22. November 2024

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Price, van Gerwen – oder Clemens? Darts-Weltmeister gesucht

Das Darts-Fieber in Deutschland steigt. Erstmals ist in Gabriel Clemens noch ein Vertreter dabei, wenn es nach dem Jahreswechsel in ganz die heiße Phase geht. Die Favoriten sind aber andere.

Gabriel Clemens hat in Deutschland große Darts-Begeisterung ausgelöst. Als erster WM-Viertelfinalist bietet sich dem 39 Jahre alten Saarländer nun die Chance, im Londoner Alexandra Palace abzuräumen.

Nach Siegen über die Außenseiter Alan Soutar (Schottland), Jim Williams (Wales) und William O’Connor (Irland) steht an Neujahr die wichtigste Partie seiner bisherigen Karriere an: das Viertelfinale gegen den walisischen Primus Gerwyn Price (ab 20.30 Uhr/Sport1 und DAZN). In zwei Sessions werden die vier Halbfinalisten ermittelt.

Reicht’s für die deutsche Sensation?

Clemens, dessen 4:1 über Soutar im Achtelfinale am Freitag sogar in der 20-Uhr-Tagesschau landete, hat im Verlauf des Turniers Zuversicht gewonnen. Als der «German Giant» auf seine Außenseiterrolle gegen den ehemaligen Weltmeister Price angesprochen wurde, sagte er mit einem Lächeln: «Warum ist es kein 50:50-Spiel? Fängt er mit Vorsprung an? Das glaube ich nicht.» 

Tatsächlich ist der Viertelfinal-Einzug für den besten Deutschen ein großer Erfolg, weil in der Vergangenheit oft wichtige Partien gegen Außenseiter verloren gingen. Clemens selbst sagt, er könne jedem gefährlich werden. Ein Coup gegen Price (ab 20.30 Uhr) käme angesichts der Ausgangslage aber beinahe einer Sensation gleich. Der Waliser hat viel mehr Erfahrung auf den großen Darts-Bühnen, während Clemens erstmals in einem Major-Viertelfinale antritt.

Primus unter Zugzwang

Doch auch Price ist nicht unfehlbar. Die Führung in der Weltrangliste wird noch immer vom WM-Titel 2021, der am 4. Januar aus der Zwei-Jahres-Liste fällt, begünstigt. «The Iceman», wie der Muskelprotz genannt wird, muss den WM-Titel gewinnen, um im Ranking an erster Stelle zu bleiben. Die Siege gegen Raymond van Barneveld aus den Niederlanden (4:0) und den Portugiesen José de Sousa (4:1) waren zwar souverän, doch andere Spieler haben im bisherigen Verlauf mehr geglänzt. «Nur der Sieg ist entscheidend. Ich sage immer, dass ich erst ab dem Viertelfinale mein bestes Spiel finde», kündigte Price an. Das wird nun zu beweisen sein.

Scoringmaschinen favorisiert

Schaut man sich die bisherigen Turnierspiele im Alexandra Palace an, führt kaum ein Weg am Niederländer Michael van Gerwen. Schon im Vorjahr galt «Mighty Mike» als klarer Favorit, bis ihn ein positiver Corona-Test ausbremste. Seine drei WM-Titel 2014, 2017 und 2019 sind gemessen an seinem endlosen Potenzial fast zu wenig. Van Gerwen ließ sowohl dem starken Österreicher Mensur Suljovic (4:2) als auch Landsmann Dirk van Duijvenbode (4:1) kaum eine Chance. Gegen Englands Chris Dobey ist er am Abend (22.00 Uhr) klar favorisiert.

Das gilt auch für Vorjahresfinalist Michael Smith, der im englischen Duell gegen Stephen Bunting antreten muss (15.15 Uhr). «Bully Boy» Smith hatte seinen Schreckmoment in der dritten Runde, als der Deutsche Martin Schindler ihn am Rande einer Niederlage hatte. Smith siegte 4:3 nach 1:3-Rückstand. Bunting kommt eher als Außenseiter in die Runde der besten Acht, seine Siege über die favorisierten Dave Chisnall und Luke Humphries an zwei aufeinanderfolgenden Tagen waren aber beeindruckend.

Und sonst?

Das übrige Viertelfinale (13.30 Uhr) bestreiten der Belgier Dimitri van den Bergh und Jonny Clayton aus Wales. Beide wurden bislang nicht im engsten Favoritenkreis genannt, dabei spielen sie in London stark mit. «Dreammaker» van den Bergh hatte im bisherigen Turnier noch gar keine Probleme, Routinier Clayton nahm den nordirischen Senkrechtstarter Josh Rock aus dem Turnier. Dem Sieger droht ein Halbfinale gegen van Gerwen.

Patrick Reichardt, dpa