Cristiano Ronaldo schaute mit ernstem Blick in die Runde, dann legte er im Wirbel um sein brisantes Interview mit der nächsten Ansage nach. «Ich muss mir keine Gedanken darüber machen, was andere denken. Ich spreche, wenn ich es möchte», sagte der 37-Jährige bei seinem überraschenden öffentlichen Auftritt vor dem WM-Auftakt gegen Ghana in Katar.
Alles, was sich um ihn drehe, sei «immer eine Debatte», klagte Ronaldo, und forderte, der Mannschaft nun endlich Ruhe für die WM-Vorbereitung zu gewähren: «Ständig nach Cristiano zu fragen, ist langweilig. Das Thema ist abgeschlossen.»
Seitdem der Altstar in der vergangenen Woche in einem brisanten Rundumschlag-Interview mit seinem Club Manchester United abgerechnet und der Verein Konsequenzen angekündigt hat, beherrscht das Thema die WM-Vorbereitung der Portugiesen. Keine Fragerunde, Trainingseinheit oder Pressekonferenz, die ohne Frage zu Ronaldo oder besonderen Fokus auf ihn auskommt. Zwar ist er im Verein kein Stammspieler mehr, im Kreise der Nationalelf bleibt Ronaldo unter Coach Fernando Santos aber der unumstrittene Anführer des Teams.
Immer im Fokus
Dutzende Kameras waren am Montagmorgen im WM-Quartier der portugiesischen Fußball-Nationalmannschaft in Al-Schahania bei Doha auf Ronaldo gerichtet, als der Kapitän im blauen Trainingsanzug, mit akkurat gegelten Haaren und auffälligem Ohrring den Medienraum betrat. Auch kurze Zeit später auf dem Trainingsplatz, als der Superstar als einer der letzten auf das Feld lief und sich schnell noch das T-Shirt überstreifte, stand Ronaldo wieder im Fokus der Aufmerksamkeit. Der Kapitän scherzte mit seinen Mitspielern, war beim kurzen Trainingsspiel gleich mittendrin, umkurvte den Torhüter und traf ins Tor.
Ronaldo spielt seine fünfte WM, der Weltmeistertitel fehlt CR7 in seiner umfangreichen Trophäensammlung noch. Mit dem Nationalteam wurde er 2016 Europameister, auf Vereinsebene gewann er unter anderem fünfmal die Champions League. «Ob wir gewinnen werden, werden wir sehen, aber ich habe diese Hoffnung und dieses Gefühl», sagte er.
Druck will er sich vor seiner möglicherweise letzten WM aber nicht mehr machen. «Wenn ich mit 37 Jahren und acht Monaten noch etwas beweisen müsste, würde ich mir Sorgen machen», sagte er. «Es wäre magisch, die Weltmeisterschaft zu gewinnen, aber es fehlt mir an nichts im Leben, ich habe schon viel mehr gewonnen, als ich erwartet habe.»
Fällt der Eusebio-Rekord?
Auch die Jagd nach persönlichen Rekorden geht für den mehrmaligen Weltfußballer und Rekordtorschützen Portugals in Katar weiter, auch wenn er selbst behauptete: «Das klingt vielleicht eitel, aber ich verfolge das nicht.» Der Gedanke an mögliche weitere Bestmarken raube ihm nicht den Schlaf, auch wenn er gerne den Rekord von neun WM-Toren für Portugal von Eusebio knacken würde. Ronaldo steht aktuell bei sieben WM-Treffern. Aber: «Wenn wir diesen Wettbewerb ohne ein Tor von mir gewinnen würden, würde ich das unterschreiben.»
Diese Mission wird der Wirbel um sein Interview nicht beeinflussen, da ist sich der Kapitän sicher. «Das kann die Mannschaft nicht erschüttern», betonte er. «Die Atmosphäre im Nationalteam ist exzellent, es gibt keine Probleme.» So sehr er die Anführer-Rolle im Team für sich beansprucht und lebt – etwas weniger Kritik und Wirbel um seine Aussagen wünscht sich Ronaldo aber doch – zumindest öffentlich: «Fragt die anderen Spieler nicht mehr danach. Sprecht über die WM, sprecht nicht mehr über Cristiano Ronaldo», forderte er.
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