Politische Debatten dämpfen die WM-Vorfreude, dazu kommen Zweifel an der sportlichen Qualität des Nationalteams – doch zumindest bei der WM-Eröffnungsfeier will sich Katar der Welt als perfekter Gastgeber präsentieren.
Auf den Start des umstrittenen Fußball-Turniers am 20. November (17.00 Uhr/ZDF und MagentaTV) mit einer bunten Show hat sich das kleine arabische Land seit Jahren vorbereitet – und will deutlich mehr liefern, als einfach nur gute Unterhaltung für die Fußball-Welt.
Auch die vielen politischen Themen rund um das Turnier – etwa Menschenrechtsfragen und der Umgang mit queeren Fans – sollen dann eine Rolle spielen. «Es wird definitiv Aufmerksamkeit und Antworten für all die Themen geben, die aktuell diskutiert werden», sagte Kreativdirektor Marco Balich der Nachrichtenagentur AP. Mit dem Anpfiff der Partie des WM-Gastgebers gegen Ecuador wird zum Start der ersten WM im November dann zumindest für 90 Minuten das Sportliche im Fokus stehen.
Ehrgeizige Ziele
«Ich rede nicht darüber, dass wir Weltmeister werden, aber auf höchstem Level mitzuhalten, ist definitiv unser Ziel», sagte Nationaltrainer Felix Sanchez zu den ambitionierten sportlichen Zielen des Gastgebers. Der 46 Jahre alte Spanier hatte Monate Zeit, um sein Team in totaler Abschottung auf den allerersten WM-Auftritt Katars vorzubereiten. Zumindest eine Blamage zum Auftakt der Gruppe mit dem Senegal und den Niederlanden will das kleine arabische Land seinen Fans ersparen, auch wenn Sanchez sagt: «Wir treffen auf Teams, die im WM-Finale standen oder Afrika-Meister sind. Viele Spieler sind auf ihren Positionen die Besten auf der Welt, mit WM- und Champions-League-Erfahrung.»
Katar hat zwar keine großen Stars im Kader, tritt aber als Asienmeister an und hat gegenüber den meisten anderen Teams den Vorteil einer monatelangen konzentrierten Vorbereitung. Weil sie keine eigene Qualifikation zu absolvierten hatten, spielten die Katarer unter anderem beim Gold Cup 2021, bei der Copa America 2019 und in der WM-Qualifikation in Europa. Doch die Resultate und Auftritte waren oft ernüchternd – auf welchem sportlichen Level sich das Team tatsächlich bewegt, ist wenige Tage vor seiner WM-Premiere daher offen.
Probleme bei Auftaktgegner Ecuador
Chancenlos dürfte Katar zum Auftakt vor den eigenen Fans nicht sein, denn auch Gegner Ecuador hat vor dem Start in seine erste WM seit 2014 mit Problemen zu kämpfen. Schwer getroffen wurde das Team vom freiwilligen Verzicht des Verbands auf Byon Castillo. Der 27 Jahre alte gebürtige Kolumbianer war in der WM-Qualifikation für Ecuador aufgelaufen, weshalb Chile und Peru vor den Sportgerichtshof Cas gezogen waren und den WM-Ausschluss Ecuadors gefordert hatten. «Es ist schwierig für uns. Aber wir können jetzt nicht mehr zurückblicken», sagte Kapitän Énner Valencia zum Verzicht auf den Außenverteidiger, der sportlich fehlen wird. «Alles, was für uns jetzt zählt, ist Katar.»
Egal, wie der sportliche Auftakt für den Gastgeber verläuft – die Debatten rund um politische Themen dürften das Turnier weiter begleiten. Zahlreiche Fans vor allem in Europa wollen das Turnier boykottieren, einige Nationalteams haben angekündigt, gesellschaftspolitische Zeichen zu setzen und Menschenrechtsorganisationen haben einen kritischen Blick auf die Lage im Land. Erst am Freitag sorgte die Entscheidung des Weltverbands FIFA für Wirbel, rund um die Stadien anders als geplant nun doch kein alkoholhaltiges Bier zu verkaufen.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
Katar: 1 Al-Sheeb – 2 Miguel, 15 Al-Rawi, 5 Salman, 3 Abdelkarim Hassan, 14 Ahmed – 10 Al-Haydos, 12 Boudiaf, 6 Hatem, – 19Almoez Ali, 11 Afif
Ecuador: 22 Dominguez – 17 Preciado, 3 Hincapié, 2 Torres, 7 Estupinan – 21 Franco, 8 Gruezo, 23 Caicedo – 19 Plata, 13 Valencia, 10 Ibarra
Schiedsrichter: Daniele Orsato (Italien)
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