Das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres ist immer ein ganz besonderes. Wie sind die Stars zum Saisonauftakt in Form? Wer ist verletzt? Wer hat woran in der kurzen Vorbereitung gearbeitet?
Hinzu kommt das gute Wetter Down Under, der «Happy Slam» ist ein perfekter erster Saisonhöhepunkt. Doch auf wen gilt es in diesem Jahr besonders zu achten?
Alexander Zverev (Hamburg)
Der Traum vom ersten Grand-Slam-Turniersieg ist ungebrochen – doch für die Australian Open macht sich Zverev selbst kaum Hoffnungen. Es sei sogar «ziemlich dumm», den Titel von ihm zu erwarten. Dass dies kein Understatement ist, zeigten seine zwei Niederlagen beim neuen United Cup in Australien.
Nach seiner siebenmonatigen Zwangspause wegen der schweren Fußverletzung im French-Open-Halbfinale gegen Rafael Nadal fehlt es dem Olympiasieger an Spielrhythmus und Spielfitness. Die Auslosung verlief für ihn relativ günstig, mit jedem weiteren Spiel dürfte sich der Hamburger seiner Bestform annähern. Erreichen wird er sie in Melbourne aber sehr wahrscheinlich nicht.
Novak Djokovic (Serbien)
Die Australier haben den serbischen Superstar mit offenen Armen empfangen, beim ATP-Turnier in Adelaide wurde der 21-malige Grand-Slam-Turniersieger bejubelt. Kein Vergleich mehr zur Stimmung vor einem Jahr, als Djokovic nach einem aufsehenerregenden Rechtsstreit aus dem Land verwiesen und mit einer Einreisesperre von drei Jahre belegt worden war.
Das Einreiseverbot ist inzwischen aufgehoben, Djokovic muss keinen Impfnachweis vorlegen – und darf sich komplett auf seine sportliche Mission konzentrieren: Titel Nummer zehn bei den Australian Open holen und mit dem insgesamt 22. Grand-Slam-Titel mit seinem großen Rivalen Rafael Nadal gleichziehen. Er werde sein «Bestes geben, um gutes Tennis zu spielen und der Menge gute Emotionen und gute Gefühle zu vermitteln», sagte Djokovic.
Damit er dabei nicht gestört wird, warnte Turnierchef Craig Tiley die Fans vorab, Djokovic in irgendeiner Weise anzufeinden: «Wenn sie die Freude eines anderen stören – Boom, dann sind sie raus.» Beim Showmatch gegen Lokalmatador Nick Kyrgios wurde Djokovic am Freitag überaus freundlich empfangen.
Rafael Nadal (Spanien)
Der Vorjahressieger ist durch das verletzungsbedingte Fehlen seines spanischen Landsmannes Carlos Alcaraz topgesetzt, doch der Topfavorit ist er nicht. Nach seinem Halbfinal-Verzicht in Wimbledon wegen einer Bauchmuskelverletzung hat der 22-malige Grand-Slam-Turniersieger nur vier von elf Spielen gewonnen. «Ich muss weiter kämpfen», sagte der 36-Jährige.
Körperlich scheint er wieder auf der Höhe zu sein, doch es fehlt – genau wie bei Zverev – der Rhythmus. Die Auslosung spielte ihm überhaupt nicht in die Karten: Gleich zum Auftakt wartet der Weltranglisten-40. Jack Draper aus Großbritannien, auch danach bleibt der Weg in ein mögliches Finale steinig.
Nick Kyrgios (Australien)
Die Hoffnungen der heimischen Fans ruhen klar auf dem hochtalentierten, aber auch extrem launischen Kyrgios. Manche Experten hatten ihn schon bei den US Open als Turniersieger auf der Rechnung, bis zu seinem Viertelfinalaus spielte er dort stark. Mit dem Publikum im Rücken könnte nun noch mehr gehen. Auch die Veranstalter hoffen auf einen langen Verbleib des «Bad Boys», denn Kyrgios unterhält das Publikum.
Auch deswegen wählten ihn die Macher der Netflix-Doku «Break Point» zum Hauptprotagonisten der Auftaktfolge – was Kyrgios mit großer Genugtuung quittierte. Nach all dem Gerede «wie schlecht ich für den Sport bin, das Spiel nicht respektiere und der absolute Bösewicht bin, werde ich die Nummer-1-Folge auf Netflix sein – um unsere Fanbasis zu erhöhen, eigentlich sogar, um zu versuchen, Tennis wieder auf die Karte zu packen».
Iga Swiatek (Polen)
Die Polin startet als absolute Nummer eins im Frauen-Tennis ins neue Jahr. Nach dem Rücktritt von Serena Williams strahlt noch mehr Scheinwerferlicht auf die eher zurückhaltende Swiatek, die auf dem Platz vor allem in der «Crunchtime» ihr bestes Tennis zeigt. Die Qualität eines Champions.
Die französische Spielerin Carolina Garcia sieht die dreimalige Grand-Slam-Turniersiegerin auch in Melbourne klar als Top-Favoritin, Swiatek habe «die Messlatte sehr hoch gelegt». Doch zuletzt plagten sie Schulterprobleme, weswegen sie die Generalprobe in Adelaide absagen musste. Sollte Swiatek nicht in Topform an den Start gehen, würden sich die Chancen ihrer Auftaktgegnerin Jule Niemeier aus Dortmund erhöhen.
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