Große Ehre für Superstar Dirk Nowitzki, großer Sport von seinen Nachfolgern um Anführer Dennis Schröder: Die deutschen Basketballer sind optimal in die Heim-Europameisterschaft gestartet und haben den Olympia-Zweiten Frankreich direkt mit 76:63 (38:31) besiegt.
Vor knapp 18.000 begeisterten Zuschauern in Köln zeigte das Team von Bundestrainer Gordon Herbert eine starke Leistung und weckte nur vier Tage nach dem klaren Erfolg über Titelverteidiger Slowenien in der WM-Qualifikation Hoffnungen auf die erste Medaille seit 2005. Johannes Thiemann war mit 14 Punkten bester Werfer des deutschen Teams, das mit dem Erfolg einen ersten Schritt in Richtung Achtelfinale machte.
«Vor allem die Defensive war der Schlüssel. Egal wer auf dem Feld war, wir haben hart verteidigt», sagte Center Daniel Theis nach der Partie bei «Magentasport». «Wir können nur als Team gewinnen. Natürlich gibt das einen Push, aber für den einen Sieg können wir uns nichts kaufen», sagte Theis. «Wir sind ohne Angst auf das Parkett gegangen und haben hart gearbeitet», lobte Trainer Gordon Herbert.
Ehrung für den «lieben Herrn Nowitzki»
Doch zunächst mussten Schröder und Co. warten, allerdings aus gutem Grund: Der Deutsche Basketball Bund nutzte den EM-Start, um Nowitzkis Trikot mit der Nummer 14 unters Hallendach zu ziehen. Bei der emotionalen – und bisher im deutschen Basketball einmaligen – Ehrung waren nicht nur seine Familie und alte Dallas-Weggefährten wie Jason Kidd, Michael Finley und Club-Boss Mark Cuban dabei, sondern auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
«Ein Star kann man im Sport schnell werden. Um in den Augen der Fans dauerhaft ein Held zu sein, muss auch Herz und Charakter dazukommen», sagte Steinmeier, der den Jubilar mehrere Male mit «Lieber Dirk Nowitzki» ansprach. Der 44 Jahre alte Würzburger selbst hielt seine Rede diesmal kurz und sagte nach 153 Einsätzen im Nationaltrikot: «Ich habe immer gerne für Deutschland gespielt, habe immer alles gegeben, von daher bedeutet mir das sehr viel.»
Nowitzki: «Auf geht’s Deutschland!»
Als Nowitzkis Abschlussworte («Und jetzt: Auf geht’s Deutschland!») gesprochen waren, rückte der Sport in den Mittelpunkt. Vor großer Kulisse ging es auf beiden Seiten eher holprig los: Frankreichs Defensivanker Rudy Gobert leistete sich beim Freiwurf einen sogenannten Airball, er traf also nicht einmal den Ring. Deutschland hingegen wartete nach mehreren Missverständnissen knapp vier Minuten auf die ersten Punkte, bevor Kapitän Schröder zwei Freiwürfe verwandelte.
Dann wurde es besser. Rückkehrer Daniel Theis, der zuletzt rund zwei Wochen wegen Knieproblemen nicht spielen konnte, wirkte stabil und beweglich. Mit seiner Athletik und Vielseitigkeit bereicherte der 30 Jahre alte NBA-Profi nicht nur die Offensive, sondern war auch ein wichtiges Gegengewicht zum NBA-Star Gobert, um den das französische Team aufgebaut ist.
Deutschland funktionierte vor allem als Kollektiv
Das Alba-Duo Maodo Lo und Johannes Thiemann sowie der Ex-Berliner Niels Giffey lieferten wichtige Impulse von der Bank. Lohn für eine geschlossene Mannschaftsleistung war die Führung zur Halbzeit. Anders als beim WM-Auftakt 2019 (74:78 gegen Frankreich) war das Herbert-Team von Anfang an konkurrenzfähig. Schröder überzeugte zunächst mehr als Spielmacher, daneben funktionierten die Gastgeber vor allem als Kollektiv.
Frankreich hat zwar mit Ausnahme von Gobert und Evan Fournier nicht mehr die großen Namen wie zu Zeiten von Tony Parker, gilt aber trotzdem als einer der Mitfavoriten auf den Turniersieg. In Slowenien mit NBA-Superstar Luka Doncic und Litauen warten in der Gruppe B zwei weitere knifflige Gegner. Gelingt am 3. September (14.30 Uhr) gegen Bosnien-Herzegowina ein weiterer Sieg, rückt die Qualifikation für die Finalrunde in Berlin bereits in greifbare Nähe.
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