Von Tom Bradys sieben Super-Bowl-Siegen ist Patrick Mahomes noch meilenweit entfernt. Bislang hat der Quarterback der Kansas City Chiefs die Vince Lombardi Trophy einmal in den Nachthimmel gereckt. Dennoch ist völlig unstrittig, wer nach dem endgültigen Karriereende des NFL-Superstars die Nachfolge als Gesicht der National Football League antritt.
«Man muss ehrlich sagen: Patrick Mahomes ist wahrscheinlich der neue und beste Quarterback der Welt», sagte Sebastian Vollmer der Deutschen Presse-Agentur vor dem Super Bowl zwischen Mahomes Kansas City Chiefs und den Philadelphia Eagles in der Nacht zu Montag (0.30 Uhr MEZ). «Was der Mann leistet, geleistet hat und noch leisten wird, ist, glaube ich, unangefochten. Wir wissen alle, wie gut er ist.»
Stunden nach diesem Vollmer-Urteil, einem ehemaligen Mitspieler Bradys und zweimaligen Super-Bowl-Champion, ehrte die NFL Mahomes zum zweiten Mal in dessen Karriere als wertvollsten Spieler der Hauptrunde. Nach nur sechs Jahren in der Liga und im Alter von 27 Jahren eine herausragende Ausbeute. «Er ist einen Schritt voraus. Er spielt da draußen Schach, er hat immer drei oder vier Aktionen in der Hinterhand davon abhängig, was die Abwehr so macht. Deswegen wird er der größte aller Zeiten werden», lobte Travis Kelce, sein kongenialer Mitspieler bei den Chiefs.
Fokus auf Stars
Und es ist ja so: Wie in kaum einem anderen Sport kommt es im American Football auf eine funktionierende Mannschaft an. Ohne einen Kelce als Anspielstation, ohne blockende Mitspieler, die ihm die Gegner vom Leib halten, oder ohne Receiver, die seine Pässe fangen, gibt es keine spektakulären Touchdowns. Und dennoch ist vor allem in den US-Medien alles stets und ständig auf einzelne Personen fokussiert. Der Super Bowl wird in Einspielern, Videoclips und Grafiken der TV-Sender meist nicht mit den Logos der Chiefs und der Eagles beworben, sondern mit den Gesichtern von Mahomes und Eagles-Quarterback Jalen Hurts. Wegen der Helme auf dem Kopf können viele NFL-Profis zwar auch in der eigenen Stadt weitgehend unbehelligt aus dem Haus – die Gesichter der Topstars aber kennt jedes Kind.
Bislang war Brady das Nonplusultra, 23 Jahre lang war er in der Liga und hat sich vergangene Woche mit seinem Namen hinter allen relevanten Rekorden der NFL in den Ruhestand verabschiedet. Als TV-Experte mit einer Wahnsinns-Gage von 375 Millionen US-Dollar für zehn Jahre kommt er zwar regelmäßig zurück auf die Bildschirme der Fans. Allerdings erst in eineinhalb Jahren – die kommende Saison möchte sich der 45-Jährige auf die neue Aufgabe vorbereiten und lernen, um erneut schnell zu den besten zu zählen.
«Die Liga ist in guten Händen»
Vollmer, der mit Brady befreundet ist und an zwei der sieben Super-Bowl-Siege als Profi der New England Patriots beteiligt war, macht sich um die NFL ohne Brady als Aushängeschild und Superstar keine Sorgen. «Die Liga ist in guten Händen: Ob es Mahomes ist, ob es Hurts ist, ob es Lamar (Jackson, Anm.) ist – die neue Generation, auch wenn sie schon seit Jahren in der Liga ist, bietet richtig, richtig guten Football», sagte er. Mahomes ist längst nicht der einzige Quarterback, der von der Position auch Gefahr ausstrahlt, wenn er den Ball nicht abgibt und selbst losrennt – etwas, das Brady Zeit seiner Karriere nie wirklich gut konnte.
«Es gibt viele sehr, sehr talentierte Spieler in der Liga und auch viele mit einer tollen Geschichte», sagte der Deutschland-Chef der NFL, Alexander Steinforth, der Deutschen Presse-Agentur. «Aber man sieht schon, dass Patrick Mahomes da heraussticht als jemand, der über unfassbare Fähigkeiten verfügt und es auch schon in der Vergangenheit geschafft hat, in seinem relativ jungen Alter sehr, sehr weit in der Saison zu kommen.» Dass Mahomes mit den Chiefs ein Jahr nach der Premiere mit Tom Brady und den Tampa Bay Buccaneers in der kommenden Saison sicher ein Hauptrundenspiel in Deutschland absolvieren wird, ist für das Wachstum der NFL hierzulande ein Geschenk. Und womöglich kommt er dann ja nicht nur als zweifacher MVP, sondern auch als zweifacher Super-Bowl-Champion.
Weitere Nachrichten
Maskenmann Mbappé leidet: «Es ist furchtbar»
Bellinghams Fallrückzieher rettet England vor Blamage
England gewinnt Team-WM der Darts-Profis