Cristiano Ronaldo erlebte die ganz große Erleichterung von seinem blauen Bankplatz. Erst mit dem Schlusspfiff und damit dem Ende der Zitterpartie war der historische Abend für Portugals Superstar gerettet.
Beim 3:2 (0:0) über Ghana verewigte sich der kurz vor Schluss ausgewechselte Ronaldo nicht nur als erster Fußballer mit Toren bei fünf Weltmeisterschaften im Geschichtsbuch, sondern schaffte mit seinen Portugiesen auch den erhofften Top-Start in das Turnier in Katar.
Zwei Tage nach der Trennung von seinem bisherigen Club Manchester United brachte Kapitän Ronaldo sein Team mit einem Foulelfmeter in Führung (65. Minute). Den Ausgleich der Black Stars durch Kapitän Andre Ayew (73.) konterten João Félix (78.) und Rafael Leão (80.) mit ihren Treffern, ehe kurz vor Schluss Osman Bukari (89.) erneut für Ghana erfolgreich war.
«Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es war natürlich gut, in der zweiten Halbzeit hat es sich verbessert. Es ist ganz gut gelaufen», sagte Portugals Trainer Fernando Santos: «Wir haben gut gespielt, wir haben die Tore geschossen, die wir schießen sollten. Wir haben gewonnen, das ist das Wichtigste.» Torschütze Félix ergänzte: «Ich habe der Welt gezeigt, was wir können in Portugal. Wir gehen jetzt ruhiger in das nächste Spiel.»
Schrecksekunde für Portugal kurz vor Schluss
Kurz vor Ende fasste Ronaldo sich noch einmal entsetzt an den Kopf. Portugals Keeper Diogo Costa rollte den Ball in der neunten Minute der Nachspielzeit vor sich, übersah den hinter ihm startenden Stürmer Inaki Williams. Der Ghanaer konnte den Ball jedoch nicht kontrollieren und ließ die Riesenchance zum 3:3 ungenutzt.
Die Ghanaer mit dem früheren Bundesliga-Spieler Otto Addo als Nationalcoach müssen sich in der Gruppe H mit Uruguay und Südkorea für einen Einzug in die K.o.-Runde steigern. Ihnen gelangen aber immerhin die ersten Treffer einer afrikanischen Mannschaft bei diesem Turnier. Portugal dagegen geht als Tabellenführer der Gruppe und mit besten Aussichten auf das Achtelfinale in das nächste Duell mit Uruguay am Montag.
Umstrittene Entscheidung vor Ronaldos Elfmeter
Die Entstehung des Führungstores war dabei umstritten: Nach einer leichten Berührung zwischen Ronaldo und Ghanas Verteidiger Mohammed Salisu entschied Schiedsrichter Ismail Elfath aus den USA auf Strafstoß. Der Video-Assistent griff nicht ein, Ronaldo verwandelte sicher und ließ sich feiern.
Bei seiner fünften WM-Teilnahme und seinem zehnten großen Turnier in Serie will Ronaldo den letzten noch fehlenden internationalen Titel erobern. Mit Portugal wurde der mehrmalige Champions-League-Sieger 2016 Europameister, bei seinen bisher vier WM-Turnieren war Platz vier 2006 in Deutschland das beste Ergebnis. Auch Portugals WM-Torrekord von Eusebio (neun Treffer) ist für Ronaldo mit nun acht Toren in Reichweite.
Der Kapitän führte Portugals Elf bereits zum Aufwärmen mit entschlossener Miene an. Bei der Nationalhymne wurde der 37-Jährige bei seinem wohl letzten WM-Turnier emotional und kämpfte mit den Tränen. Die portugiesischen Fans unter den 42.662 Zuschauern im Stadion 974 in Doha bejubelten zunächst jeden Ballkontakt des 37-Jährigen einzeln. Und tatsächlich war es Ronaldo, der in der ersten Halbzeit sein Team hätte in Führung bringen können. Doch der portugiesische Rekordtorschütze zeigte zunächst ungewohnte Schwächen im Abschluss.
Ghana erst in der zweiten Halbzeit mutig
Nach zehn Minuten versprang ihm ein Ball bei der Annahme, drei Minuten später traf er einen Kopfball frei vor dem Tor nicht richtig. Ein vermeintlicher Treffer Ronaldos nach gut einer halben Stunde wurde wegen eines Foulspiels bereits vor dem Abschluss zurückgepfiffen (31.). Werbung in eigener Sache konnte der seit Dienstag vereinslose Ronaldo damit zunächst nicht betreiben. Paris Saint-Germain, Newcastle United, der FC Chelsea oder Clubs in den USA oder Saudi-Arabien gelten als mögliche Interessenten für Ronaldo.
Ghana war unter dem Dortmunder Talente-Trainer Addo mit großen Hoffnungen in seine erste WM seit 2014 gestartet. Gegen Portugal wurden die Afrikaner nach einem nervösen Start aber erst in der zweiten Halbzeit etwas mutiger. Der zwischenzeitliche Ausgleich durch Kapitän Ayew war allerdings zu wenig. In der ersten Halbzeit kam Ghana nicht einmal auf einen Ballkontakt im gegnerischen Strafraum.
Die Höhepunkte kamen dann geballt in der Schlussphase. Nach Ronaldos Elfmeter löste Ghanas Ausgleich zunächst Jubelstürme bei den zahlreichen und lautstarken Fans der Afrikaner aus. Doch Portugal ließ keinen Deut nach. Der lange unauffällige Bruno Fernandes servierte zweimal perfekt, Félix und der gerade erst eingewechselte Leão vollendeten in kürzester Zeit zum 2:1 und 3:1. Damit war die Partie entschieden, der Treffer von Bukari inklusive Kopie des typischen Ronaldo-Jubels kam zu spät.
Weitere Nachrichten
England gewinnt Team-WM der Darts-Profis
Spaniens «wunderbare Mannschaft» fordert DFB-Elf
Pogacar über Gelbes Trikot überrascht: «Fühlt sich gut an»