24. November 2024

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Keine Traumehe: Deal zwischen Red Bull und Porsche geplatzt

Porsche wird nicht beim Formel-1-Team Red Bull einsteigen. Die Verhandlungen wurden abgebrochen und beendet. Die Formel 1 bleibt aber im Visier des Sportwagenherstellers. Nur mit wem?

Die Formel-1-Traumehe von Porsche und Red Bull wird es nicht geben. Der Branchenführer aus Österreich hat den deutschen Sportwagenhersteller abblitzen lassen.

In einer knapp achtzeiligen Mitteilung verkündete Porsche das Ende jeglicher Verhandlungen. «Prämisse war immer eine Partnerschaft auf Augenhöhe, die neben einer Motoren-Partnerschaft auch das Team umfasst. Dies konnte nicht realisiert werden», hieß es. «Es gab nie eine finanzielle Diskussion. Porsche ist eine großartige Marke. Aber die DNA ist ziemlich anders», erklärte Red-Bull-Teamchef Christian Horner bei motorsport.com.

Porsche wollte Mitspracherechte

Monatelang wurde über den Einstieg von Porsche bei dem derzeit dominierenden Rennstall der Motorsport-Königsklasse zur Saison 2026 spekuliert. Im Juli beim Heimrennen von Red Bull in der Steiermark sollte der Deal eigentlich schon verkündet werden. Daraus wurde nichts. Die Zeit aber drängte, bis zum 15. Oktober müssen sich Motoren-Hersteller beim Internationalen Automobilverband einschreiben.

Audi, die andere VW-Tochter, kam zuvor und erklärte vor rund zwei Wochen den Einstieg zur Saison 2026, Partner offiziell noch unbekannt. Es dürfte aber der Schweizer Sauber-Rennstall sein, der derzeit als Alfa Romeo startet.

Porsche wollte mit Red Bull durchstarten. Dafür wollte das Unternehmen aber auch Anteile an dem Team des österreichischen Milliardärs Dietrich Mateschitz, das auch in diesem Jahr wieder beide Titel gewinnen dürfte und mit Weltmeister Max Verstappen derzeit das Maß der Dinge in der Formel 1 ist.

Von 50 Prozent Anteilen ist die Rede, die Porsche wollte. Das hätte freilich auch ein entsprechendes Mitspracherecht garantiert bei dem Rennstall, der 2005 als Nachfolger von Jaguar sein Formel-1-Debüt feierte. Seitdem führt Horner (48) Red Bull Racing. An seiner Seite nimmt Mateschitz-Intimus Helmut Marko (79) Einfluss, der Motorsportchef von Red Bull.

Red Bull will «unabhängig» bleiben

«Das Team ist weltweit das größte Marketing-Asset für Red Bull – warum sollten wir das langfristig strategisch gefährden», hatte Horner zuletzt betont. «Red Bull ist immer ein unabhängiges Team gewesen, das ist eine unserer Stärken und war Grundstein für das, was wir erreicht haben und dass wir schnell reagieren können. Es ist Teil unserer DNA.»

Konzernstrukturen wie bei Porsche, das in diesem Jahr noch an die Börse will, empfanden die Red-Bull-Bosse letztlich wohl als Bremsklotz. Zumal das Team nicht auf einen Motoren-Hersteller angewiesen ist. Nach dem Ausstieg von Partner Honda Ende 2021 gründete Red Bull eine eigene Motorenschmiede – Red Bull Powertrains.

Der Energydrink-Rennstall nutzt die zuvor entwickelten Grundlagen beim Bau einer eigenen Triebwerkseinheit und erhält weiter technische Hilfe von den Japanern. Diese Vereinbarung läuft noch bis Ende 2025. Um auch für alle Fälle danach gerüstet zu sein, holte sich Red Bull bereits weitere hochrangige Mitarbeiter – unter anderem auch von Mercedes – für das Motorenprojekt.

Porsche will weiter in die Formel 1

Aber was passiert nun mit den Porsche-Plänen? Die VW-Tochter stellte klar, dass ein Einstieg in die Königsklasse des Motorsports generell nicht mit dem Scheitern der Gespräche mit Red Bull ausgeschlossen ist. Mit den umfassenden Reglementänderungen ab der Saison 2026 bleibe die Rennserie für Porsche «ein attraktives Umfeld, das weiterhin beobachtet wird». Ab dann sollen die Hybrid-Motoren mit 100 Prozent nachhaltigem Kraftstoff betrieben werden. Der Verbrenner im Aggregat soll nur noch 50 Prozent der Leistung beitragen, der Rest ist elektrisch. Das passt zur Neuausrichtung der Auto-Industrie.

Viel Zeit bleibt Porsche aber nicht mehr. Die Einschreibefrist läuft in gut einem Monat ab. McLaren oder auch Williams werden nun in Medien als mögliche Partner genannt. Beide werden von deutschen Teamchefs geführt. Andreas Seidl (McLaren) arbeitete früher mal erfolgreich für Porsche, Jost Capito (Williams) für Volkswagen.

Von Jens Marx, dpa