat. Neben Klaebo zählten auch Hans Christer Holund, Paal Golberg und Simen Hegstad Krüger zur siegreichen Staffel. Krüger und Klaebo haben bei den Titelkämpfen in Planica jeweils drei Goldmedaillen.
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