23. November 2024

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Rückkehrer als Kommunikator: Labbadia reizt der Nervenkitzel

Labbadia legt los. Der Rückkehrer nimmt seine Arbeit als neuer Stuttgarter Trainer auf - und kündigt erst mal viele Gespräche an. Vorstandschef Wehrle verdeutlicht den Ernst der Lage.

Bruno Labbadia versammelte die Mannschaft auf dem Trainingsplatz mehrfach um sich. Beim VfB Stuttgart hat die Rettungsmission des Rückkehrers begonnen. Schon vor der öffentlichen Einheit, die von rund 100 Fans begleitet wurde, hatte sich der neue Trainer bei einer Pressekonferenz vorgestellt – flankiert vom ebenfalls neuen Sportdirektor Fabian Wohlgemuth und dem auch immer noch recht neuen Vorstandvorsitzenden Alexander Wehrle.

Das Trio Thomas Hitzlsperger, Sven Mislintat und Pellegrino Matarazzo: Es war einmal. Jetzt wollen und sollen andere den sowohl sportlich als auch finanziell schwer angeschlagenen VfB in der Fußball-Bundesliga halten – vor allem Labbadia.

Labbadia: «Kann Einfluss auf die Mannschaft nehmen»

«Es ist sicherlich nicht die einfachste Aufgabe, die ich mir ausgewählt habe», sagte der 56-Jährige. «Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich auch immer einen gewissen Nervenkitzel brauche und eine Herausforderung.» Der Club habe «eine Wucht in alle Richtungen», so der neue Coach. «Man hat die Möglichkeit, mit ihm einen Schritt nach vorne zu machen.» Auch das habe ihn gereizt.

Er habe sich bewusst lange dafür entschieden, keinen neuen Job anzunehmen, berichtete Labbadia, der bereits von Dezember 2010 bis August 2013 VfB-Coach und zuletzt fast zwei Jahre vereinslos war. Nun sei der richtige Zeitpunkt für ein Comeback, erklärte er. «Der Zeitpunkt ist jetzt noch gut, weil ich die Möglichkeit habe, Einfluss auf die Mannschaft zu nehmen. Den braucht sie auch.»

Für die kommenden Tage kündigte Labbadia viele Gespräche an. «Wir müssen in die Köpfe der Spieler kommen», sagte der Fußballlehrer, der über seine taktischen Pläne noch nicht viel verraten wollte. Zunächst müsse er eine «Bestandsaufnahme» machen und ein Gefühl dafür bekommen, was die Mannschaft braucht. Es gebe viel zu tun, die Dinge müssten aber richtig priorisiert werden. Er lege großen Wert auf Kommunikation, so Labbadia. Auch deshalb habe er die Spieler in dieser Woche gleich dreimal für 7.30 Uhr morgens auf das Clubgelände und zum gemeinsamen Frühstück bestellt.

Wehrle: «Labbadia kann Klassenerhalt»

Labbadia hat bei seinen vorangegangenen Stationen – auch einst beim VfB – bewiesen, dass er einen drohenden Abstieg verhindern kann. «Er kann Klassenerhalt», sagte Stuttgarts Vorstandschef Wehrle. Der Rückkehrer sei danach aber auch «in der Lage, eine Mannschaft zu stabilisieren und zu verbessern». Die Kritik, die Labbadias Verpflichtung mitunter hervorgerufen hatte, ließ Wehrle weitgehend unbeeindruckt. Zu einem Traditionsclub wie dem VfB gehörten viele Emotionen dazu, beschwichtigte der 47-Jährige. «Wir werden uns alle am sportlichen Erfolg messen lassen», kündigte Wehrle an. Zugleich warb er aber auch um «Ruhe und Zusammenhalt».

Denn die Lage des VfB ist prekär. In der Tabelle liegen die Schwaben vor den verbleibenden 19 Saisonspielen der Bundesliga auf Relegationsrang 16 – einen Punkt vor dem Vorletzten. Es droht der dritte Absturz in die zweite Liga binnen sieben Jahren. «Ein möglicher Abstieg im Jahr 2023 ist nicht vergleichbar mit 2019 oder 2016», sagte Wehrle: «Da liegen zweieinhalb Jahre Corona dazwischen mit einem Corona-Umsatzverlust von 90 Millionen Euro, ein Stadioninvest in Höhe von 130 Millionen Euro, und ein möglicher Abstieg würde über 40 Millionen Umsatzverlust für den VfB Stuttgart bedeuten.»

Ob sie nach den personellen Veränderungen auf dem Posten des Trainers und des Sportdirektors diesen Winter auch noch welche in der Mannschaft vornehmen, ließen die Schwaben zunächst offen. «Der Reflex, in die erste Schublade zu greifen, wir müssen was am Kader machen, kommt mir zu früh», sagte Wohlgemuth. Man wolle erst abwarten, wie die neue Herangehensweise mit Labbadia als Nachfolger von Interimscoach Michael Wimmer und Ex-Trainer Matarazzo greife. Die Bewährungsprobe hat am Montag begonnen.

Christoph Lother und Kristina Puck, dpa