24. November 2024

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Rees Vierter bei nächster Bö-Show in Antholz

Johannes Thingnes Bö gewinnt zum zweiten Mal in diesem Winter fünfmal nacheinander. Roman Rees wird immerhin Vierter und sammelt Selbstvertrauen für die Biathlon-WM in Oberhof.

Die Langeweile im Männer-Biathlon hat einen Namen: Johannes Thingnes Bö. «Es ist tatsächlich etwas langweilig. Um den Sieg mitzulaufen, ist gerade ziemlich unrealistisch», sagte Ex-Weltmeister Benedikt Doll nach der nächsten Machtdemonstration des norwegischen Ausnahmekönners beim Weltcup-Sprint im italienischen Antholz.

Bö deklassierte bei seinem insgesamt zehnten Saisonsieg und dem fünften in Serie mal wieder die Konkurrenz, die zunehmend genervt ist. Laut David Zobel habe die Disziplin derzeit sogar an Attraktivität eingebüßt. «Es ist natürlich für unseren Sport nicht optimal», sagte Zobel. Roman Rees ist derweil ein kleiner Bö-Fan: «Klar ist es langweilig, weil er immer wieder gewinnt. Aber was Schwieriges einfach aussehen zu lassen, macht die Stars am Ende ja aus.»

Der 29-jährige Freiburger wurde im italienischen Antholz nach einer Strafrunde starker Vierter und verschaffte sich eine gute Ausgangsposition für die Verfolgung am Samstag (15.00 Uhr/ZDF und Eurosport). Im Ziel fehlten Rees nach zehn Kilometern 19,4 Sekunden auf den dritten Platz. Diesen Rang hatte er beim Saisonauftakt in Kontiolahti belegt. 

Rees will in der Verfolgung «richtig angreifen»

«Das war ein richtig gutes Rennen. Ich trauere ein bisschen dem Liegend-Fehler nach, dann wäre es Richtung zweiter Platz gegangen», sagte Rees, der gleich beim ersten Gang an den Schießstand patzte. Dafür stellte er mit der sechstbesten Zeit seine starke Laufform unter Beweis – Bö thronte aber auch da unangefochten mit großem Abstand über allen. «Mir geht’s ziemlich gut nach der harten letzten Runde. Ich hatte ein recht gutes Gefühl auf der Strecke», sagte Rees. Er will nun in der Verfolgung, dem letzten Einzelwettbewerb vor der WM in Oberhof (8. bis 19. Februar), «richtig angreifen». Er geht 57 Sekunden hinter Bö ins Jagdrennen.

Bö verspürt derweil alles, nur keine Langeweile. «Ist es langweilig, Messi und Ronaldo zuzusehen? Nein», sagte der fünfmalige Olympiasieger lachend: «Für den Sport ist es wichtig, große Athleten zu haben.» Bö stand in zwölf von 13 Rennen auf dem Podium und sicherte sich bereits seinen 62. Weltcupsieg, damit ist er drittbester Skijäger der Geschichte. Er setzte sich trotz einer Strafrunde vor dem Schweden Martin Ponsiluoma (1 Fehler/+ 31,4 Sekunden) und seinem norwegischen Landsmann Sturla Holm Laegreid (0/+ 37,3) durch.

Zweitbester Deutscher wurde der fehlerfreie Justus Strelow als guter Neunter, Ex-Weltmeister Benedikt Doll (3) schaffte dank einer starken Laufleistung noch Rang zwölf. Der Schwarzwälder, der vor einem Jahr in Südtirol den Massenstart kurz vor der Olympischen Winterspielen in Peking gewonnen hatte, war dieses Mal im Kampf um die Podestplätze chancenlos. Ein Fehler im Liegend- und sogar zwei im Stehendschießen waren zu viel für die größte deutsche WM-Medaillenhoffnung im deutschen Männerteam.

«Stehend habe ich mich schon beim Anschießen nicht so gut gefühlt, und das Gefühl habe ich im Wettkampf nicht so los bekommen», sagte Doll. Und auch er hatte an diesem Tag sein Thema mit Bö, der ihn auf der Schlussrunde gar überholte – obwohl er drei Startnummern hinter Doll ins Rennen gegangen war. «Hinterherlaufen ist tatsächlich, auch wenn es Johannes ist, relativ einfach. Das zeigt, dass meine Form ganz gut ist. Aber mein Ziel war heute, dass er mich nicht einholt – und das habe ich nicht geschafft.»  

Nawrath, Zobel und Kühn nicht in den Top 30

Gar nicht erst antreten konnte der gesundheitlich leicht angeschlagene Lucas Fratzscher. Der zuletzt im zweitklassigen IBU-Cup stark agierende Fratzscher war eigentlich für die WM-Generalprobe nominiert worden, um vielleicht noch die WM-Norm zu knacken. Für den Thüringer kehrte Philipp Nawrath zurück ins Team und wurde mit drei Strafrunden 39. Zobel (2) belegte Platz 33, Johannes Kühn (4) musste sich mit Rang 54 begnügen.

Sandra Degenhardt und Thomas Wolfer, dpa