22. November 2024

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Bayern-«Schwarm» greift Platz eins an

Hansi Flick wird gerade hin- und hergerissen nach München blicken. Sein wichtiger Bayern-Block läuft zur WM-Form auf - aber zwei Führungskräfte bereiten Sorgen. Nagelsmann hat auch «genug zu tun».

Julian Nagelsmann musste vor dem geplanten Angriff des deutschen Fußball-Serienmeisters auf Platz eins der Bundesliga am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen den FSV Mainz 05 hauptsächlich jene Frage beantworten, die auch Hansi Flick inzwischen intensiv beschäftigen wird.

In welcher Verfassung kann er seine beiden erfahrenen Münchner Führungskräfte für die Weltmeisterschaft in Katar einplanen? Thomas Müller geht sein aktueller «Stop-and-Go-Modus» richtig auf die Nerven. Und auch Manuel Neuers Rückkehr ins Tor des FC Bayern verzögert sich weiter von Spiel zu Spiel.

In zwei Wochen bricht der Bundestrainer mit der Nationalmannschaft in den Oman auf – und Müller (33) und Neuer (36) werden dann nicht in dem von Flick so sehr gewünschten Spielrhythmus sein. «Ich glaube nicht, dass die WM in Gefahr ist», sagte Nagelsmann zwar zu den Münchner Kapitänen. Er sei aber auch «kein Hellseher», ergänzte der Coach, den die WM gerade herzlich wenig interessiert, weil er ganz auf die Erfüllung der Bayern-Ziele bis zum großen Break Mitte November fokussiert ist. «Wir haben selber genug zu tun. Die WM ist dann, wenn unsere Bundesligaspiele vorbei sind», sagte Nagelsmann.

«Die Mannschaft ist gut im Flow»

Er will das Jahr mit dem FC Bayern unbedingt als Bundesliga-Primus abschließen – und dafür muss der nur noch einen Punkt bessere Überraschungs-Spitzenreiter Union Berlin in den noch vier verbleibenden Punktspielen überholt werden. Schon am Wochenende könnte es soweit sein. Nach fünf Pflichtspielerfolgen am Stück und dem Ausrufezeichen in der Champions League mit dem 3:0 beim FC Barcelona setzen die Bayern zum Sprung nach oben an. Und Nagelsmann ist zuversichtlich.

«Die Mannschaft ist gut im Flow. Gegen Barcelona hat es gewirkt, als wäre ein Schwarm auf dem Feld, der in die gleiche Richtung marschiert», lobte er. Die Offensive um den neuen Goalgetter Eric Maxim Choupo-Moting und die Abwehr um den zum Leader reifenden Multi-Millionenmann Matthijs de Ligt lässt Nagelsmann aktuell sehr viel gelassener am Spielfeldrand agieren. «Ich bin ja eher so der Hektiker in der Coaching Zone», scherzte der 35-Jährige über sich selbst.

Trainer-Kollege Flick wird gerade eher hin- und hergerissen nach München blicken. So erfreulich es für den Bundestrainer ist, dass sein Bayern-Block das September-Tief überwunden hat und sich auch jüngste Sorgenkinder wie Leon Goretzka und Serge Gnabry in WM-Form präsentieren, so sehr muss er sich um Neuer und Müller sorgen. Beide werden gegen Mainz und auch im letzten Champions-League-Spiel gegen Inter Mailand ausfallen und frühestens in Berlin gegen Hertha BSC wieder spielen können.

Müller ist gewohnt, dass sein Körper funktioniert

Dass Müllers Körper plötzlich mehrfach streikt, ist für Flick, Nagelsmann und auch für den Vielspieler selbst eine neue Erfahrung. Nach dem Kurzeinsatz in Barcelona hat der Angreifer wieder Probleme im Hüft- und Beckenbereich. Die Struktur sei gereizt, sagte Nagelsmann, der Müller nun gleich mal eine Woche «rausnehmen» will, um dessen Körper Ruhe zu geben. «Ich bin gewohnt, dass mein Körper funktioniert», hatte Müller in Barcelona bemerkt. Das sei in den letzten Wochen nicht der Fall gewesen – «und das ist natürlich nicht zufriedenstellend».

Was soll da erst Neuer denken? Der schuftet in der Reha, im Kraftraum und immer mal wieder auf dem Rasen, aber das Comeback im Tor verzögert sich von Spiel zu Spiel. Das Schultereckgelenk muss bei einem Torwart absolut belastbar sein, bei jedem Hechtsprung landet Neuer darauf. Nagelsmann will «keinen Druck aufbauen», man arbeite nun «auf das nächste Wochenende» hin. «Wir können nicht in seinen Körper hineinschauen. Die Schulter ist ein kompliziertes Gelenk, das braucht Ruhe.» Viel Ruhezeit bleibt nicht mehr, im Bayern-Endspurt bis zur WM nicht – und schon gar nicht im eng getakteten Turnierplan nach dem Startschuss am 20. November.

Klaus Bergmann, dpa