23. November 2024

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Reservist Ronaldo flüchtet vor Abpfiff in die Kabine

Manchester United siegt 2:0 gegen Tottenham, doch im Fokus steht ein Auswechselspieler: Cristiano Ronaldo. Dessen Flucht sorgt für Kritik und passt ins Bild seiner bislang schwachen Saison.

Cristiano Ronaldo hat normalerweise ein Herz für Kinder, der Fußballstar von Manchester United hat selbst fünf eigene.

Als ihm am Mittwochabend aber einige jüngere Fans ihre Hände in der Hoffnung hinhielten, Ronaldo möge sie abklatschen, da ignorierte der 37-Jährige die Jugend geflissentlich. Ronaldo schob ordentlich Frust, weil ihn Trainer Erik ten Hag im Premier-League-Spiel gegen Tottenham Hotspur (2:0) nicht mal eingewechselt hatte. Kurz vor dem Abpfiff stapfte er in die Kabine des Old Trafford, vorbei an den Fans, den Blick gesenkt – und ohne Rücksprache mit ten Hag gehalten zu haben. Ein Eklat. Und ein Thema, das wiederholt für Unruhe beim englischen Rekordmeister sorgt.

«Nicht sehr professionell»

Die Reaktionen folgten prompt, unter anderem zahlreiche Ex-Profis wie die früheren englischen Nationalspieler Michael Owen und Gary Lineker meldeten sich zu Wort. «Das ist nicht sehr professionell», kritisierte Owen, der gleichwohl Verständnis zeigte: Er könne Ronaldos Frust verstehen, «es muss schwer für ihn sein». Lineker wählte drastischere Worte: «Es tut mir leid, aber das ist nicht zu akzeptieren, das ist so armselig», sagte der TV-Experte über Ronaldos Flucht.

Chefcoach ten Hag umschiffte das brisante Thema nach dem Spiel. «Ich werde mich damit morgen beschäftigen, nicht heute. Jetzt feiern wir diesen Sieg», sagte der 52-Jährige. «Ich habe ihn gesehen, aber ich habe nicht mit ihm gesprochen.» 

Ob eine Aussprache hilft, ist die große Frage. Der Trainer und sein Spieler haben wohl zu unterschiedliche Auffassungen über Ronaldos Rolle. Schon im Sommer wollte der fünfmalige Champions-League-Sieger unbedingt den Club verlassen. Denn ten Hag setzt auf mannschaftsdienliche Akteure, die auch im Spiel gegen den Ball viel laufen sollen. Ronaldo gönnt sich derweil gern Pausen, um bei Angriffen glänzen zu können. Doch längst ist er nicht mehr die Tormaschine, die er einst bei Juventus Turin (134 Pflichtspiele/101 Tore) oder Real Madrid (438/450) verkörperte. Und ten Hag ist nicht bereit, sein System einem alternden (Ex-)Ausnahmespieler zu unterwerfen.

Erschreckende Bilanz unter ten Hag

Ronaldos Bilanz unter ten Hag liest sich erschreckend. Nur einmal durfte er in dieser Saison über die vollen 90 Minuten ran – bei der blamablen 0:4-Niederlage am zweiten Spieltag beim FC Brentford. Nach zwölf Spieltagen hat er erst einmal getroffen, noch kein Tor vorbereitet. Dass die Fans weiterhin mit ihm abklatschen wollen, verdankt Ronaldo vor allem seiner ruhmreichen Vergangenheit. Ob er in Manchester auch eine Zukunft nach seiner «Flucht» hat? Fraglicher denn je.