23. November 2024

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Entspannter Showdown für BVB – Reus macht Fortschritte

Als Gruppenzweiter hat der BVB die Qualifikation für das Achtelfinale in der Champions League bereits sicher. Deshalb könnten in Kopenhagen Kräfte geschont werden. Doch die Siegprämie lockt.

Ein Spaziergang zur kleinen Meerjungfrau oder ein Besuch der Parallelwelt in der Freistadt Christiania sieht das Programm nicht vor.

Dabei könnten die Dortmunder Profis vor dem letzten Gruppenspiel der Champions League am Mittwoch (21 Uhr/DAZN) die vielen touristischen Attraktionen in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen eigentlich locker genießen. Denn das bereits vor einer Woche gebuchte Achtelfinal-Ticket eröffnet die Chance, nach wochenlanger Terminhatz Kräfte zu sparen.

Gleichwohl trat Trainer Edin Terzic dem Eindruck einer Kaffeefahrt entgegen und nahm die Profis in die Pflicht: «Wir mögen die Kritik wie nach Spielen in Frankfurt auch nicht. Deshalb werden wir alles dafür tun, das Spiel zu gewinnen. Wir haben das Trikot an, hören die Champions League-Hymne und spielen gegen einen Gegner, der noch kein Heimspiel verloren hat.»

Viele Verschnaufpausen?

Die in der Königsklasse üppige Siegprämie in Höhe von 2,8 Millionen Euro und weitere Bonuspunkte für das internationale Club-Ranking sollten Anreiz genug sein. Dennoch ist für Terzic die Verlockung groß, diversen Profis eine Verschnaufpause zu gönnen. «Für uns ist es die fünfte englische Woche in Serie. Aber wir werden eine gute Mannschaft stellen. Egal, wer auf welcher Position spielt», kommentierte der Trainer.

Vor allem für Vielspieler wie Jude Bellingham erscheint eine Pause ratsam. Selbst der eigentlich unermüdliche englische Nationalspieler schlug angesichts der Terminfülle in der durch die Winter-WM verdichteten Hinrunde unlängst Alarm: «Die Belastung fordert ihren Tribut bei mir persönlich. Es ist eine Freak-Saison.» Mit Einsätzen in allen Pflichtspielen des BVB und der Nationalmannschaft gehört der 19 Jahre alte Mittelfeldspieler zu den am stärksten belasteten Liga-Profis. Dass er dennoch Woche für Woche zu den Besten zählt und neuerdings wie gegen Stuttgart (2) und Frankfurt (1) auch noch Tore erzielt, hat viel mit stabiler Physis und starker Psyche zu tun. «Er ist ein überragender Spieler. Er wird immer cooler am Ball und hat noch mal einen Sprung gemacht», schwärmte Torhüter Gregor Kobel.

Anders als bei Bellingham wäre ein Einsatz von Marco Reus trotz der fehlenden sportlichen Brisanz nicht gänzlich abwegig gewesen. Schließlich drängt beim BVB-Kapitän, der sich Mitte September eine Außenbandverletzung im Sprunggelenk zugezogen und nach einem Kurz-Comeback in der Partie bei Union Berlin einen Monat später einen Rückschlag erlitten hatte, die Zeit. Ohne Spielpraxis sinken die Chancen auf einen Platz im WM-Kader von Bundestrainer Hansi Flick. In nur noch drei Partien gegen Bochum, Wolfsburg und Mönchengladbach bietet sich für den 33 Jahre alten Reus die Chance, sich zu empfehlen. Beim Abflug nach Dänemark war er noch immer nicht dabei.

Reus bald zurück

Terzic stellte ein baldiges Comeback in Aussicht: «Marco hat gestern die komplette Trainingseinheit absolviert, aber es hat noch nicht gereicht. Er wird am Donnerstag wieder in das Mannschaftstraining einsteigen, mit dem großen Ziel, dass er am Samstag gegen Bochum wieder im Kader steht.»

So werden wohl Profis wie Anthony Modeste und Felix Passlack in der Partie beim Tabellenletzten die Chance erhalten, sich für weitere Einsätze zu empfehlen. Doch auch mit Spielern aus der zweiten Reihe stehen die Chancen gut, dass die Sieg-Vorgabe von Sportdirektor Kehl umgesetzt wird. Schließlich könnte der dänische Meister nach Deportivo La Coruna (2004/05), Maccabi Haifa (2009/10) und Dinamo Zagreb (2016/17) die erste vierte Mannschaft der Champions-League-Historie ohne Treffer in der Vorrunde sein. Bisher stehen bei zwei Punkten 0:11 Tore zu Buche.

Für Brisanz der unerfreulichen Art könnten die rivalisierenden Fan-Gruppen sorgen. Schon beim Hinspiel war es zu Ausschreitungen gekommen. Die dänische Polizei stuft die Partie deshalb als Risikospiel ein.

Heinz Büse, dpa