Kroatien und das Ende einer goldenen Fußball-Generation: Dieses Thema und auch solche Schlagzeilen begleiten Luka Modric nun schon seit mehr als sechs Jahren.
Nach der Europameisterschaft 2016 hieß es: So eine Chance bekommen die Kroaten und ihr Superstar nie wieder. Zwei Jahre später standen sie in einem WM-Finale. 2018 hieß es: Einen solchen Erfolg schafft ein so kleines Land bestimmt nicht noch ein zweites Mal. Am Dienstagabend aber scheiterte es bei der Weltmeisterschaft in Katar schon wieder erst im Halbfinale.
Und jetzt? Modric ist mittlerweile 37 Jahre alt und hat mit Real Madrid fünf Mal die Champions League gewonnen. Erfolg und Niederlagen weiß er realistisch einzuordnen. Also wies er nach dem 0:3 (0:2) gegen Argentinien zwar kurz darauf hin, dass er vor dem 0:1 durch Lionel Messi einen Eckball für Kroatien statt eines Elfmeters für Argentinien verhängt hätte. Seine Kernbotschaft war aber: «Wir haben den Argentiniern zu gratulieren. Sie waren das bessere Team und sie haben es heute ganz sicher mehr verdient als wir, ins Finale einzuziehen.»
EM 2024 möglich
Über seine eigene Zukunft in der Nationalmannschaft äußerte sich Modric noch nicht. Aber wenn man seine eigenen Aussagen vor dem Turnier («Ich werde spielen, bis Kroatien etwas Wichtiges gewinnt – oder mich ein Besserer verdrängt») und die seiner engen Vertrauten nach dem verlorenen Halbfinale zum Maßstab nimmt, deutet vieles darauf hin: An der nächsten WM 2026 wird er mit dann fast 41 Jahren wohl nicht mehr teilnehmen. An der Europameisterschaft 2024 in Deutschland dagegen schon.
«Das ist die Goldene Generation des kroatischen Fußballs. Sie haben Großes geleistet», sagte Trainer Zlatko Dalic im Lusail Stadion und meinte damit nicht nur seinen wichtigsten Spieler Modric, sondern auch Abwehrchef Dejan Lovren oder Linksaußen Ivan Perisic (beide 33). «Vielleicht ist dies das Ende dieser Generation bei einer Weltmeisterschaft. Aber ich denke, dass diese Generation auch bei der Euro 2024 dabei sein wird.»
Denn bis dahin gäbe es noch einiges zu erreichen: das Finalturnier der Nations League im Juni 2023. Die EM-Qualifikation. Und vor allem: «Es wäre großartig, wenn wir bei dieser WM am Samstag noch die Bronzemedaille gewinnen könnten. Das wäre der Höhepunkt dieser Generation», sagte ihr Trainer.
Auch Dalic will weitermachen
Dalic will auf jeden Fall bis 2024 weitermachen. Und der jetzt schon erfolgreichste Trainer der kroatischen Nationalmannschafts-Geschichte ist bislang sehr gut damit gefahren, seine «Goldene Generation» nicht im Block abtreten zu lassen, sondern in Etappen.
Mario Mandzukic und Ivan Rakitic beendeten ihre Länderspiel-Karrieren 2018 und 2020. Modric wird wohl in absehbarer Zeit, aber eben noch nicht sofort folgen. In der Zwischenzeit bringt das kleine Vier-Millionen-Einwohnerland immer wieder neue Klassespieler heraus, die erst an der Seite der Alten lernen und dann deren Verantwortung übernehmen. Abwehrspieler Josko Gvardiol (20) von RB Leipzig ist so ein Name. Spielmacher Luka Sucic (20) von Red Bull Salzburg gilt als das nächste große Talent.
Bezeichnend ist in diesem Zusammenhang eine Anekdote von der EM 2016 in Frankreich. Die Kroaten waren damals die spielerisch beste Mannschaft der Vorrunde, verloren dann aber im Achtelfinale in der Verlängerung gegen den späteren Europameister Portugal. Der für Dinamo Zagreb spielende Portugiese Eduardo wurde schon damals gefragt, ob dies das sportliche Ende der Generation Modric gewesen sei und als Antwort lachte der Torwart erst einmal kurz auf. Ihr habt keine Ahnung, bedeutete er den Journalisten, was in diesem Land noch alles nachkommt. «Die haben so viel Talent, so eine starke Wettkampf-Mentalität.»
Das war bereits 2016. Und auch im Dezember 2022 sagte Modric‘ Teamkollege Toni Kroos als TV-Experte bei Magenta TV: «Wenn ich tippen müsste, würde ich sagen: Er spielt die EM in Deutschland noch. Er ist auch einfach fußballverrückt.»
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