23. November 2024

Sport Express

Express-Sport direkt aus der Arena

Alonso-Rückkehr nach Madrid: Bayers «Finale» bei Atlético

Leverkusen droht bei Atlético Madrid das Königsklassen-Aus. Nur ein Sieg hilft dem Team von Coach Alonso. Der 40-Jährige kennt den Gegner gut. Ein Bayer-Star kann trotz Fortschritten nicht mithelfen.

Bei der Ankunft am Flughafen in seiner einstigen Wahlheimat Madrid musste Xabi Alonso erst einmal Autogramme schreiben. Für Nostalgie und Rückkehr-Emotionen bleibt dem Trainer von Bayer Leverkusen aber wohl kaum Zeit, wenn sein Team bei Atlético Madrid um das Überwintern in der Champions League spielt.

Zu prekär ist die Lage bei Bayer 04, zu wichtig die Partie. In der spanischen Hauptstadt feierte der gebürtige Baske Alonso mit Atléticos Lokalrivalen Real Madrid einige seiner größten Triumphe, holte unter anderem den Henkelpott für den Königsklassen-Champion. Von auch nur annähernd ähnlichen Erfolgen ist er bei seiner ersten großen Trainerstation weit weg. In der Bundesliga steht Leverkusen nur knapp vor der Abstiegszone, international droht das Aus.

Die Bedeutung der Atlético-Partie ist jedem bei den Rheinländern bewusst. Bereits nach dem 0:3 im vergangenen Gruppenspiel gegen den FC Porto – Alonsos Champions-League-Premiere als Chefcoach – hatte der 40-Jährige gesagt: «Das nächste Spiel ist wie ein Finale für uns.» Dies betonte er nun erneut. «Die Aggressivität werden Sie morgen sehen», kündigte er an.

Mit nur drei Punkten ist Leverkusen vor dem vorletzten Spieltag Schlusslicht in Gruppe B. Bei einer Niederlage am 26. Oktober im Wanda Metropolitano (21.00 Uhr/DAZN) würde Bayer 04 die Gruppenphase als Tabellenletzter beenden. Nur bei einem Sieg wäre das Überwintern im wichtigsten europäischen Vereinswettbewerb für die Werkself noch möglich – wenn der FC Porto zuvor nicht beim bereits für das Achtelfinale qualifizierten FC Brügge gewinnt.

Auch Atlético muss punkten

Das Problem für Leverkusen ist: Auch Atlético kann sich keine Patzer mehr erlauben. Der eigentliche Gruppenfavorit hat nur einen Zähler mehr als Bayer 04, unterlag im Hinspiel in Leverkusen mit 0:2. Das Team von Coach Diego Simeone gilt als Experte für effizienten Ergebnisfußball. Niemand bei Bayer weiß das wohl so gut wie Alonso, der sich als Spieler von Real zwischen 2011 und 2014 packende Duelle mit dem Erzrivalen lieferte. Schon damals wurde Atlético vom Argentinier Simeone trainiert. «Er ist einer der Besten», sagte Alonso, der von den spanischen Journalisten auf der Pressekonferenz am Tag vor dem Spiel ausgiebig zum 52-Jährigen befragt wurde.

Im Gegensatz zu Bayer 04 dürften die Spanier zudem reichlich Selbstvertrauen haben. Aus den vergangenen fünf Ligaspielen holte Atlético 13 von 15 möglichen Punkten und damit acht mehr als Leverkusen.

Das 2:2 der Werkself am vergangenen Spieltag gegen den VfL Wolfsburg machte den Rheinländern aber zumindest etwas Mut. Das Ergebnis sei nicht genug gewesen, sagte Alonso zwar. Von der Leistung könne man aber einige positive Aspekte mitnehmen. Nach dem zwischenzeitlichen 1:2-Rückstand zeigte Bayer Moral, schaffte den Ausgleich und war dem Sieg anschließend näher als der VfL.

«Wir haben endlich gekämpft», sagte Torwart und Kapitän Lukas Hradecky. «Das habe ich vermisst.» Mittelfeldspieler Robert Andrich sagte: «Die Art und Weise, wie wir unbedingt einen Sieg wollten, können wir mitnehmen.»

Neben Siegermentalität würde Bayer 04 in Madrid auch Offensivstratege und Nationalspieler Florian Wirtz guttun. Auf den 19-Jährigen, der am Tag vor der Abreise nach seiner Kreuzbandverletzung immerhin wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen war, muss Alonso bei seiner Rückkehr nach Spanien aber noch verzichten. Ebenfalls nicht dabei sind Kerem Demirbay und Charles Aránguiz. Ob Torjäger Patrik Schick spielen kann, ist noch offen.

Die möglichen Aufstellungen:

Atlético Madrid: Oblak – Savic, Gimenez, Reinildo – Molina, Carrasco – Witsel – de Paul, Kondogbia – Griezmann, Morata

Bayer Leverkusen: Hradecky – Kossounou, Tah, Tapsoba – Frimpong, Andrich, Amiri, Bakker – Diaby, Adli – Schick

Schiedsrichter: Clément Turpin (Frankreich)

Thomas Eßer, dpa