Für Dirk Nowitzki wiederholt sich ein Stück Geschichte. Die sehr exklusive Ehre, die ihm erst Anfang Januar bei den Dallas Mavericks zuteil wurde, erwartet Deutschlands abgetretene Basketball-Legende nun auch in Köln.
Sein Nationalmannschaftstrikot wird an diesem Donnerstag unters Hallendach gezogen, die Nummer danach nicht mehr vergeben. «Dass die 14 nicht mehr vergeben wird im deutschen Basketball, ist eine tolle Sache. Das wird wieder schön werden und auch emotional. Ich hoffe, dass ich gut durchkomme. In Dallas habe ich eine längere Rede gehalten, in Köln möchte ich sie um einiges kürzer halten», sagte Nowitzki der Deutschen Presse-Agentur. Bei den Mavericks war es die Nummer 41, die in der Halle des NBA-Clubs aus Texas verewigt wurde.
Der Rahmen ist würdig, zur EM-Eröffnung gegen Frankreich werden am Donnerstag (20.30 Uhr/Magentasport) eine volle Arena und ausgelassene Stimmung erwartet. «Wenn es jemand verdient hat, dann Dirk. Er war immer bereit für Deutschland zu spielen und hat dabei in 153 Länderspielen für die Herren unglaubliche Leistungen gebracht», sagte Ingo Weiss, Präsident des Deutschen Basketball Bundes. Weiss freut sich über den «passenden Rahmen» für die emotionale Ehrung. Sogar Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird in der Lanxess Arena erwartet.
Großes Vorbild
Und die Profis um Dennis Schröder und Franz Wagner wollen dazu beitragen, dass der Abend gelingt. «Er ist ein richtig großes Vorbild für mich. Er ist ein Idol – wie bodenständig er geblieben ist und wie krass er gespielt hat. Solche Sachen haben mir imponiert», sagte Wagner. Für Schröder ist es Extra-Motivation, dass der erfolgreichste deutsche Basketballer mit Familie vor Ort ist. «Er hat den Basketball verändert für die Großen in Europa. Er ist einer der besten Vierer aller Zeiten», lobte der deutsche Kapitän.
Nowitzki führte Deutschland zu EM-Silber 2005, WM-Bronze 2002 und zu Olympia in Peking 2008, wo er die deutsche Fahne tragen durfte. Nun also der Schlusspunkt bei der EM, die Nowitzki in einer seiner vielen Nach-Karriere-Tätigkeiten auch als Botschafter begleitet. Der 44 Jahre alte Würzburger hat die komplette Familie und auch einige Wegbegleiter aus Dallas eingeladen, wo Nowitzki mit seiner Frau Jessica und den drei Kindern Malaika, Max und Morris weiterhin lebt. «Das wird ein unvergesslicher Abend für mich», kündigte Nowitzki an. Erst die 14 unters Dach und dann ein Sieg zum EM-Start über Frankreich: So sähe für ihn ein idealer Donnerstagabend aus.
Der ehemalige Basketball-Star wird dabei hoffen, dass er nicht zu viele Meter machen muss. Zwar spielt Nowitzki nach eigenen Angaben noch Tennis und fährt regelmäßig Rad, doch gut zu Fuß ist er nach 21 aufreibenden Jahren bei den Mavericks nicht mehr wirklich. Als er in der vergangenen Woche bei seinem eigenen Benefizspiel in Frankfurt als Torhüter auflief, gab er körperlich ein erschreckendes Bild ab. Den Weg vom eigenen Tor zum gegnerischen, um einen Elfmeter zu schießen, konnte Nowitzki nur humpelnd und hinkend zurücklegen.
Letzten Jahre von Schmerzen geprägt
«Ach, was heißt bereuen? Ich glaube, das gehört einfach dazu, dass man danach ein paar Wehwehchen davonträgt. Es hat einfach am Schluss noch Spaß gemacht. Ich dachte, ich kann noch einiges erreichen. Wenn ich jetzt zurückgehe, kann ich es sowieso nicht mehr ändern», beschreibt Nowitzki seine letzten Jahre, die bereits von Schmerzen geprägt wurden. Das Karriereende im April 2019 war kein wirklich freiwilliges. Nowitzki konnte einfach nicht mehr.
Der Franke, den sein früherer Teamkollege Paul Zipser «eine deutsche Sportlerlegende» nennt, hat sich mit seinem neuen Leben als Privatier gut arrangiert. Botschafter der EM, Berater der Mavericks, Gastgeber des Benefizspiels: Nowitzki hat neue Tätigkeitsfelder entdeckt, ist aber weiter auf der Suche.
«Ich mache so ein bisschen alles, ohne irgendetwas richtig zu machen. Aber für mich ist das eine tolle Phase. Ich bin in so einer Zwischenphase, um zu finden, was ich in Zukunft wirklich machen will», sagte Nowitzki. Nachdem ihm die Termine 21 Jahre lang vom NBA-Spielplan und dem Rahmenterminkalender des Weltverbandes Fiba vorgeschrieben wurden, genießt der Familienvater nun ganz neue Freiheiten. «Ich bin mein eigener Boss, mir schreibt keiner was vor.»
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