Der iranische Fußball-Rekordnationalspieler Ali Daei hat mit Fassungslosigkeit auf den Ausreisestopp seiner Familie reagiert.
«Wollten die (Sicherheitskräfte) etwa Terroristen verhaften», wurde der 53-Jährige von Medien zitiert. Er habe versucht, bei mehreren Behörden einen Grund für den sonderbaren Vorfall zu erfahren, bislang jedoch vergebens, sagte er laut der Tageszeitung «Etemad». Daei wird im Iran als Volksheld verehrt, er spielte in Deutschland für Arminia Bielefeld, Hertha BSC und den FC Bayern München.
Daeis Frau und Tochter hatten am Montag dramatische Stunden erlebt. Sie waren nach der Passkontrolle am Flughafen in Teheran in ein Flugzeug gestiegen, um nach Dubai zu reisen. Doch kurz vor dem Ziel drehte die Maschine der staatlichen Fluglinie Mahan plötzlich um. Auf der Flugverfolgungs-Website Flightradar24 war zu sehen, dass eine Maschine der iranischen Fluggesellschaft auf der Insel Kisch im Persischen Golf einen Stopp einlegte, bevor sie ein paar Stunden später nach Dubai weiterflog.
Tochter verzichtet auf Weiterreise
Die Zwischenlandung sei nicht angekündigt gewesen, hieß es. In Kisch wurden Daeis Frau und seine Tochter zum Ausstieg gezwungen. Seine Frau musste auf Anweisung von Sicherheitskräften nach Teheran zurück, die Tochter hätte weiterreisen dürfen, was sie jedoch nicht tat.
«In den letzten Tagen wurden meine Familie und ich mehrmals von einigen Behörden und anonymen Personen bedroht», schrieb Daei bereits am 27. November bei Instagram in einer Botschaft an das «iranische Volk». Er stellte die Frage, was das System mit Drohungen erreichen wolle und was diese bewirken sollten.
Laut iranischen Justizquellen hatte sich Daeis Frau bei den systemkritischen Protesten im Land mit «kontrarevolutionären» Regimegegnern solidarisiert und war daher aufgefordert worden, das Land nicht ohne vorherige Erlaubnis zu verlassen. Da sie dies trotzdem tat, sei das Flugzeug gestoppt und ihr Weiterflug verhindert worden. Festgenommen wurde sie jedoch nicht, wie die Nachrichtenagentur Mehr unter Berufung auf Quellen berichtete. Ihr wird vorgeworfen, sie habe in die USA weiterreisen wollen.
Daeis Schicksal kein Einzelfall
Daei weist die Angaben der Justizbehörde vehement zurück. Seine Frau habe legal ausreisen wollen. Falls ein Ausreiseverbot vorgelegen hätte, hätte die Polizei ihr das bei der Passkontrolle in Teheran mitteilen sollen. «Was soll das Ganze, das war doch nur ein Kurztrip und beide wollten nächste Woche wieder zurück», sagte frühere Fußball-Profi.
Der Vorfall mit Daeis Familie ist kein Einzelfall. Wegen der Solidarisierung mit den nun seit über drei Monaten andauernden Protesten gegen das islamische System wurden auch andere iranische Prominente festgenommen und inhaftiert. Laut Menschenrechtsgruppen im Ausland sollen bislang über 18.000 Demonstranten verhaftet worden sein. Zwei Demonstranten wurden bereits hingerichtet, über 20 weitere Demonstranten stehen auf der Todesliste der Justiz. Die Zahl der Toten wird auf 500 geschätzt.
Auch Daei hatte sich nach Ausbruch der landesweiten Proteste Mitte September mit den Demonstranten solidarisiert. Deswegen war auch sein Reisepass von den Behörden vorübergehend beschlagnahmt worden. Im gleichen Zusammenhang liegt gegen den ehemaligen Profi Ali Karimi, der bei den Bayern und dem FC Schalke 04 gespielt hatte, ein Haftbefehl vor. Der Ex-Spieler des Hamburger SV, Mehdi Mahdavkia, kündigte aus Protest seinen Posten als U-21 Nationaltrainer.
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