Bei der größten Darts-Party der Welt gibt es allerhand ungewöhnliche Teilnehmer: ein ehemaliger Handball-Torwart aus Köln (Florian Hempel) ist dabei, eine frühere Baseball-Größe aus den USA (Leonard Gates) und eine 18 Jahre junge Teenagerin (Beau Greaves).
Nur der Name, der den deutschen Pfeile-Fans wohl immer noch am geläufigsten ist, wird im Alexandra Palace von London im auf 96 Teilnehmer aufgeblähten XXL-Feld erneut fehlen: Max Hopp. Der «Maximiser» ist sportlich abgestürzt und hat sich in eine Sackgasse manövriert, in der die Frage bald lauten könnte: weitermachen? Oder alles aufgeben?
Hopp: «Ich gebe mir die Zeit»
Für den Moment beantwortet der 26-Jährige diese Frage noch deutlich. «Ich bin an einem Wackelpunkt, aber ich gebe mir die Zeit. Ich spiele in erster Linie Darts für mich. Dann schauen wir, wie viele Jahre ich noch spiele», sagte Hopp der Deutschen Presse-Agentur vor der WM. Rund um das größte Turnier der Welt (15. Dezember bis 3. Januar) wird Hopp eine Rolle als Experte und Co-Kommentator annehmen. Er selbst vergleicht sich dabei mit dem früheren Fußball-Weltmeister Bastian Schweinsteiger, der derzeit das Turnier in Katar vor Ort begleitet.
Schweinsteiger gewann 2014 den wichtigsten Pokal seiner Sportart – ungefähr zu dieser Zeit rief der damals noch ganz junge Hopp das Ziel aus, einmal Weltmeister werden zu wollen. In den vergangenen Jahren hat er sich davon aber immer weiter entfernt. Hopp ist nicht nur zum zweiten Mal in Serie nicht bei der WM dabei, sondern hat auch seine sogenannte Tourcard, die zur Teilnahme bei zahlreichen Turnieren des Weltverbandes PDC berechtigt, verloren.
Hopp ist sportlich am Tiefpunkt, national haben den einstigen Hoffnungsträger in Gabriel Clemens und Martin Schindler längst andere überholt. «Darts ist nach wie vor meine Leidenschaft. Wenn es langfristig in den nächsten fünf Jahren aber weiter nichts werden sollte, will ich nichts ausschließen. Ich bin Mitte 20, es kann noch ganz andere Kapitel in meinem Leben geben. Es gab jetzt einen Karriereknick, denn es ging relativ steil nach oben», sagte Hopp. Seine weiteren Rollen rund um die WM: Experte im niederländischen TV und vorab Sparringspartner für Akteure, die im «Ally Pally» selbst gefordert sind.
Profis leben vom Preisgeld
Darts-Profis erhalten kein Gehalt, sondern müssen mit ihren Preisgeldern die laufenden Kosten für Reisen, Logistik und den eigenen Lebensunterhalt decken. Für Hopp ist das eine gefährliche Situation. «Das ist schon ein Einbruch in seiner Karriere, das muss man so sagen. Solche Entwicklungen gibt es, es gibt aber auch die, die raus sind und nicht mehr zurückkommen», sagte Experte Elmar Paulke der dpa. Hopp ist erst 26, im Darts ist das kein Alter. In den enttäuschenden Jahren 2021 und 2022 deuten aber maximal ganz vereinzelte Glanzpunkte darauf hin, dass Hopp zu alter Stärke zurückfinden kann. Es fehlt vor allem Konstanz.
Das weiß der gebürtige Hesse selbst. «Die nächsten Jahre wird sich zeigen, aus welchem Holz ich geschnitzt bin – ob ich wieder da hochkomme oder ein Durchschnittsspieler bleibe», sagte Hopp. Er sei aktuell «in einer Findungsphase». Der Weg zurück ist dabei alles andere als einfach. Während Clemens, Schindler und Co. in der Adventszeit auf der großen WM-Bühne glänzen dürfen, muss Hopp im neuen Jahr die sogenannte Q-School erfolgreich absolvieren, um 2023 überhaupt für große Turniere infrage zu kommen. Das einst ausgerufene Ziel, der WM-Titel, ist für Hopp weiter weg denn je.
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