Was für eine Geschichte! Noch 2019 und 2020 erhielt der Torwart Andries Noppert bei zwei Zweitliga-Clubs keinen neuen Vertrag mehr.
Weder Calcio Foggia in Italien noch der FC Dordrecht in den Niederlanden wollten ihn behalten. Nopperts Eltern rieten ihm damals, sich bei der Polizei zu bewerben.
Doch an diesem Freitag wird er in Katar ein Viertelfinal-Spiel bei der Fußball-WM gegen Argentinien und Lionel Messi bestreiten (20.00 Uhr/ARD und Magenta TV). Mit 28 Jahren ist Noppert bei diesem Turnier quasi aus dem sportlichen Nichts zur neuen Nummer eins der niederländischen Nationalmannschaft aufgestiegen.
«Wenn du ein kleiner Junge bist, träumst du davon, bei einer Weltmeisterschaft zu spielen», sagte der Keeper am Mittwoch bei einer Pressekonferenz mit seinem Kapitän Virgil van Dijk. «Ich habe als Junge auch davon geträumt. Aber wenn Sie meine Karriere sehen, werden Sie wissen, dass ich diesen Traum längst aufgegeben hatte. Es gibt nur einen Bondscoach, der mich hierher bringen konnte: Das ist unser Bondscoach.»
Noppert meinte damit Louis van Gaal, den für seine Eigenwilligkeit berühmten Trainer der Niederländer. Jenen van Gaal, der schon 2011 beim FC Bayern München keine Notwendigkeit darin sah, Manuel Neuer zu verpflichten, weil der Club doch bereits den jungen Thomas Kraft (später Hertha BSC) habe.
Van Gaal beordert Noppert ins Tor
Vor der WM in Katar entschied sich der 71-Jährige zur Überraschung aller für Noppert im Tor – und nicht für den favorisierten Justin Bijlow (Feyenoord Rotterdam), den erfahrenen Jasper Cillessen (früher FC Barcelona) oder den Bundesliga-Profi Mark Flekken (SC Freiburg).
Noppert hatte sich nach seinem Aus in Dordrecht zunächst von einer schweren Knieverletzung erholt und dann seit Januar 2021 bei den Go Ahead Eagles für eine Rückkehr zu seinem Heimatclub SC Heerenveen empfohlen. Nach nur 32 Erstliga-Spielen und ohne jede Europacup-Erfahrung gab er erst bei dieser WM gegen den Senegal (2:0) sein Nationalmannschafts-Debüt.
Ein solcher Karriereverlauf lässt ihn nun auch bei einer Weltmeisterschaft nicht nervös werden – nicht einmal vor einem Viertelfinale gegen Argentinien. «Für mich ist jedes Spiel dasselbe: Ich stehe im Tor und muss Bälle fangen. Dass ich hinter einem der besten Abwehrspieler der Welt stehe, macht es etwas einfacher», sagte der 2,03 Meter große Noppert und meinte damit van Dijk.
Der gab dieses Kompliment gleich zurück und sagte über seinen neuen Torwart: «Ich habe ihn im Training oft gesehen, also war ich zuversichtlich. Das hat er hier auch gezeigt.»
Und wenn er nun am Freitagabend einen Elfmeter des siebenmaligen Weltfußballers Lionel Messi parieren müsse? Auch da zuckte Noppert nur mit den Schultern. «Er ist das gleiche wie wir», sagte er: «Er ist auch ein Mensch!»
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