23. November 2024

Sport Express

Express-Sport direkt aus der Arena

Flicks Musiala-Einsicht vor Wembley-Spiel

Für Jamal Musiala ist ein Fußballspiel in Wembley gegen England «etwas Großes». Grund ist die Vita des Bayern-Youngsters, der in London beim FC Chelsea groß wurde.

London, Wembley, England – die Aussicht auf einen sehr speziellen Fußballabend mit großen Emotionen elektrisiert den Jüngsten im DFB-Kader ganz besonders.

Beim Abschlusstraining der Nationalmannschaft noch in Leipzig jonglierte Jamal Musiala erstmal kunstvoll mit einem Ball. Dann schob er sich mit Manchester-Profi Ilkay Gündogan als weiterem England-Experten ein paar Kurzpässe hin und her.

Nach seinem erfolglosen Joker-Einsatz beim ernüchternden 0:1 gegen Ungarn lastet auf Musialas schmalen Schultern die Hoffnung auf mehr Inspiration und Schaffenskraft in der deutschen Offensive am Montag (20.45 Uhr/RTL) in London. Musiala muss fast zwangsläufig Hansi Flicks offensive Aufstellungsantwort sein im Wembleystadion.

Flick: «Jamal hat das gewisse Etwas»

Das hatte der Bundestrainer selbst unmittelbar nach dem Ungarn-Spiel angedeutet. Da brachte er den Bayern-Jüngling erst nach 70 Minuten, weil er sich vorne für eine andere Formation entschieden hatte. Flick übte Selbstkritik: «Jamal hat das gewisse Etwas, wenn eine Mannschaft tief steht und kompakt verteidigt.» Was die Ungarn taten. «Er hätte uns sicherlich in der ersten Halbzeit auch gut getan. Aber wir haben uns für elf andere Spieler entschieden», sagte Flick.

Musiala hatte sich drei Tage zuvor im Training verletzt. Bei einem Zweikampf mit Thomas Müller zog er sich eine schmerzhafte Risswunde am Bein zu, weshalb Flick vielleicht gegen Ungarn das Risiko mied. Gegen England aber werden Musialas Qualitäten dringend benötigt, um eine Reaktion zu zeigen und doch noch ein gutes WM-Gefühl zu entwickeln.

England ist Muisalas «zweites Zuhause»

Zumal es ein besonderes Spiel für den Teenager ist, der im Alter von sieben Jahren mit der Familie nach England zog und dort beim FC Chelsea als Fußballer ausgebildet wurde, ehe er 2019 zum FC Bayern wechselte und in München rasant durchstartete. «England ist mein zweites Zuhause», sagt Musiala noch heute. Das ist auch zu hören, wenn er spricht. Es ist nach wie vor ein unüberhörbares Denglisch.

Als Junior spielte Musiala überwiegend für die englischen U-Teams, ehe er sich für die deutsche A-Nationalmannschaft entschied. Spiele gegen England sind für ihn darum «etwas Großes». Erlebt hat er dieses Gefühl schon, sogar in Wembley: Flick-Vorgänger Joachim Löw wechselte ihn beim deutschen K.o. gegen England im EM-Achtelfinale 2021 aber erst in der Nachspielzeit ein – zu spät.

Beim 1:1 im Nations-League-Hinspiel im Juni gegen die Engländer spielte Musiala dafür beim Heimspiel in München groß auf. Die Fans wählten ihn zum «Spieler des Spiels». Es gibt auch ein Video, das ihn als Elfjährigen bei einem Einlagespiel seiner damaligen Schule im Wembley-Stadion zeigt, in dem er vier Tore erzielte. «Wenn du elf Jahre alt bist, kommt dir jedes Stadion riesig vor, aber Wembley ist, glaube ich, auch heute noch für jeden außergewöhnlich», sagte Musiala dazu mal in einem DFB-Interview. «Echt cool», nannte er es, in Englands Fußball-Kultstätte auf dem Rasen wirbeln zu dürfen.

DFB-Team braucht Musialas Torriecher

Flick und das DFB-Team brauchen kurz vor der WM einen Wirbelwind, auch wenn die aktuelle Bayern-Krise selbst vor Musiala nicht Halt gemacht hat. Trotzdem sagte der Bundestrainer noch vor dem Ungarn-Spiel über den unbeschwerten Teenager: «Es ist einfach ein Genuss, Jamal spielen zu sehen.» Er schwärmte von dessen «Leichtigkeit am Ball».

Musiala weiß zudem, wo das Tor steht, auch wenn er im Nationaltrikot in 16 Länderspielen erst einmal traf und eher als Vorbereiter auffiel. «Jamal hat auch in seinem jungen Alter schon eine sehr große Torgefahr. Er bewahrt in der Box unter Druck die Ruhe und setzt den Schuss so, dass der Torwart nicht mehr an den Ball kommt», lobte Flick: «Das macht er echt gut.» Am besten auch am Montagabend in Wembley.

Von Klaus Bergmann, Arne Richter und Tom Bachmann, dpa