Thomas Weikert hat seine einjährige Probezeit als Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes bestanden. «Ein überzeugtes Ja», sagte Christoph Niessen, der Vorstandsvorsitzende des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen. «Da muss ich sagen: Respekt, denn die Zahl der Baustellen ist groß gewesen.»
Auf der Mitgliederversammlung des DOSB am 3. Dezember (09.00 Uhr) in Baden-Baden wird die Wiederwahl des 61-jährigen Rechtsanwalts deshalb eine Formsache sein. Nachdem Weikert den Dachverband wieder auf Vordermann gebracht hat, wird er in den nächsten vier Jahren auch daran gemessen, wie er zwei Großprojekte meistert: die Vorbereitung einer Olympia-Bewerbung und eine effektive, erfolgreiche Reform des Spitzensports.
«Das war ein gutes Jahr»
«Das war ein gutes Jahr, es kann so weitergehen», bilanzierte Weikert. «Ich bin ganz zufrieden, an Arbeit hat es nicht gemangelt.» Schließlich hatte ihm Vorgänger Alfons Hörmann ein schweres Erbe hinterlassen. In einem anonymen Brief war insbesondere ihm vorgeworfen worden, eine Kultur der Angst in der DOSB-Zentrale geschaffen zu haben.
Außerdem galten am Ende der fast achtjährigen Hörmann-Ära die Beziehungen zum Internationalen Olympischen Komitee als zerrüttet und die zur Berliner Politik wie zu den Landessportbünden sowie den Spitzenverbänden als sehr belastet. Zudem scheiterte die Leistungssportreform und ein Olympia-Versuch mit der Rhein-Ruhr-Initiative.
Weikert ist als Erstes gelungen, unter dem DOSB-Dach wieder Frieden zu stiften. «Wir wollten erst einmal Ruhe in den Verband bringen», sagte der Sportfunktionär aus Limburg/Lahn. «Ich habe ein sehr gutes Gefühl, vor allem, was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Mitgliedsverbände angeht.» Eine Prüfkommission hatte das unrühmliche Ende der Hörmann-Amtszeit aufgearbeitet. Es wurde «kein strafrechtlich relevantes Fehlverhalten» festgestellt – wohl aber Defizite im Umgang mit DOSB-Mitarbeitern.
Das Verhältnis zum IOC wurde verbessert
Schnell hat der frühere Tischtennis-Weltpräsident das ramponierte Verhältnis zum IOC verbessert. «Das ist wichtig, weil die internationalen Beziehungen und insbesondere die zum IOC etwas durchgehangen haben», sagte Weikert diplomatisch. Mit dem deutschen IOC-Chef Thomas Bach habe er regelmäßig gesprochen und mit seinem Präsidium war er ins Hauptquartier der Ringe-Organisation eingeladen. «Das war ein Zeichen: Der DOSB hat wieder den Stellenwert, den er haben sollte», befand Weikert.
Auch der gestörte Kontakt zur Berliner Politik und besonders zum für den Sport zuständigen Bundesinnenministerium ist laut Weikert wieder intakt. «Das Miteinander ist gut. Ich kann nur Positives berichten, dass man uns hört und anhört», sagte er. «Es ist eine Zusammenarbeit, nicht von oben herab, es ist Miteinander. Das war ein gutes Jahr, es kann so weitergehen.»
Gute Drähte zum BMI und IOC sind für seine beiden Großprojekte wichtig, die er in den kommenden vier Jahren oben auf der Agenda hat und anpacken will. Bei der Mitgliederversammlung soll ein «Strategieprozess für eine mögliche Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele» beschlossen werden. Nach sechs gescheiterten Versuchen soll 2023 nicht nur ein Konzept entwickelt werden, ob eine Kandidatur eine Chance hat, für welches Jahr und mit welchen Städten.
Wieder Olympia in Deutschland erleben
Ausgelotet werden soll in einer breiten gesellschaftlichen Debatte auch, wie die Bevölkerung dafür gewonnen werden kann. Eine Olympia-Bewerbung wäre frühestens 2025 für die Winterspiele 2034 und 2038 sowie die im Sommer 2036 und 2040 möglich. Weikert ist nach positiven Gesprächen mit Mitgliedsorganisationen, den Sportministern auf Bundes- und Landesebene sowie Wirtschaftspartnern des DOSB optimistisch, dass es klappen könnte: «Alle wollen wieder Olympia in Deutschland erleben.»
Allerdings sollen die deutschen Topathleten nicht erst in zehn oder mehr Jahren wieder mehr Erfolge bei Olympischen Spielen feiern, zumal von 1992 in Barcelona bis 2021 in Tokio die Zahl der Medaillen von 82 auf 37 Medaillen gesunken ist. Sechs Jahre nach der letzten Spitzensportreform soll es wieder eine Neustrukturierung geben, mit einer Agentur für Leistungssport für Steuerung und Förderung sowie ein Sportfördergesetz als zentrale Elemente geben. Damit soll die Trendwende geschafft werden.
«Sonst hätten wir es nicht vorgeschlagen», betont Weikert. «Wir brauchen und wollen neue Impulse.» Dieses Konzept sei nicht abstrakt, sondern soll mit Leben gefüllt werden: «Deshalb habe ich das Gefühl, dass wir einen großen Wurf landen können.»
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