Die Lacher hat Gordon Herbert aktuell auf seiner Seite. In den begeisternden Tagen von Köln und Berlin ist der 63 Jahre alte Bundestrainer zu einer Art Alleinunterhalter im Dienste des deutschen Basketballs geworden.
Herbert macht auf der großen EM-Bühne Scherze in Serie, witzelt über Rekorde seines Teams («das lag an der langen Spielzeit»), die geringe Begeisterung bei seinem ehemaligen Club Frankfurt («Bitte schreibt das nicht in den Frankfurter Blättern, war nur ein Spaß») – und neuerdings auch sein eigenes Privatleben.
«Bin drei Mal geschieden»
«Dennis (Schröder) wollte meine Kreditkarte. Ich habe ihm gesagt: Ich bin drei Mal geschieden, du wirst das Limit darauf nicht mögen», sagte Herbert nach dem Viertelfinal-Sieg über Griechenland mit süffisantem Grinsen. Herbert spielte damit auf Italiens Gianmarco Pozzecco an, der mit seinen Akteuren ausgelassen den Sieg über Topfavorit Serbien feierte und ihnen die Kreditkarte für die Party aushändigte. So wild wurde es bei Herbert nach dem Einzug ins Halbfinale nicht. Ihm reiche «ein kühles Bier».
Kleiner Kreditrahmen, großer Humor, noch größerer Sachverstand: Mit beeindruckender Ruhe und Akribie hat Fachmann Herbert das deutsche Nationalteam wieder in die Spur gebracht. Seit seinem Amtsantritt im vergangenen Herbst spricht er permanent vom großen Ziel Medaille, obwohl seit 2005 mit dem damaligen Superstar Dirk Nowitzki keine mehr gewonnen wurde. «Es ist eine große Ehre, dieses Team zu coachen», sagte Herbert schon vor dem EM-Beginn, als ihn einige Absagen ereilt hatten und weitere angeschlagene Führungsspieler fraglich waren.
Der ehemalige Coach der Frankfurt Skyliners und von Alba Berlin spricht stets positiv über sein Team – zumindest über diejenigen, die ihren Sommer für die Nationalmannschaft opfern. Zu NBA-Profi Maxi Kleber, der wegen Belastungssteuerung diesen Sommer absagte, sagte Herbert jüngst bei «Spox» nur: «Mein Fokus liegt auf den Spielern, die bei der Mannschaft sind.» Herbert selbst musste vor einigen Jahren aus gesundheitlichen Gründen im Job pausieren, weil er sich einer Operation am Rücken unterziehen musste.
Beliebt und angesehen
Bei den Spielern ist der Nachfolger von Henrik Rödl beliebt und angesehen. «Er gibt uns Freiheiten, ist aber auch autoritär. Er trifft immer den richtigen Ton bisher», sagte Aufbauspieler Maodo Lo über Herbert, der viele Spieler in Europa und auch in den USA während der Saison besucht hatte. In den Katakomben unterhält er sich gerne angeregt mit den Profis um seine neue Führungsfigur Schröder. Auch unbequeme Entscheidungen wie das Aussortieren des langjährigen Kapitäns Robin Benzing scheut Herbert nicht.
Sowohl die Ansprache ans Team als auch Pressekonferenzen hält Herbert stets auf Englisch ab. «Deutsch war immer schwer für mich, mein Französisch und mein Finnisch sind deutlich besser. Ich verstehe fast alles, habe aber Probleme, mich selbst auszudrücken.» Herbert und der Verband hatten zum Amtsantritt angekündigt, in einigen Wochen auf deutsch vor der Presse referieren zu wollen. Daraus wurde bis heute nichts. Nun könnte er früher Basketball-Europameister werden.
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