Stunden, bevor die deutschen Skirennfahrer auf der gnadenlosen Stelvio ihre nächste Enttäuschung erlebten, sorgte Österreichs Alpin-Star Matthias Mayer für einen großen Knall in Bormio. Der dreimalige Olympiasieger verkündete wie aus dem Nichts seinen sofortigen Rücktritt und löste in den italienischen Bergen ein Ski-Beben aus.
«Es reicht. Ich habe einfach nicht mehr so den Biss», begründete Mayer im ORF seine Entscheidung mit einem Lächeln. Von Abschiedsschmerz kaum eine Spur. Besonders kurios: Weder Mayers Familie noch die Trainer oder der Österreichische Skiverband waren eingeweiht. «Es hat überhaupt keine Anzeichen gegeben», sagte Speed-Coach Sepp Brunner vom ÖSV und sprach von einer «brutalen Überraschung».
Eigentlich sollte Mayer im ORF-Interview zur Super-G-Strecke, die der unmittelbar zuvor noch besichtigt hatte, befragt werden. «Ja, Piste ist sehr gut. Ich fühle mich auch fit», leitete Mayer seinen unvorhergesehenen Vortrag ein. Dann erklärte er sein abruptes Karriereende: «Ich wollte es schon immer mal machen, spontan einfach aufzuhören. Ich brauche keinen fixen Grund dafür.»
Als sich die ÖSV-Verantwortlichen aus ihrer anfänglichen Schockstarre gelöst hatten, würdigten sie einen der besten Skirennfahrer ihrer Geschichte. «Matthias hat unauslöschliche Spuren im Skisport hinterlassen. Seine Fähigkeit, bei Großevents noch einmal ein Schäuferl draufzulegen und im entscheidenden Moment die beste Leistung abrufen zu können, war einmalig. Er war auf der Piste ein Ausnahmekönner», befand ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober.
Historischer Sieg in Peking
Mit seinem Olympiasieg im Super-G im Februar in China war dem elfmaligen Weltcupsieger historisches gelungen. Als erster Alpiner gewann er bei drei aufeinanderfolgenden Spielen eine Goldmedaille. Mayer hatte 2014 in Sotschi in der Abfahrt gesiegt, 2018 in Pyeongchang ebenfalls im Super-G. Auch in diesem Winter stand Mayer schon zweimal auf dem Podest. «Es geht nicht um die Form. Ich könnte vom Gefühl her noch zehn Jahre so weiterfahren. Aber mir reicht es jetzt mal», sagte der Routinier.
Odermatt gewinnt Super-G in Bormio
Unbeeindruckt von Mayers Rücktrittserklärung lieferte der Schweizer Überflieger Marco Odermatt in Bormio die nächste Alpin-Show und siegte vor Vincent Kriechmayr aus Österreich und dem Schweizer Loic Meillard.
Die deutschen Starter enttäuschten rund einen Monat vor der WM in Frankreich erneut. Der nach seinem Sturz am Vortag angeschlagene Josef Ferstl belegte als bester DSV-Athlet Platz 16. Andreas Sander (20.) und Romed Baumann (31.) blieben hinter ihren Erwartungen zurück. Dominik Schwaiger schied nach einem Fahrfehler erneut aus. Für die Herren war es das letzte Weltcup-Rennen des Jahres.
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