Dass Eric Maxim Choupo Moting nur auf Geheiß des Staatspräsidenten in die Fußball-Nationalmannschaft Kameruns zurückkehrte, ist eine Legende.
Einen Zusammenhang gibt es aber durchaus. Denn der vorherige Nationaltrainer Toni Conceiçao stolperte im Februar quasi über den Stürmer des FC Bayern München. Conceiçao hatte Choupo-Moting im verlorenen Halbfinale des Afrika-Cups gegen Ägypten nicht eingesetzt, der boykottierte das Spiel um Platz 3 und trat aus dem Nationalteam zurück. Woraufhin Staatspräsident Paul Biya die Entlassung des Trainers anordnete. Unter dem von Verbandspräsident Samuel Eto’o installierten Nachfolger Rigobert Song kehrte Choupo-Moting ins Nationalteam zurück. Und ist bei der WM nach seinem jüngsten Höhenflug in München der ganz große Hoffnungsträger.
Schäfer lobt Choupo-Motings Entwicklung
«Im Endeffekt muss man sagen, dass es für Kamerun ein Glück war, dass Robert Lewandowski den FC Bayern verlassen hat», sagte Winfried Schäfer, von 2001 bis 2004 Nationaltrainer Kameruns, der Deutschen Presse-Agentur über den einstigen Lewandowski-Backup, der sich zuletzt zum Torjäger entwickelte: «Wahnsinn, wie der Junge zuletzt aufgetreten ist. So einen Stürmer brauchst du.»
Volker Finke, der von 2013 bis 2015 Trainer der «unbezähmbaren Löwen» war und damals auch Choupo-Moting trainierte, traut dem Stürmer vor Kameruns WM-Auftakt gegen die Schweiz am Donnerstag (11 Uhr/Magenta TV) sogar eine noch wichtigere Rolle zu. «Seine ganz große Stärke ist, dass er in der Kabine jemand ist, der dem Team guttut», sagte der langjährige Coach des SC Freiburg der dpa. Nationaltrainer Song, einst Finkes Assistent, und Präsident Eto’o würden «ihn ganz sicher in eine Führungsrolle pushen und sagen: Du übernimmst ein bisschen die Kabine.»
In dem ausgeglichenen Kader sei Choupo-Moting als erfolgreicher Stürmer des FC Bayern derzeit «der Einzige, der weit über die Grenzen hinaus bekannt ist», sagte der langjährige Karlsruher Schäfer. Doch vor allem macht eben seine Torquote Mut. Wie das britische Portal «The Athletic» ermittelte, waren in den Top-5-Ligen Europas nur drei Spieler an mehr Toren pro Spiel beteiligt als der gebürtige Hamburger mit kamerunischem Vater: Erling Haaland, Neymar und Lewandowski. «Selbstbewusstsein durch Rückenwind, gute Form, Spielglück, gute Kommunikation – bei ihm stimmt im Moment einfach alles», stellte Finke fest.
Partie gegen Schweiz «quasi ein Endspiel»
Ob das zum Weiterkommen reicht, dürfte sich am Donnerstag schon entscheiden. Die Partie gegen die Schweiz sei «quasi schon ein Endspiel, weil sie Brasilien in der Gruppe haben und irgendwie Zweiter werden müssen», sagte Schäfer. Das weiß auch Choupo-Moting. «Unser erstes Ziel muss sein, dass wir uns in der Gruppe durchsetzen», sagte er in einem Interview auf der Bayern-Homepage: «Für mich zählt unsere zu den härtesten Gruppen des Turniers.»
Die Stärke der Kameruner seien der Teamgeist und die Geschlossenheit. «Wir haben keine großen Stars in der Mannschaft, die herausstechen wie früher Roger Milla oder Samuel Eto’o.» Größter Star ist eben derzeit er selbst. Darauf hätte im Februar wohl noch niemand gesetzt.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
Schweiz: 1 Sommer – 3 Widmer, 22 Schär, 5 Akanji, 13 Rodriguez – 10 Xhaka, 8 Freuler – 23 Shaqiri, 15 Sow, 17 Vargas – 7 Embolo
Kamerun: 23 Onana – 19 Fai, 3 Nkoulou, 21 Castelletto, 24 Ebosse – 18 Hongla, 15 Kunde, 8 Zambo Anguissa – 20 Mbeumo, 13 Choupo-Moting, 12 Toko Ekambi
Schiedsrichter: Facundo Tello (Argentinien)
Weitere Nachrichten
England gewinnt Team-WM der Darts-Profis
Spaniens «wunderbare Mannschaft» fordert DFB-Elf
Pogacar über Gelbes Trikot überrascht: «Fühlt sich gut an»